chrismon: Sie sagen, Museen sind 1-a-Orte zum Daten und Flirten. Warum?
Jakob Schwerdtfeger: Ein Museum ist wie ein Spaziergang mit Input. Der Vorteil gegenüber grünen Hecken – man kommt durch Kunstwerke irre schnell ins Gespräch. Und man weiß gleich, dass die Angesprochene denselben Geschmack hat.
In Ihrer Altersgruppe sind da nicht so viele . . .
Das ändert sich gerade. Klar, Ältere haben mehr Zeit fürs Museum. Aber die Berliner Hipster umgeben sich mit Kunst, weil es schick ist. Und man sieht immer mehr Tiktok-Kids im Museum. Ich glaube, man kriegt sie durch Entertainment. Man darf nicht so elitär über Kunst labern. Augenhöhe, Humor, Geschichten, Funfacts – das zieht. Ich war gerade in Kassel bei den Alten Meistern. Davor wurden die Kunstwerke mit Playmobil nachgebaut. Man guckt dann ganz anders aufs Bild. Super.
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Kunst ist heute vor allem…
Kunst ist heute vor allem bildungsbürgerlich, fachwissenschaftlich und kulturindustriell vereinnahmt, und zu letzterem Aspekt gehört auch die gerade unter jüngeren Menschen zu beobachtende und als Fehlentwicklung zu betrachtende Smartphoneisierung der Kunst. Kunst als Konsumgut, möglichst oberflächlich, klick und weiter, alles echt geil, kannst du alles liken! Kunst ist eine anthropologische Kategorie, Kunst ist die kleine Schwester der Philosophie, Philosophie gibt Orientierung, Kunst liefert die Handlung.
Friedhelm Buchenhorst
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