Auf Island wird Kohlendioxid aus der Luft absaugt
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Natur
"Schöpfung darf heißen, die Welt umzubauen"
Um den Klimawandel aufzuhalten, muss der Mensch noch mehr in die Natur eingreifen. Sagt der Physiker und Theologe Maximilian von Seckendorff
Tim Wegner
28.07.2022
7Min

chrismon: Sie sind Physiker und Theologe. Was verstehen Sie als Physiker unter dem Wort "Schöpfung"?

Maximilian von Seckendorff: Als Physiker ist mir klar, dass es einen Anfang des Universums gegeben haben muss. Und dann ist Schöpfung der Prozess, der dazu geführt hat, dass das ganze Universum entstanden ist und sich weiterentwickelt. Dafür müssen viele Naturkonstanten unvorstellbar genau abgestimmt sein, damit das Universum mit Galaxien, Sternen, Planeten und stabilen Elementen überhaupt entstehen kann. Aber ganz erforschen kann man die Weltentstehung aus der Physik heraus nicht, weil es eine Grenze gibt, hinter die wir nicht blicken können. Schöpfung ist etwas, was die Physik an ihre Grenzen bringt.

Privat

Maximilian von Seckendorff

Maximilian von Seckendorff, geboren 1993, studierte Physik und evangelische Theologie in München und Hongkong. Seit 2019 promoviert er in Theologie an der LMU München. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Schöpfungstheologie, der Technik- und Umweltethik und der Vereinbarkeit von Theologie, Technik- und Naturwissenschaften.

Und als Theologe?

Besteht Schöpfung darin, zu glauben, dass Gott die Welt erschaffen hat, sie gemeinsam mit dem Menschen weiterentwickelt und erhält. Schöpfung ist die göttliche Ursache des Ganzen, die ich als Physiker nicht messen oder errechnen kann - auch wenn in der Physik vieles darauf hindeutet, dass es eine Ursache geben muss. Gott ist das, was hinter dem Prozess der Weltentstehung steht.

In der Kirche wird viel von der "Bewahrung der Schöpfung" gesprochen. Das klingt so, als könnten wir zu einer Art natürlichem Urzustand zurückkehren.

Ich halte dieses Verständnis von "Bewahrung der Schöpfung" im Sinne der Konservierung eines Urzustandes von Natur für fehlgeleitet. Es ist angesichts der massiven Eingriffe der Menschheit in das Erdsystem und des fortschreitenden Klimawandels unrealistisch, dass die Menschheit Natur in einem bestimmten Zustand erhalten oder einen solchen wiederherstellen kann. Wir Menschen gestalten die Welt und haben sie immer gestaltet.

Was verstehen Sie unter "Bewahrung der Schöpfung"?

Dass wir Menschen die Schöpfung so gestalten, dass langfristig gute Lebensbedingungen auf Erden möglich sind. Ohne Technik geht das nicht, sie ist Teil der Schöpfung. Wenn es um Klimaschutz geht, sind nachhaltige Technologien unabdingbar, um die Erwärmung der Atmosphäre einzugrenzen - weit mehr als Verzicht. Bewahrung der Schöpfung darf auch heißen, die Welt gründlich umzubauen. Theologisch betrachtet ist es Gottes Erde, um die wir uns als Menschen kümmern.

Also geht es nicht darum, die Erde so zu erhalten, dass die Natur unversehrt ist und bleibt?

Nein, wir leben im Anthropozän, also im Zeitalter des Menschen. Der Mensch hat schon so einen starken Fußabdruck hinterlassen, dass die Rückkehr zu einer prämodernen Natur oder Wildnis nicht realistisch ist.

Woher kommen die unterschiedlichen Vorstellungen, was die "Bewahrung der Schöpfung" denn nun sei?

Die Programmformel "Bewahrung der Schöpfung" ist erst aus der Abrüstungs- und Ökologiebewegung der späten 1970er Jahre und dem "konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" des Ökumenischen Rates der Kirchen heraus entstanden. Der englischen Formulierung "integrity of creation", übersetzt Unversehrtheit oder Einheit der Schöpfung, lag das Ideal einer ursprünglichen Natur zugrunde, die man erhalten müsse. Bei der "Bewahrung der Schöpfung" bleibt allerdings unscharf, in welchem Zustand Natur zu bewahren sei und welche Rolle der Mensch dabei einnehmen soll: die eines in die Natur eingegliederten Mitgeschöpfes oder die eines Gärtners, der die Natur kultiviert, ohne sie jedoch auszubeuten. Denn als die Umweltverschmutzung offensichtlich wurde, kritisierten Carl Amery und Lynn White, die Kirchen seien schuld daran: Das Christentum propagiere durch den biblischen Herrschaftsauftrag die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen.

"Und machet euch die Erde untertan ..."

Genau. Aber der Herrschaftsauftrag in Genesis 1,26–28 sollte immer zusammen mit Genesis 2,15 gelesen werden: "Ihr sollt die Erde bebauen und bewahren." Das ist kein Freibrief, der theologisch dazu legitimieren würde, die Erde zu plündern.

"Verzicht ist wichtig, um nicht Ressourcen zu verschwenden"

Diese Debatte liegt Jahrzehnte zurück. Warum hat sie heute für Sie eine Bedeutung?

Weil die Kirchen damals überlegten, wie sie auf den Vorwurf reagieren sollten. Das wurde ausführlich diskutiert im konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. In diesem Prozess hat man das Schlagwort von der Erhaltung der Schöpfung, der Conservatio, umgedeutet in die Formel von der Bewahrung der Schöpfung. Es galt nun - anders als im Mittelalter - nicht mehr als Gottes Werk, die Welt zu erhalten. Sondern es war Aufgabe der Menschen, die Natur zu schützen und möglichst in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten. Das erklärt auch, warum Kirchen oft Verzicht predigen. Verzicht auf Konsum ist ja theoretisch eine Möglichkeit, die Schöpfung zu bewahren.

Was ist falsch am Verzicht?

Verzicht ist wichtig, um nicht Ressourcen zu verschwenden. Aber selbst maximaler Verzicht würde nur zu einer geringen Einsparung von Treibhausgasen führen. Das hat man in der Corona-Krise gesehen. Das Problem ist: Allein die Grundbedürfnisse der Weltbevölkerung zu befriedigen, verursacht so viele Emissionen, dass wir die Klimaziele von Paris nicht erreichen können. Um das zu schaffen, müssen wir unsere Technologien umstellen. Wenn man die Verzichtslogik konsequent zu Ende denkt, müsste man ins vorindustrielle Zeitalter zurückkehren. Der größte Faktor im Klimaschutz sind nachhaltige Technologien. Das Potenzial ist enorm, dadurch können wir in den nächsten Jahrzehnten die große Transformation schaffen, um weitgehend CO2-neutral zu wirtschaften.

Was sind Ihre Top-5-Technologien, um die Schöpfung zu gestalten?

Erstens: Ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien mit guten Speichern, Stromnetzen und Pipelines für grünen Wasserstoff. Zweitens: Wir brauchen Wärmespeicher. Drittens: Wir müssen Carbon-Capture-and-Storage-Verfahren umsetzen, kurz CCS.

Das müssen Sie erklären!

Das sind Technologien, mit denen wir CO2 aus der Luft filtern und mit hohem Druck in geeignete Gesteinsschichten verpressen können, wo das Kohlendioxid sicher lagert und die Atmosphäre nicht weiter erwärmt. Der Weltklimarat hat schon deutlich formuliert, dass wir unsere Klimaziele ohne CCS nicht erreichen können. In den Niederlanden ist dieses Verfahren schon in der Umsetzung, dort will man jährlich Millionen Tonnen an CO2 unter der Nordsee speichern.

Und Nummer vier?

Wir müssen das Thema Solar Radiation Management erforschen.

Was ist das?

Eine Idee von Paul Crutzen, Atmosphärenchemiker und Nobelpreisträger. Er hat auch den Begriff des Anthropozäns geprägt. Sein Vorschlag: Der Mensch bringt Aerosolpartikel in die Atmosphäre ein, die das Sonnenlicht reflektieren. Das Verfahren ließe sich auch auf bestimmte Breitengrade wie den Polarkreis konzentrieren, um gezielt diese Regionen abzukühlen und zu verhindern, dass die Polkappen abschmelzen. Die Idee ist reversibel, macht sich also von selbst wieder rückgängig, denn nach 20 Jahren sinken die Partikel zurück auf den Boden. Aber man müsste wohl schwefelbasierte Partikel verwenden, was zu saurem Regen führen könnte. Die Idee sollte man auf keinen Fall sofort anwenden, aber wir sollten sie bereits jetzt debattieren und noch besser erforschen, zum Beispiel im Hinblick auf schwefelfreie Partikel. Noch ist Solar Radiation Management mit Vorsicht zu genießen.

Warum sollten wir es dann je nutzen?

Wenn wir weiter so schleppend vorankommen mit dem Klimaschutz, sehe ich die Gefahr, dass wir bis zum Jahr 2100 oder 2200 auf einen extremen Klimawandel zusteuern, eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur von über fünf Grad, die schlimmstenfalls dazu führen könnte, dass der Meeresspiegel langfristig um über 60 Meter steigt.

Und fünftens?

Als Physiker träume ich von der Kernfusion, sie ist sicher und hinterlässt keinen Müll, ist aber teurer als die erneuerbaren Energien und Zukunftsmusik.

Können Sie Ihren Kollegen in der Theologie Ihre Ideen für ein technikfreundliches Verständnis von Schöpfung vermitteln?

Das Bewusstsein wächst, dass Verzicht allein nicht ausreicht. Es gibt zunehmend Stimmen, die sagen, dass wir es sowieso nicht mehr schaffen und Gottes Schöpfung auf eine Katastrophe und Apokalypse zusteuern. Aber das kann ja nicht die Perspektive sein für eine Religion, die Hoffnung predigt. Ich gehe einen anderen Weg.

Nämlich?

Bewahrung der Schöpfung bedeutet eben nicht, die Natur zurückzuversetzen in einen Urzustand. Sondern sie so zu gestalten, dass langfristig ein gutes Leben möglich ist. Auch wenn das heißt, dass wir mit Hilfe der Gentechnik die Wüsten begrünen oder die Erde mit Photovoltaik belegen. Natur würde dann ganz anders aussehen als jetzt, aber Natur hat sich immer verändert. Und ebenso hat sich immer die Art und Weise verändert, wie Menschen über die Natur gedacht und was sie darunter verstanden haben.

"Die Ursache liegt beim Menschen"

Was ist, wenn Arten aussterben – soll der Mensch dann eingreifen und sie retten? Oder sollte man sagen: Das ist eben die Natur?

Das Artensterben ist eines der größten Probleme der gegenwärtigen ökologischen Krise, weil es unumkehrbar ist. Die Ursache liegt beim Menschen, die Verantwortung hierfür abzustreiten würde nicht zum Gärtnerauftrag und zur Bewahrung der Schöpfung passen. Da zwei der Haupttreiber für das Artensterben der Klimawandel sowie die Rodung tropischer Regenwälder sind, sollten wir zuallererst dort ansetzen, um das Artensterben zu verlangsamen. Zudem sollten wir versuchen, möglichst viele Arten aktiv zu retten. Dies kann auch gelingen, indem wir neue Lebensräume für sie innerhalb der vom Menschen kultivierten Systeme schaffen oder innovative Technologien nutzen. Durch Kryokonservierung bei sehr kalten Temperaturen und moderne Biotechnologie lassen sich Stamm- und Keimzellen von Pflanzen und Tierarten in sogenannten "Kryobanken" schon heute aufbewahren, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder zum Leben zu erwecken. Dies ist wiederum ein Beispiel dafür, dass Technologien einen unverzichtbaren Beitrag zum Naturschutz und zur Bewahrung der Schöpfung leisten können.

Neu über Schöpfung nachdenken – für die Kirchen ist das eine riesige Aufgabe, für manche Menschen vielleicht auch eine Zumutung.

Stimmt. Und die Kirche muss begreifen, dass es ohne Technologien nicht gelingen wird, die Schöpfung zu bewahren. Mit einer Offenheit für Technologien kann die Kirche viel mehr leisten, als wenn sie immer nur die Grenzen des Wachstums und Verzicht predigt. Kirchen können einen Konsens schaffen wie kein anderer Akteur in der Gesellschaft, auch wenn sie kleiner werden, jedenfalls in westlichen Gesellschaften. Gedanken dazu wünsche ich mir in vielen Predigten, von vielen Dorfpfarrerinnen und -pfarrern. Die Debatte gehört an die Basis unserer Gesellschaft, nicht nur in den Hörsaal.

Lesen Sie hier ein Glossar über erneuerbare Energien.

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"Warum Technik der Natur mehr hilft als Konsumverzicht"

Weil konfusionierende Gerechtigkeit in wettbewerbsbedingter Symptomatik so stumpfsinnig ist wie Fairtrade blödsinnig???

Vernunft und Verantwortungsbewusstsein sind der Schöpfung ...!?

NICHTS gehört dem "Einzelnen"/"Individualbewussten" allein, sogar/besonders unsere Gedanken nicht, weil diese auch immer abhängig von Geist und Gemeinschaft/Gemeinschaftseigentum geprägt "wachsen"/wachsen und fusionieren können/sollen, wenn der "Tanz um den heißen Brei"/der "Tanz um das goldene Kalb" gemeinsam / als Mensch im Sinne der Seele des Geistes der Gott/Vernunft ist überwunden wird und den geistigen Stillstand seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung ("Vertreibung aus dem Paradies") gottgefällig beendet - Matthäus 21,18-22

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Die Technik / die materialistische "Absicherung" ist nur eine bewusstseinsbetäubende Krücke für unsere instinktive und systemrational hierarchisch-gepflegte Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und wettbewerbsbedingt egozentriert-konfusioniertem "Individualbewusstsein".

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Einem Physiker und Theologen müssten die Berechnungen der Wahrscheinlichkeit unseres Universums als Hologramm sehr klar machen, dass diese Welt- und "Werteordnung" mehr als nur eine zufällige Illusion ist, auch wenn die letzte Bestätigung nur noch an unserer Unfähigkeit des Zugriffs in den Schwarzen Löchern liegt.

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Allein aufgrund der Überschrift, habe ich meine Beiträge geschrieben. Jetzt, wo ich den Text gelesen habe, bereue ich diese geschrieben zu haben, denn der Text erweckt den Eindruck eines Androiden / gänzlich von konfusionierter Menschlichkeit programmierten Wesens ohne Bewusstsein, wo meine Ansprache eh nur mehr wettbewerbsbedingte Konfusion erschaffen kann.
Mensch muss/soll nicht zurück zur Natur, sondern zurück zur Wahrheit des Geistes, sozusagen zur Fusion eines geistig-heilenden Selbst- und Massenbewusstseins, damit der geistige Stillstand seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung ...!!!

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Wenn es einen Anfang gegeben hat, muss es auch ein Ende geben. Schon in dieser Frage versagt die Physik und letztlich auch jede menschliche Sinngebung und Religion. Das Ende vom Ende kann es genau so wenig geben wie das absolute NICHTS. Denn dieses NICHS ist ebenfalls undenkbar. Genau so wenig, wie mein Leben 100 Jahre vor der Zeugung gedacht werden kann, obwohl es potentiell schon da war. Diese Turbulenzen der Sinnfindung sind unergründlich. Der Mensch sollte akzeptieren, dass auch das Wissen keine Grenzen hat. Wer glaubt zu wissen, dass es einen Anfang gegeben hat, weis zu viel von dem er nicht weis. Zugegeben, auch die theoretische Entfernung in einem jeden Kreis ist undenkbar, wenn weder Anfang noch Ende gewußt werden. Wie gut dass wir nicht alles wissen, denn dann wäre ja Ende.

Das Handeln in allen denkbaren ...losigkeiten, ist eine Spezialität des konfusionierten Menschen für den geistigen Stillstand im nun "freiheitlichen" Wettbewerb - Aber die menschenwürdige Fusion im wirklich-wahrhaftigen Sinne unserer Vernunftbegabung, wäre der Anfang für einen neuen/weiteren Geist, bzw. für eine neue/weitere Seele, der/die wiederum ...!?

Und ich glaube das nicht, nein ich weiß das.

... ich muss das fragen: Was denken Sie: sind Sie noch rationalen Argumenten zugänglich? ... Woher wissen Sie, was Sie wissen? ... Und wozu wissen Sie, was Sie wissen?

MfG
GE

... ich muss das fragen: sind Sie eine Art Prototyp des sog. "Homo Deus" (= gottgleiche Mensch), ein Vorläufer des Menschen, der Fähigkeiten erlangt, die in traditionellen Vorstellungen Göttern vorbehalten sind? Oder hatten Sie Kontakt zu dem israelischen Historiker Yuval Noah Harari, der das gleichnamige Buch geschrieben hat, und der glaubt, dass wir Menschen bald eine nächste Evolutionsstufe erreichen? Wo liegt bei Ihnen die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge?

Kurz: Woher wissen Sie all das, was Sie wissen (über das Wissen, über Anfang und Ende, über Potenzialität und Wirklichkeit, über Versagen und Nicht-Versagen usw.) ?

MfG
GE

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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Weder noch. Schön oder schrecklich was Sie mir da zutrauen. Ich kann Sie beruhigen. Von mir geht auch keine Gefahr aus. Wenn Sie aber etwas irritiert sind, bitte ich um Nachsicht. Es fällt mir schwer zu hoffen und erst recht zu glauben, dass "Babylon" möglich ist. Leider ist vermutlich die Zivilisation in der bisherigen Form endlich. Um das, oder erst recht das Gegenteil, zu beweisen, fehlt mir und vielleicht auch Ihnen die Zeit. Ich pflanze heute noch einen Apfelbaum.
Mit freundlichen Grüßen von einem Unverzagten.

Antwort auf von Ockenga (nicht registriert)

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Vielen Dank für Ihre Antwort. Keine Sorge! Ich bin nicht beunruhigt. Ich denke auch nicht, dass von Ihnen eine Gefahr ausgeht. Ebensowenig bin ich irritiert. Und für Beweise für "Dieses" oder "Jenes" fehlt mir, wie Ihnen, nicht nur die Zeit, sondern auch das Interesse.

Mit meinen Fragen wollte ich nur versuchen, dafür zu sorgen, dass ich Sie ein bisschen besser verstehe. Was Ihnen mit Ihrer Antwort gelungen ist. In diesem Sinne wünsche ich frohes Pflanzen bei hoffentlich angenehmen Temperaturen. Und bitte das Wässern nicht vergessen ;-)

Freundliche Grüße von einem fröhlichen Unverzagten.
GE

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Vom Ökonomen Friedmann soll der Aphorismus stammen: "Jeder begreift stets, was er gerade in Händen hält, es fällt ihm aber schwer, sich vorzustellen, was unter anderen Bedingungen möglich wäre."

Von mir zum "Weder Noch" : "Keiner ist so schlau, als das nicht ein Anderer das gedacht, geschrieben oder gesagt haben könnte, was er als sein Eigenes ansieht."

MfG und nun aber genug der Rätsel.

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Bewahrung der Schöpfung ist die Erkenntnis, daß Mensch sie im Grunde nicht verändernd gestalten braucht - Derzeit wird im Bereich Landwirtschaft immer deutlicher, daß die alten Saaten viel besser mit Schädlinge und Krankheiten fertig werden als die auf Hochleistung und von Pestizide abhängigen, weil sie im Laufe der Zeit eine Erinnerung / ein Bewusstsein dagegen entwickelt haben, was den abhängigen im Verlaufe der Zucht abhanden gekommen ist (gleichermaßen im Rahmen mit unserer schnelllebig-konfusionierenden Bewusstseinsbetäubung abhanden für den nun "freiheitlichen" Wettbewerb) - Im Grunde ist es nur Mensch, wo Veränderung im Sinne des Geistes, die wirklich-wahrhaftig ebenbildliche Gestalt von Vernunftbegabung zu zweifelsfrei-eindeutiger Vernunft auch die scheinbare Unvollkommenheit gottgefällig-fusionierend ...!?

"In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist" (???) - "Gott ist Geist und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten" (Johannes 4,24)!?

Antwort auf von Horst O (nicht registriert)

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Es geht um Verantwortung. Und nicht um diesen oder jenen Geist - selbst dann nicht, wenn sie "den" Geist mit dem Ausdruck "Gott" symbolisieren. Im Übrigen ist (auch) mit dem Herbeizitieren von Bibelversen, und seien diese theologisch noch so 'richtig', noch nicht wirklich etwas gesagt.

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Seckendorff: "Um den Klimawandel aufzuhalten, muss der Mensch noch mehr in die Natur eingreifen"

URSACHE aller Probleme unseres symptomatisch-destruktiven "Zusammenlebens" ist der nun "freiheitliche" WETTBEWERB - Also sollte Mensch sich vielmehr zurücknehmend und ausgleichend besinnen, wobei Mensch IMMER ALLE bedeutet (Matthäus 21,18-22), so wie Gott die Vernunft Geistes ist, der Geist der uns alle im selben Maße "durchströmt", für die gottgefällig-ebenbildliche Gestaltung/Fusion unserer Vernunftbegabung!?

Zitat: "...so wie Gott die Vernunft Geistes ist, der Geist der uns alle im selben Maße "durchströmt", für die gottgefällig-ebenbildliche Gestaltung/Fusion unserer Vernunftbegabung".

Ich denke und schreibe ja nicht "einfach", aber um Horst zu folgen versagt mein IQ.

Antwort auf von Ockenga (nicht registriert)

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Ganz einfach: Gott ist keine Person / kein "Individualbewusstsein".
Damit Mensch das Ebenbild von "Gott" wird, bzw. auch Gott/Vernunft/Seele und somit neuer/weiterer Geist, muss Mensch seine Vernunftbegabung von seinem konfus-illusionären "Individualbewusstsein" zu zweifelsfrei-eindeutigem Mensch/ALLE in sozusagen geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein wandeln/fusionieren, die göttlichen/vernünftigen Effekte vor, während und nachher jetzt mal aussen vor gelassen!?

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"Schöpfung ist etwas, was die Physik an ihre Grenzen bringt." meint von Seckendorff. Und 'vergisst' die geneigte Leserschaft daran zu erinnern, dass der Begriff der Schöpfung ohne die theologische Unterscheidung zwischen Schöpfer und Geschöpf unter der Hand zu einer Art Ersatzbegriff für "intakte Natur" mutiert. Demnach wäre die Zugspitze Schöpfung, die Zugspitzbahn aber nicht mehr. Aber stimmt das? ---

Ob und inwiefern tatsächlich Schöpfung etwas ist, was die Physik an ihre Grenzen bringt, mag dahingestellt bleiben. Die Unterscheidung Schöpfer/Geschöpf jedenfalls dürfte für die allermeisten Physikerinnen und Physiker - und nicht nur für die - bereits eine Grenzverletzung darstellen bzw. eine noch viel größere Unselbstverständlichkeit sein.

Überspitzt könnte man sagen: der Theologe von Seckendorff hat sich als Theologe selbst überholt.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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So ist es. Die Physik macht vor nichts halt und Theologien werden haltlos, wenn sie sich der Physik ausliefern. Die Probleme gipfeln in der Feststellung: "Das Paradies ist nur eine Hoffnung. Wenn man sie prüfen muß, ist alles zu spät". Die Konkurrenz zwischen Physik und Religion löst, wenn denn überhaupt jemand glaubt, dass sie für ihn persönlich besteht, kein Rätsel.

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Herr von Seckendorff, die Welt nicht, aber die Oberfläche der Erde ist bis in ca. 50 Km Höhe in wesentlichen Teilen bereits umgebaut. Initialzündung sind unsere "göttlichen" Eigenschaften. Unsere Zivilisation ist zum Selbstläufer geworden. Wir haben es nur seit Jahrhunderten nicht gemerkt.

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Seckendorff: "Als Physiker träume ich von der Kernfusion, sie ist sicher und hinterlässt keinen Müll, ist aber teurer als die erneuerbaren Energien und Zukunftsmusik."

Dazu muss ich sagen: In einer Welt- und Werteordnung OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, also in einem globalen Gemeinschaftseigentum "wie im Himmel all so auf Erden", gibt es Fragen wie "Wer soll das bezahlen?" nicht, da ist das Wort TEUER ein stumpf- wie blödsinniges Relikt aus der Zeit des zeitgeistlich-reformistischen Kommunikationsmülls (die wir wohl nicht mehr gottgefällig / wirklich-wahrhaftig vernünftig überwinden und ...)!?

Auch hier mein Rat zum Überdenken: Matthäus 21,18-22

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Sehr geehrter Herr von Seckendorf"
Sie sind Physiker. Sie werden, Sie müssen mir widersprechen. Dennoch wage ich einen ganz anderen Ansatz der Betrachtung.
Die Zivilisation als Naturgesetz? Wikipedia: „Als Naturgesetz wird in der Wissenschaftstheorie eine Regelmäßigkeit von Vorgängen in der Natur bezeichnet. Von anderen Gesetzen unterscheiden sich Naturgesetze darin, dass sie nicht von Menschen nach Belieben in Kraft oder außer Kraft gesetzt werden können“. Dann ist, von der Wirkung eines Schwarzen Loches einmal abgesehen, auch die Existenz der Erde als eine unveränderliche „natürliche“ Konstante anzusehen. Bestehen die Grundlagen der Naturgesetze nur aus Physik und Mathematik, oder sind auch die unbeeinflussbaren biologischen Evolutionen und Eigenschaften eine besondere Form der Naturgesetze? Denn auch die Regeln der Biologie und besonders die individuellen menschlichen Eigenschaften können von uns nicht nach Belieben formuliert werden. Was wäre, wenn dann deshalb auch das Leben in seinen sämtlichen Formen als ein Naturgesetz und seine Folgen als unabänderlich anzusehen sind? Sei wie es sei.

In der Diskussion der Zivilisation und ihrer Folgen, besonders für das Klima, wird der unvermeidliche Einfluss des menschlichen Verhaltens unterdrückt. Dabei sind es nur diese Eigenschaften, die zur Ausbildung und zum Missbrauch unserer Zivilisation geführt haben. Hat dann auch das Leben mit der Summe seiner unvermeidbaren und nicht manipulierten menschlichen Eigenschaften und deren Wirkungen einen naturwissenschaftlichen Charakter?
Wir wissen, dass Neugier, Wissen, Gier, Egoismus, Sieg und Macht zum Missbrauch der Natur geführt haben, führen mussten. Dass unsere Ahnen von diesen Zusammenhängen und Folgewirkungen wussten, kann ausgeschlossen wer-den. Die Wirkungen waren virulent. Seit ca. 12.000 Jahren. Erst unbemerkt und durch natürliche Ereignisse (Warm- und Kaltzeiten) verdeckt, bis sie dann offenkundig wurden. Da war es bereits seit Jahrhunderten zu spät. Ein gesetzgeberischer Einfluss kann nur noch die Geschwindigkeit der Veränderung, nicht aber deren Existenz beeinflussen. Zudem hätte es für eine Verhinderung zuerst anderer und besserer Eigenschaften aller Menschen bedurft. Das haben viele Religionen, Idealisten und Despoten versucht. Ohne Erfolg. Eine nicht nur marginale Veränderung wäre theoretisch nur durch eine Bevölkerungs-minimierung und ein konsequentes Klonen möglich gewesen. Vom Ergebnis einmal abgesehen.

Befinden wir uns in einer zivilisatorischen und aus dieser in einer klimatischen Entwicklung, deren Fortgang naturwissenschaftliche und deshalb unvermeidbare Konsequenzen bedeutet, die sich jeder übersehbaren Einflussnahme entziehen? Dann wäre es an der Zeit, für die Zivilisation als Naturgesetz eine für diese Regelmäßigkeit schlüssige Formulierung zu finden. Die freitägliche Schuldnersuche ist damit obsolet. Diese Ohnmacht tut weh.

... wechseln Sie mal den Ansatz: Das Forschungsziel unterscheiden: (a) Exploration (explorative Forschung) oder (b) Überprüfung von Annahmen (hypothesenprüfende Forschung)? ---

Im Fall (a) hat man keine Annahmen und fertige Hypothesen. Hier wird man explorativ vorgehen und sich einen Einblick verschaffen. Im Fall (b) will man eine bereits getroffene Annahme (Hypothese) überprüfen, man geht konfirmatorisch vor.

(b) <--- Mainstream der Wissenschaft.
(a) <--- wenige Anhänger in der Wissenschaft.

Hallo GE. Dank für die Anregung. Da nur "ein kleiner Junge" ohne Reputation ist Adressat eigentlich H. von Seckendorff. Was mich veranlasst hat, ist die geschichtliche Beobachtung, dass die Folgen der Zivilisation (Krieg + Frieden, Wohlstand, Luxus, Vernichtung + 8 Millarden) schon vorher als Gesetzmäßigkeiten sichtbar waren. Ich maße mir nicht an, etwas aus den Angeln heben zu können, habe aber den Anspruch an mich selbst, annähernd folgerichtig zu denken. Dies Forum ist für das Thema denkbar ungeeignet. Dennoch!
MfG Ockenga

Antwort auf von Ockenga (nicht registriert)

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Hallo Ockenga. "Dennoch!", das klingt gut! Ein "Dennoch" klingt insbesondere aus evangelischer Perspektive immer gut. --- Ich bin mit ziemlicher Sicherheit ein noch "kleinerer Junge". Ein Jüngelchen gewissermaßen. Und was meine Reputation anlangt, so ist die 'hin', kaputt, beschädigt. Das hab' ich schwarz auf weiß. In diesem Punkt halte ich es aber ein bisschen mit der Dichtung: Ist der Ruf erst einmal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert... ---

Ich denke, Sie müssten ggf. H. von Seckendorff direkt anschreiben, um eine Antwort auf Ihre Frage(n) zu erhalten (-> evtl. via chrismon-Redaktion - ist das möglich, Redaktion?) Meines Wissens 'mischt' der Autor/die Autorin eines Artikels bei der nachfolgenden "Erörterungsrunde" hier nicht mehr 'mit' (Stichwort 'begrenzte Zeitressourcen').

Etwas platt formuliert würde ich zu dem Thema sagen: Die Probleme fangen schon sehr früh an in der Menschheitsgeschichte: Der Neandertaler muss den Mammut töten, um sich kleiden zu können. Nur so entgeht er dem Tod durch Erfrieren. (Weltentfremdung) - Ich kann und muss über mich nachdenken. Ich bin daher nicht mit mir eins. ("Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust" [Goethe, Faust]; Selbstzerrissenheit) - Irgendwann 'geschieht' dann der erste Mord.... All die Gestalten dieser Grund-Zerrissenheit sind für das menschliche Dasein unumgänglich.
In diesem Sinne muss auch ich aus Überzeugung von Gesetzmäßigkeiten sprechen. Aus den Angeln gehoben ist damit freilich nichts... - Im Christentum ist auf diese Gesetzmäßigkeiten eine eigene, religionsgeschichtlich einzigartige Sicht entwickelt worden. Auch hier wird im engeren Sinne nichts aus den Angeln gehoben. Krieg + Frieden, Wohlstand, Luxus, Vernichtung + alles (!) andere sonst wird aber unter einer veränderten Perspektive von einem bestimmten Ort aus je konkret neu in den Blick genommen... - Folgerichtigkeit im (theologischen) Denken steht dabei unter so etwas wie einer geschichtlichen Prämisse. Folgerichtiges (theologisches) Denken denkt nicht nur von einem bestimmten geschichtlichen Ereignis her, sondern kommt zu allererst von diesem her, und ist als solches zugleich auch stets an dieses Ereignis gebunden, will es sich selbst nicht überflüssig machen. Aber das ist ein anderes Thema...

Nur ein "Besucher-Zufall" wird ein breiteres Interesse zu Folge haben. Denken und schreiben als Selbstzweck? Warum nicht! Ich denke und schreibe auch für mich. Auch Träume müssen nicht umsonst sein. Finden andere Gefallen daran, bin ich nicht allein und zusätzlich auch noch "neu in Gedanken" produktiv. Das Ziel haben Sie bei mir erreicht. Es kann nicht schaden, von sich auch nur ein kleinwenig überzeugt zu sein. Es gibt genug, die von sich "wirr" überzeugt sind . Kaputt ist nur, wer sich unnütz fühlt und/oder andere kaputt macht.

... das unterschreibe ich mit gaaaaaaanzem Herzen!

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"Als Physiker ist mir klar, dass es einen Anfang des Universums gegeben haben muss." In keinem Physikbuch steht, dass es einen Anfang des Universums gegeben haben muss. Das Lambda-CDM-Modell, auch Standardmodell der Kosmologie genannt, erklärt die Entwicklung des Weltalls seit kurz (Stichwort Planck-Zeit) nach dem als Singularität bezeichneten Zustand.

Für Interessierte: https://de.wikipedia.org/wiki/Planck-Zeit

An Spekulationen über einen sogenannten Anfang des Universums, wie ihn Gläubige oder einige Philosophen gerne vorstellig machen wollen, beteiligt sich die Physik nicht. Eine Schwierigkeit im Nachvollzug kosmologischer Gedanken besteht darin, dass die Zeit nicht von der Alltagserfahrung her genügend gut verstanden werden kann. Deshalb sind Begriffe wie Anfang und davor oft irreführend. Dies gilt insbesondere für modernere als das Standardmodell, noch sehr in den Anfangsstadien steckende kosmologische Vorstellungen.

"Aber ganz erforschen kann man die Weltentstehung aus der Physik heraus nicht, weil es eine Grenze gibt, hinter die wir nicht blicken können." Es gibt keine Grenze, wo die Physik gezwungen wäre, das Denken aufzugeben, einzupacken und den Theologen und Philosophen das Feld zu überlassen. Diese Vorstellung ist Gläubigenpropaganda, sonst nichts. Erkenntnisse erlangt man nicht durch das Essen verbotener Baumfrüchte.

Es gibt jede Menge Schwierigkeiten, Erkenntnisse zu erlangen. Der Autofahrer kann nicht um die Kurve blicken, der Seefahrer alter Schule konnte nicht über den Horizont hinaus schauen und auch der moderne experimentelle Physiker kommt grundsätzlich nicht über den sogenannten Ereignishorizont hinaus. Diese Schwierigkeiten zu einer Erkenntnisgrenze zu verfabeln, ist gängig. Man sollte sich aber dadurch nicht hinters Licht führen lassen.

"Dafür müssen viele Naturkonstanten unvorstellbar genau abgestimmt sein" Dieses nicht nur, aber mit Begeisterung auch von Kreationisten vorgetragene Argument zielt auf Folgendes. Der Leser soll sich denken: "Alle Achtung, lieber Schöpfergott! Da hast Du wieder mal saubere, genaue Arbeit geleistet. Deswegen gehörst Du ordentlich angebetet."

Schon der Begriff Feinabstimmung selber ist ideologisch gebildet. Er soll z. B. daran erinnern, wie man doch am Radio mühsam fummeln musste, bis man endlich Radio Beromünster drin hatte. Im englischen Sprachraum heißt die Angelegenheit schon treffender Anthropic Coincidence.

Wer sich näher dafür interessiert: Es geht darum: https://de.wikipedia.org/wiki/Feinabstimmung_der_Naturkonstanten

Dr. Markus Widenmeyer hat sich in seinem Buch Welt ohne Gott? Eine kritische Analyse des Naturalismus. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2014, zustimmend mit der Feinabstimmung, ohne sie so zu nennen, befasst.

Wo die Fehler dieses Denkens liegen, kann hier nachgelesen werden: https://www.ag-evolutionsbiologie.net/html/2015/widenmeyer-welt-ohne-gott-kritik-naturalismus-teil-3.html

Traugott Schweiger

... über (Astro-)Physik, moderne Kosmologie und ihre Modellannahmen im Blick auf Urknall und Alter des Universums will ich nicht schreiben. Das können andere vermutlich besser.

In Ihrem Beitrag stecken eine Vielzahl von "neuen Fässern", die Sie durch das Einbringen entsprechender Begrifflichkeiten zumindest halb aufgemacht haben. Einiges würde ich sicherlich zurückhaltender bzw. differenzierter ausdrücken wollen. So etwa wenn Sie mit dem Ausdruck "Spekulationen" gleich zu Beginn unterschwellig eine Art Überlegenheit konkreter wissenschaftlicher Weltbilder gegenüber "Gläubigen oder einigen Philosophen" konstatieren. Da tragen Sie selbst (wohl unreflektiert) ein Konfliktpotential konkurrierender oder jedenfalls nicht kongruenter Konzeptionen in das Gespräch ein, das es so längst nicht mehr gibt. Aber auch darauf kommt es mir hier nicht an.

Eine wesentliche Schwäche von der Besprechung des Buches "Welt ohne Gott", auf die Sie verweisen - danke für den Link! -, liegt darin, dass diese genau das tut, was Sie in einer anderen Hinsicht kritisieren ("Gläubigenpropaganda"): Sie ist nicht mal ansatzweise dazu bereit, sich im Denken (!) ernsthaft mit theologischen Schöpfungsaussagen auseinanderzusetzen.

Dem "evangelikalen Christen" Markus WIDENMEYER würde auch ich nicht in seiner "Anti-Naturalismus" Argumentation folgen wollen. Wenn Martin Neukamm aber schreibt:

"Die Begründung für einen in der Welt agierenden Gott, gar für eine [sic!] monotheistisch-abrahamitische Religion, liefert das Fine-tuning-Argument gerade nicht." -

dann hat er selber aber auch gar nichts begriffen von Religion, geschweige denn von DER monotheistisch-abrahimitischen Religion oder gar vom theologisch reflektierten Gottesgedanken bzw. Gottesglauben.

Im Übrigen sind solche Abbildungen wie die Abb. 2 "Künstlerische Darstellung der Multiversums-Theorie" in besagter Besprechung zwar 'schöne', aber wissenschaftlich vollkommen, vorsichtig ausgedrückt, unsinnige Spielereien. Wenn eine Theorie, um überzeugend zu sein, einer künstlerischen Darstellung bedürfte, dann wären Grafiker/Kartographen etc. die ernsthaftesten Wissenschaftler. Man könnte diesen Sachverhalt auch etwas zugespitzter formulieren: Wo das Bild, die Grafik, die Abbildung ("A") etc. nicht aus sich selbst heraus etwas zu denken gibt, da dienen darunterstehende textliche Erläuterungen ("x") lediglich der Verschleierung des einfachen Tatbestandes, dass, wo A nichts zu denken gibt, dieser Missstand auch nicht durch den Zusatz von "x" behoben wird.

Schreiben Sie bitte die theologische Schöpfungsaussage "DER monotheistisch-abrahimitischen Religion" auf und wir diskutieren darüber. Das wäre das Hauptprogramm.

Im Nebenprogramm, vielleicht in einem anderen, besser passenden Thread, hätte ich eine Frage. Sie schreiben: "Wo das Bild, die Grafik, die Abbildung ("A") etc. nicht aus sich selbst heraus etwas zu denken gibt, da dienen darunterstehende textliche Erläuterungen ("x") lediglich der Verschleierung des einfachen Tatbestandes, dass, wo A nichts zu denken gibt, dieser Missstand auch nicht durch den Zusatz von "x" behoben wird." Gilt das auch für Andachtsbilder? Gilt das auch für bemannte und unbemannte Kreuze in staatlichen Gebäuden?

Traugott Schweiger

I. Zum "Hauptprogramm":

0. Vorab-Klärung:
Ich habe "DER monotheistisch-abrahimitischen Religion" geschrieben, um damit zu markieren, dass, wie bei Martin Neukamm geschehen, bei der Rede von "EINE monotheistisch-abrahamitische Religion" bereits auf der sprachlich(-grammatisch)en Ebene etwas 'schief' läuft, insofern der Verfasser etwas für sich in Anspruch nimmt, worüber er in einem anderen Kontext vermutlich so etwas tun dürfte wie die Nase rümpfen: die Rede von "EINE physikalische Wissenschaft" oder "EINE buddhistische Religion" klingt nämlich in den Ohren eines verständigen Durchschnittslesers genauso 'seltsam' wie die von "EINE monotheistisch-abrahamitische Religion". --- Mehr habe ich mit dieser Unterscheidung zwischen "etwas bestimmtes" und "etwas unbestimmtes" nicht beabsichtigen wollen und nicht beabsichtigt.

1.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will mich nicht vor einer "ernsthaften Auseinandersetzung" drücken. Ich muss aber um meiner selbst willen die Komplexität der Aufgabe, die Sie mir 'stellen', hier ein bisschen reduzieren. Deshalb schreibe ich nicht "DIE" theologische Schöpfungsaussage "DER" monotheistisch-abrahamitischen Religion" auf (an dieser Aufgabe müsste ich notwendig scheitern; Schöpfung als Thema der christlichen Theologie füllt meterweise Bücherregale !), sondern lediglich zentrale theologische Kernaussagen, die der Schöpfungsbegriff im Horizont des christlichen Gottesglaubens zum Ausdruck bringt, als da sind:

1) Gott und Welt werden in Trennung UND Beziehung zueinander gedacht.
2) Die Vorstellungen unbedingter Souveränität und Erniedrigung Gottes werden zusammengeführt.
3) Schöpfung geschieht aus dem Nichts.
4) Gott und Welt sind kategorial voneinander geschieden. ("Gott ist kein Teil der Welt.")
5) Die Welt ist dabei vollkommen der Souveränität Gottes unterworfen ("Gott kann schaffen, was er will"), die aber trinitarisch ("Gott, Sohn und Heiliger Geist") zu denken ist.
6) Schöpfung ist kein einmaliger, sondern ein fortwährender Akt, ohne den die Welt sogleich wieder ins Nichts zurückfallen würde.
7) Die Welt verdankt ihr Bestehen allein Gottes Zuwendung zu ihr, die in seinem Versöhnungs- und Erlösungshandeln konkrete Gestalt gewinnt.

II. Zum "Nebenprogramm":

1.
Ja, Andachtsbilder 'funktionieren' auch ohne Begleittext. Das tun Andachtsbilder schon seit Jahrhunderten, wie z.B. die Ikonenmalerei zeigt. Ich notiere am Rande: Mein Neffe hat einmal als 2-Jähriger in einer Kirche eine Darstellung 'des Gekreuzigten' in einer Weise kommentiert, die sein Vater, der Theologie studiert hatte, als dermaßen 'heftig' empfand ("dem tut das weh!"), dass er daraufhin befand, es sei besser, mit seinem Sohnemann das Kirchengebäude sofort zu verlassen, damit dieser keinen Schaden an seiner Seele nehme. Mein Neffe war 'religiös nicht vorgebildet'.

Andachtsbilder sind freilich keine 'Wortmaschine', in die man oben 'Zeit hineinwirft', und unten kommt dann ein Begleittext raus. Das mag im Zeitalter der 'schnellen Worte' dem ein oder anderen Zeitgenossen Anlass zum Ärgernis oder zum Verdruss geben; dafür kann aber das Andachtsbild nichts.

Den Unterschied zwischen einer am Computer erstellten Grafik, die 'blaue Blasen' o.ä. 'zeigt', und einem (Andachts-)Bild, das einen inhaltlichen Bezug zu einem konkreten historischen Ereignis(zusammenhang) hat, diesen Unterschied werden Sie schon selbst benennen können. Ist dieser Ereignis(zusammenhang) dem Betrachter nicht bekannt, so kann (!) aus diesem Umstand ein echtes, ernstgemeintes (Nach-)Fragen entstehen. Muss aber nicht. So viel ist klar. Denn auch eine Betrachtung von z.B. Edward Munchs "Der Schrei" löst nicht bei jedem Betrachter Resonanz aus.

Wenn ein kleines Mädchen in der Straßenbahn in einer Stadt mit 18% Kirchenzugehörigen ihren gar nicht 'fromm' aussehenden Papa plötzlich fragt: Du, haben eigentlich alle Kirchen Glocken? - dann hat das Kind mit ihrer unbeschwerten Frage etwas vollzogen, was Andacht genannt zu werden verdient. Ja, auch in diesem Sinne 'funktioniert' Andacht immer schon überall.

2.0.
Das, was Sie mit ihrer etwas saloppen Redeweise von "bemannten und unbemannten Kreuzen in staatlichen Gebäuden" meinen bzw. das, worauf Sie damit anspielen, habe ich verstanden. Ich halte es aber nicht für meine Aufgabe, auf eine "Kruzifix-Debatte" einzugehen bzw. eine solche zu eröffnen oder 'aufzuwärmen'. Wozu sollte das gut sein? Bleiben Sie also ernsthaft! Bleiben also auch Sie ernsthaft!

Antwort auf von Aul (nicht registriert)

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... bitte aber das Kind, das fragt: Haben eigentlich alle Kirchen Glocken? nicht in die Hände von Erwachsenen fallen lassen, die es darüber belehren, dass es eigentlich richtig fragen müsse, ob bei knapper Gemeindekasse statt der Glocken ein Tonband spiele, und ob bei konkurrierenden Kirchen der Muezzin statt der Glocken die erlaubte Ruhestörung verursache. --- Dass nur solche Art von ideologisch-motivierter Geringschätzung, Herabwürdigung, Abwertung und Entwertung der Person des Kindes dem Kind erspart bleibe!

Werter Herr Engel, Sie schreiben: "..nicht in die Hände von Erwachsenen fallen lassen, die es darüber belehren, dass es eigentlich richtig fragen müsse, ob bei knapper Gemeindekasse statt der Glocken ein Tonband spiele,.." Sehr interessant! Weil ich gefragt habe, ob der Erwachsene in seiner Antwort das Tonband erwähnt hat, schließen Sie daraus, dass es Aufgabe des Kindes gewesen wäre, nach dem Tonband zu fragen. Sie sind also der Meinung, das Kind solle gefälligst das fragen, was der Erwachsene als Antwort parat hat. Mit dieser Vorstellung kann man erfolgreich Religionsunterricht gestalten. Sie wollen den also als Kinderschändung bezeichnen? Das Thema wurde bereits bei folgenden Leserkommentaren angerissen:

https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2018/37601/religion-fuer-einsteiger-existiert-gott#comments-list

Traugott Schweiger

Antwort auf von Traugott Schweiger (nicht registriert)

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wenn Sie, Herr Schweiger, mein Wollen, das Sie gar nicht kennen können, unter dem Betreff "Kinderschänder gesichtet!" in die Nähe zur Bestimmung eines Religionsunterrichts als Kinderschändung rücken wollen, dann passen Sie gut auf sich auf. Worte sind in gewisser Weise stets auch Dinge. Und Dinge haben, auch im Fall von Lehrerkindern, die im Umgang mit Reizwörtern nicht ganz so freizügig sind wie Sie, es nun mal an sich, dass ihnen eine gewisse Eigendynamik eigen ist, die der Worte nicht mehr bedarf.

Im Übrigen muss ich dabei bleiben: Sie können anderes besser. Das Schlussfolgern ist nicht Ihre Stärke.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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" Reizwörtern ... gewisse Eigendynamik ..... die der Worte nicht mehr bedarf." Ich verstehe. Wann und wo? Standard wären frühe Morgenstunden an abgelegenen, einsamen Orten. Nach welchen Regeln?

https://dewiki.de/Lexikon/Duell#Vorbereitung

Traugott Schweiger

Antwort auf von Traugott Schweiger (nicht registriert)

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Es geht hier nicht um Duellieren. Es geht um Verantwortung. Wenn Sie das, was Sie - sachbezogen, situationsbezogen und menschenbezogen - schreiben, vor Menschen verantworten können, dann tun sie das. Wie Sie das, was Sie - sachbezogen, situationsbezogen und menschenbezogen - schreiben, vor Menschen verantworten, ist mir schnurzpiepsegal.

"Es geht um Verantwortung." Das ist erfreulich offenherzig.

Verantwortung steht sehr hoch im Kurs. Sowohl bei denen, die nach verantwortungsvollen Positionen streben, wie auch bei denen, die sie in Wirtschaft und Politik bereits innehaben. Die Chefetage handelt immer aus Verantwortung für alles Wahre, Gute und Schöne. Aber auch das Fußvolk steht nicht zurück. Beschwerden beim Vorgesetzten, beim Bundeskanzler und auch beim Herzallerliebsten (m/w/d) gipfeln darin, dass die mal wieder ihrer Verantwortung nicht nachgekommen seien.

Was ist die so beliebte Verantwortung der Sache nach? Es ist die systematische Täuschung und Selbsttäuschung über Macht und zugehörige Ohnmacht, über regelmäßig bediente und ebenso regelmäßig erfolglose Interessen.

Schmeißt die Firmenleitung 5 Prozent der Belegschaft raus, dann geschieht das mit tödlicher Sicherheit aus Verantwortung für die verbleibenden (also erst bei nächster Gelegenheit zu feuernden) 95 Prozent. Kein Wort über die Macht, die die Firmeneigentümer über die verehrten Damen und Herren Mitarbeiter haben. Kein Wort darüber, dass das Gewinninteresse bedient werden muss, wogegen das Interesse des Arbeiters oder Angestellten am Lohn oder Gehalt nur dann zählt, wenn es die Kassen der Gegenseite klingeln lässt.

Und was fällt den schon diesmal Rausgeschmissenen und denen, die noch nicht dran sind, dazu ein? Und deren Interessenvertretung? Allen Ernstes die Beschwerde, dass die Eigentümerseite mal wieder nicht ihrer Verantwortung gegenüber der Belegschaft nachgekommen sei. Damit kann die eine Seite prächtig leben und die andere Seite sich schwer im Recht wissen und dann geht es massiv an das sich Einschränken.

Deshalb wird dafür gesorgt, dass Pfarrer, Lehrer, Journalisten, Eltern und sonstige Meinungsbildner das hohe Lied der Verantwortung singen. Die meisten tun das sogar freiwillig. Herz, was willst du mehr?

Traugott Schweiger

Fangen wir mit Hauptprogramm Punkte 6 und 7 an. Die Welt steht also auf ziemlich wackeligen Füßen, droht gar ins Nichts zurückzufallen, wenn nicht die richtigen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Das gibt es auch in der Wirklichkeit. Bergwerke, die wieder einstürzen würden, wenn nicht laufend Wasser abgepumpt wird. Interessant wird es bei Gottes Schöpfung bei der Art laufender Instandhaltungsmaßnahmen, die nötig sind. Gottes Versöhnunghandeln ist gefragt.

Jetzt weiß man zwar, dass die Götter, also auch der christliche Schöpfergott, all das können und machen, was Menschen auch machen: Pläne schmieden, sich erinnern, zornig werden, lieben. Beim Versöhnen wird es aber kompliziert. Ich kann mich nicht mit mich selbst versöhnen. Ich kann mich auch nicht mit meinem Fahrrad versöhnen. Ich kann mich nur mit einem anderen Menschen versöhnen. Und auch das nur, wenn ich vorher Zoff mit ihm hatte.

Gott hat nun zur Weltstabilisierung ein Versöhnungswerk am Laufen, Da muss er, da hilft ihm all seine unbedingte Souveränität nichts, mit einem Mitgott oder einem Menschen Zoff gehabt haben. Mitgott geht bei einem strengen Monotheisten nicht. Also muss ein Mensch mit von der Partie sein. Mit welchem Menschen hatte Gott Streit, so dass Versöhnung angesagt war?

Außerdem ist Ihr Schöpfergott laut (6) explizit nicht Einmaltäter, sondern Dauerschöpfer. Die Welt hat Gott schon vor 13,8 Milliarden Jahren geschaffen, den Menschen im Vergleich dazu erst auf dem allerletzten Drücker. Wie hat Gottes Versöhnungswerk 13 Milliarden Jahre lang ausgeschaut?

In Ihrer Vorab-Klärung schreiben Sie: "die Rede von "EINE physikalische Wissenschaft" oder "EINE buddhistische Religion" klingt nämlich in den Ohren eines verständigen Durchschnittslesers genauso 'seltsam' wie die von "EINE monotheistisch-abrahamitische Religion". Nein, der verständige Durchschnittsleser weiß sich mit der Wikipedia einig, dass es 3 Monotheistisch-abrahamitische Religionen gibt: Judentum, Christentum und Islam.

https://de.wikipedia.org/wiki/Abrahamitische_Religionen

Es gibt aber nur eine Physik. Insofern ist hier nichts seltsam. Martin Neukamm hat auf keiner Ebene etwas Ungebührliches in Anspruch genommen Den bei Atheisten endemischen Spott und Sarkasmus gegenüber dem Glauben hat er hier perfekt weggesperrt gelassen.

Zum Nebenprogramm: Ich habe Ihre ursprünglichen Ausführungen zum Bild im Text von Neukamm für einwandfrei erachtet. Ein Andachtsbild sollte das nicht sein. Was Sie jetzt zu Andachtsbildern schreiben, erfordert Widerspruch. Dann werden unsere Kommentare aber zu lang. Also verkneife ich mir die Erwiderung. Nur eine kleine Erkundigung: Das Mädchen hat also eine Andacht vom Zaun gebrochen mit der Frage "haben eigentlich alle Kirchen Glocken?" Wie ging die Andacht weiter? Wurde die interessierte Jungbürgerin korrekt darüber informiert, dass bei knapper Gemeindekasse statt der Glocken ein Tonband spielt und bei konkurrierenden Kirchen der Muezzin statt der Glocken die erlaubte Ruhestörung verursacht?

Traugott Schweiger

Antwort auf von Traugott Schweiger (nicht registriert)

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eine "ernsthafte Auseinandersetzung" klingt anders. Ernsthafte Fragen klingen anders. So z.B. die des genannten Kindes in der Straßenbahn. Wenn Sie aus dieser Episode ein Ereignis machen, welches einer spöttischen Kommentierung aus der Drittpersonperspektive eines Besser-Wessis oder Besser-Ossis wert ist ("interessierte Jungbürgerin" ... "Andacht vom Zaun gebrochen"), können Sie nicht mit einer Antwort von mir rechnen.

Sollten Sie einmal ernsthaft Fragen haben, wenden Sie sich an eine Pfarrerin oder einen Pfarrer in Ihrer Nähe. Oder schreiben Sie an fragen[dot]evangelisch[dot]de.

Für die Indolenz meiner Mitmenschen bin ich nicht verantwortlich. Und ein Gespräch mit Möchtegern-Hochleistungs-Superstar-Atheisten tut ungefähr so viele Schätze und Reichtümer auf wie die Beobachtung von shit-storms.

Antwort auf von Traugott Schweiger (nicht registriert)

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- Sie geben mir als Aufgabe: "Schreiben Sie bitte die theologische Schöpfungsaussage der monotheistisch-abrahamitischen Religion auf".
- Ich tue das aus der Perspektive der christlichen Theologie in 7 Punkten, 7 Punkte die, so wird man wohl behaupten dürfen, sachbezogen zusammenhängen und zusammengehören.
- Und was tun Sie?

- Sie ignorieren die theologischen Schöpfungsaussagen als solche, picken sich aus Punkt 7 ein Stichwort raus, das Sie irgendwie beeindruckt haben muss (Versöhnung) ... und plötzlich dreht es sich nicht mehr um theologische Schöpfungsaussagen (wieso "Ihr [also MEIN] Schöpfergott"? Sie wollten keine persönliche Bekenntnisaussage lesen, sondern eine theologische Schöpfungsaussage!), also um das, was Sie von mir anfänglich aufgeschrieben sehen wollten, sondern um Themen, die in überhaupt keinem Zusammenhang stehen mit Schöpfung als Thema der Theologie.

Was ist das für ein Denken, das nicht merkt, dass es nicht einmal zur Kenntnis nehmen will, was zur Kenntnis zu nehmen ist, bevor es zu einem OFFENEN Gespräch kommen kann. Noch einmal: Sie sind nicht offen für Neues. Deshalb scheiden Sie als ernsthafter Gesprächspartner für mich hier aus.

"..picken sich aus Punkt 7 ein Stichwort raus..". Viel zu picken gibt es da nicht. Versöhnungs- und Erlösungshandeln machen die Zuwendung Gottes aus und der verdankt die Welt ihr Bestehen. Das ist der gesamte Inhalt von Punkt 7. Ob Sie die von mir zur Versöhnung gestellten Fragen beantworten können und wollen, liegt ganz bei Ihnen.

Traugott Schweiger

Vielen Dank für die Erinnerung daran, was ganz bei mir liegt und also auch was nicht. Ich spiele den Ball ein letztes Mal zurück. Es liegt ganz bei Ihnen, was Sie aus Schöpfung als Thema der Theologie machen wollen. Wenn Sie meinen,
(a) den Punkt 7 gewissenhaft als Pars pro toto traktieren zu müssen, als einen Teil, der für das Ganze des Themas Schöpfung steht, so wie es im Zusammenhang zusammenhängend in den Punkten 1 bis 7 dargelegt wurde, oder wenn Sie meinen,
(b) den Punkt 7 zu Punkt 1 eines irgendwie neugearteten Themas aufstufen zu müssen, oder wenn Sie meinen,
(c) es sei egal, ob man Zusammenhänge im Zusammenhang als Zusammenhängendes versucht zu verstehen oder nicht,
dann will und werde ich Sie nicht korrigieren.

Ich ging davon aus und konnte davon ausgehen, dass es Ihnen bei Ihrer Bitte "schreiben Sie die theologische Schöpfungsaussage ... auf" ernsthaft um Schöpfung als Thema der Theologie ging, und nicht um die Prüfung eines Antwortgebenden, ob dieser in der Lage und willens sei, sich als Antwortspender für 'mancherlei interessante theologische Fragestellungen' zu beweisen.

"Was ist nun mit der Versöhnung?" - Fragen Sie, wie schon gesagt, das eine Pfarrerin oder einen Pfarrer in Ihrer Nähe. Oder posten Sie Ihre Frage(n) auf fragen[dot]evangelisch[dot]de.

Antwort auf von Gerhard Engel (nicht registriert)

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Also noch einmal von vorne. Sie haben Martin Neukamm vorgeworfen: "dann hat er selber aber auch gar nichts begriffen von Religion, geschweige denn von DER monotheistisch-abrahimitischen Religion oder gar vom theologisch reflektierten Gottesgedanken bzw. Gottesglauben."

Daraufhin habe ich Sie gebeten, das hinzuschreiben, was Neukamm nicht kapiert haben soll. Dem haben Sie erfreulicherweise entsprochen und 7 Punkte formuliert. Ich habe mir die zwei mir für einen Diskussionsbeginn am geeignetsten erscheinenden herausgegriffen und Ihnen zwei Fragen dazu gestellt.

Statt Beantwortung der beiden Fragen lese ich seitdem nur noch von meinen angeblichen methodologischen Schandtaten. Es geht mir nicht "um die Prüfung eines Antwortgebenden". Es geht um eine hundsgewöhnliche Diskussion. Dazu müssten Sie die beiden Fragen beantworten. Dabei können Sie sämtliche Zusammenhänge herstellen, bestreiten, auflösen, abändern, verschärfen, berichtigen oder in Girlandenform bringen, wie Sie es für richtig erachten.

Traugott Schweiger

halten Sie mich eigentlich für vollkommen dämlich?

1.
Ich habe Martin NEUKAMM gar nichts vorgeworfen. Ich habe eine von mir als Zitat hervorgehobene Äußerung von Neukamm, die sich auf die Anti-Naturalismus-Argumentation des "evangelikalen Christen" Markus WIDENMEYER bezieht, in diesem Kontext sprachlich mit dem 'Marker' "hat gar nichts begriffen von ..." versehen. Mit dieser 'Markierung' ist weder formal oder inhaltlich ein Vorwurf verbunden noch stellt sie inhaltlich einen Vorwurf dar. --- Die bloße Feststellung, dass Gerhard ENGEL objektiv keine Ahnung hat von der Kunst der Fuge von J.S. Bach und von Kompositionskunst überhaupt, ist schließlich auch nicht ein Vorwurf an mich und wirft mir auch nichts vor, sondern beschreibt lediglich das, was der Fall ist.

2.
Sie haben mich nicht gebeten, niederzuschreiben, was NEUKAMM "nicht kapiert haben soll", sondern Sie haben mich gebeten, - Zitat -, "die theologische Schöpfungsaussage 'DER monotheistisch-abrahimitischen Religion'" aufzuschreiben. Neukamm kommt hier überhaupt nicht vor. Neukamm ist hier völlig aus dem Spiel. Neukamm spielt hier überhaupt keine Rolle. Neukamm ist an dieser Stelle gar nicht Gegenstand der Debatte. Warum ist das so?

Weil Neukamm sich in seiner Buchbesprechung von WIDENMEYERS Werk nicht mit einer Silbe geäußert hat zu theologischen Schöpfungsausagen. Wenn und soweit Neukamm "den bei Atheisten" (angeblich) "endemischen Spott und Sarkasmus gegenüber dem Glauben" "perfekt weggesperrt gelassen" hat, wie Sie beobachtet haben, so ist, was auch immer das bedeuten soll, auch dieser Umstand absolut irrelevant für die Tatsache, dass es bei dem, um was Sie mich gebeten haben, nicht um eine Stellungnahme zu NEUKAMMs Weltanschauung geht. --- Also seien Sie bitte so ehrlich und drehen die Dinge nicht einfach um.

3.
Ich sollte wollen, mit der Niederschreibung der evangelischen Sicht auf Schöpfung als theologisches Thema (= Punkt 1-7) eine Diskussion zu beginnen? ("Ich habe mir die zwei mir für einen Diskussionsbeginn am geeignetsten erscheinenden herausgegriffen und Ihnen zwei Fragen dazu gestellt.") ... Woher sollte ein solcher Wille kommen und wozu! Wozu sollte ich diskutieren wollen über die BESCHREIBUNG EINER PERSPEKTIVE auf eine bestimmte 'Sache', ein bestimmtes Thema? Das machte in jedem Fall nur dann Sinn, wenn die BESCHREIBUNG als solche fehlerhaft oder falsch wäre. Wenn ich also die evangelische Sicht auf Schöpfung als theologisches Thema fehlerhaft oder falsch beschrieben hätte. Was sich durch einen Blick in entsprechende Quellen leicht verifizieren ließe.

Für diesen Fall hätte ich auch (und hätte auch ich) Spaß an einer Diskussion. Denn ich lerne gern dazu. Mehr noch: Ich lerne am besten aus eigenen Fehlern. Und wenn mir jemand zeigte, dass meine Beschreibung der evangelischen Perspektive auf Schöpfung als theologisches Thema im weitesten Sinne missraten sei, dann hätte ich etwas für die Zukunft gelernt. ---
Wozu aber das Thema wechseln und eine DISKUSSION beginnen über das, was Sie unter dem Betreff "Versöhnung" gepostet haben? Und wozu eine Diskussion über DAS, was Sie unter dem Betreff "Versöhnung" gepostet haben? ("Gott hat nun zur Weltstabilisierung ein Versöhnungswerk am Laufen.") ... Gott? Woher sollte ein solcher Gott kommen und wozu! ... Wieso, weshalb, warum soll ich plötzlich eine Debatte über einen Gottesgedanken führen? Gott, das ist ín JEDER Religion nicht das Äquivalent zu einem Gottesgedanken. Gott, der Grieche hat THEOS gesagt, wenn "etwas unendliches" sein Rätselgesicht auf ihn richtete, das ist zuallererst NAME. Und die wirklich - um ein Lieblingswort von Ihnen zu gebrauchen - interessante Frage ist, WIE DIESER NAME ENTSTEHT. Über eine solche Frage diskutiert man aber nicht, sondern man informiert sich allererst dazu. Jedenfalls ist das meine Herangehensweise in solchen Fällen.

4.
"Methodologische Schandtaten", diese Bewertung dürfen Sie sich meinetwegen gerne selbst zuschreiben. Ich habe das nicht getan.

5.
"hundsgewöhnlich" ist das, worum es Ihnen geht, sicherlich nicht. Schade, dass Sie meinen, sich auf ein Niveau herablassen zu müssen, auf dem ich "hundsgewöhnlich" anfangen soll, "sämtliche Zusammenhänge" evtl. auch "in Girlandenform [zu] bringen".

"Gott, das ist ín JEDER Religion nicht das Äquivalent zu einem Gottesgedanken." Alle Religionen kenne ich nicht. Aber bei den hiesigen und heutigen Marktführern ist es so, dass immer ein Unterschied gemacht werden soll zwischen Gott und einem Gottesdingsbums, also zwischen Gott und einem Gottesbild üblicherweise.

Das ist ein untauglicher Versuch, Kritik grundlos zurückzuweisen. Diskutiert man über Gott und weist auf einen Widerspruch hin, dann kommt ziemlich sicher die Behauptung, das könne allenfalls ein Widerspruch innerhalb eines oder zwischen zwei verschiedenen Gottesbildern sein. Gott selber könne man damit gar nicht gemeint haben. Über den ließe sich nicht so reden, das ginge nur über Gottesbilder.

Wenn man über Gott nicht reden kann, dann braucht man allerdings auch nicht über Gottesbilder zu reden. Wozu soll das denn gut sein?

Was ist, wenn ich mich mit meinem Nachbarn über seinen Urlaub unterhalte und dann fällt mir ein Widerspruch in seinen Erzählungen auf und ich frage nach? Gibt er dann zur Antwort: Es ist Ihnen doch hoffentlich klar, dass ich nur von meinen Urlaubsfotos erzählt habe und nicht von meinem Urlaub. Das geht doch überhaupt nicht!

In so einem Fall würde ich schon anfangen, mich hinter meinem Ohr zu kratzen.

Traugott Schweiger

Antwort auf von Traugott Schweiger (nicht registriert)

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... und wo ist der Gottesgedanke geblieben? Der war Ihnen in Ihrem Beitrag anscheinend nicht einer Silbe wert (das nur nebenbei.)

1.
Ich sage: "Gott, das ist ín JEDER Religion nicht das Äquivalent zu einem Gottesgedanken."
Sie sagen: "Das ist ein untauglicher Versuch, Kritik grundlos zurückzuweisen."

Ich sage: Das ist nicht ein (wie auch immer gearteter) Versuch, Kritik grundlos zurückzuweisen. Sondern der Versuch einer Kurzbeschreibung eines Sachverhaltes, dessen Überzeugungskraft bei Heranziehung von Quellen der Religionsgeschichte sich z.B. anhand der Auswertung von Texten durch Lesen wahrnehmbar plausibilisieren lässt. Antireligiöse Vorbehalte ändern an dieser Tatsache nichts.

2.
Sie sagen: "Diskutiert man über Gott und weist auf einen Widerspruch hin, dann kommt ziemlich sicher die Behauptung, das könne allenfalls ein Widerspruch innerhalb eines oder zwischen zwei verschiedenen Gottesbildern sein."

Ich frage:
2.1) Mit wem konkret diskutieren Sie über Gott, wenn Sie über Gott diskutieren? Mit einer ausgebildeten Pfarrerin? Mit einem ausgebildeten Pfarrer?

2.2) Auf welchen konkreten Widerspruch in Bezug auf 'Gott' weisen Sie das Gegenüber hin?

2.3) Dann kommt ziemlich sicher die Behauptung..., ...? Ziemlich sicher? Haben Sie das schon mal konkret ausprobiert bei einer der o.g. Amtsperson? Oder ist das abstrakte Spekulation?

2.4) Was soll das konkret heißen: Das könne allenfalls ein Widerspruch innerhalb eines oder zwischen zwei verschiedenen Gottesbildern sein?

2.4.1) Ein Bild ist ein Bild. (Und Gottesbilder sind da kein Sonderfall). Ein Bild kann wesensgemäß überhaupt keinen Widerspruch enthalten. Denn Widersprüche gibt es per definitionem nur in satzförmigen Aussagen. Ein Bild kann interpretiert werden. Die Tatsache, dass ein Bild (von ein und derselben Person oder von verschiedenen Personen an ein und demselben Ort oder an verschiedenen Orten zu ein und derselben Zeit oder zu verschiedenen Zeiten) verschieden interpretiert werden kann, ist allenfalls als banal zu bezeichnen, hat mit Widerspruch aber nicht das geringste zu tun. Eine eindeutige Interpretation gibt es (auch) in Hinblick auf Bilder nicht. Die Erwartung von Widerspruchslosigkeit bezogen (auch) auf Bilder ist Unsinn schlechthin. Bzw. lässt fragen, ob dahinter nicht allererst ein unreflektiertes Bedurfnis nach Monosinn steht (sog. "Einheitsbrei-Wunsch").

2.4.2) Zwei verschiedene Bilder können gleichwohl verschiedene Aspekte von ein und demselben (Bild)-Gegenstand zeigen. Mit der Aspekthaftigkeit eines (Bild-)Gegenstandes als solche ist aber ebenfalls kein Widerspruch zwischen zwei verschiedenen Bildern gegeben. Schönheit ist kein Widerspruch zu Größe. Zorn kein Widerspruch zu Trauer. Hass kein Widerspruch zu Liebe.

3.
Sie sagen: "Gott selber könne man damit gar nicht gemeint haben. Über den ließe sich nicht so reden, das ginge nur über Gottesbilder."

Ich sage: Theologisch ist das tatsächlich Unfug. Freilich kann man über Karikaturen reden. Man kann auch über Karikaturen so oder so reden. Aber dann redet man eben nur (so oder so) über Karikaturen, aber nicht (so oder so) über den karikierten Gegenstand.

4.
Sie sagen: "Wenn man über Gott nicht reden kann, dann braucht man allerdings auch nicht über Gottesbilder zu reden. Wozu soll das denn gut sein?"

Ich sage: Wenn man über Liebe nicht reden kann, heißt das noch lange nicht, dass man nicht über Bilder von Liebe zu reden braucht. Wenn man über Hoffnung nicht reden kann, heißt das noch lange nicht, dass man nicht über Hoffnungsbilder zu reden braucht. Und wenn man ÜBER Hoffnung nicht reden kann, heißt das noch lange nicht, dass man keine Hoffnungsbilder BRAUCHT. Und wenn man Hoffnungsbilder tatsächlich braucht, heißt das noch lange nicht, dass man über Hoffnung reden MUSS.

5.
Sie fragen: Wozu soll das denn gut sein?

Ich sage: Ja, wer meint, keine Hoffnungsbilder zu BRAUCHEN, der braucht tatsächlich auch nicht über Hoffnungsbilder zu REDEN. Und wer meint, über Hoffnungsbilder reden zu müssen, obwohl er Hoffnungsbilder nicht braucht, verfolgt mit seinem Reden mit ziemlicher Sicherheit andere Interessen und Absichten als derjenige, der über Hoffnungsbilder redet, weil er (UND der Andere!) sie braucht.

Die Frage, wozu das denn gut sein soll, ist im Übrigen immer schon die Frage nach der Nützlichkeit/Verwertbarkeit dessen, was IST.
Wer die Frage nach Gott, Glaube und Religion unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit/Verwertbarkeit erwägt, ist aus theologischer Perspektive - ich muss das jetzt mal abkürzen - zuallerst darüber in Kenntnis zu setzen, dass jedenfalls die Frage nach der Nützlichkeit/Verwertbarkeit von Liebe in Kulturen, die zunehmenden Humanitätsverlust noch als etwas Negatives erleben, im Geruch steht, mit dem Makel der Perversion behaftet zu sein.

6.
Im letzten Absatz Ihres Beitrages verweisen Sie selbst - wohl dessen nicht bewusst - auf eine Spur, die im Zentrum theologischen Denkens steht (und argumentieren dabei doch irgendwie zugleich gegen sich selbst): Man kann über Gott reden. (Strenggenommen kann man das nicht mal. Jedenfalls nicht ohne zugleich von Vertrauen zu reden.) Man kann über Gottesbilder reden. Man kann über Gottesgedanken reden. Man kann über die Welt reden. Mann kann über Weltbilder reden. Man kann über Menschen reden. Man kann über Menschenbilder reden. Über Menschenbilder reden und über Menschen reden ist aber Zweierlei. So wie über Weltbilder reden und über die Welt reden zweierlei ist. Wer über Menschenbilder (Weltbilder) redet, redet deswegen noch lange nicht über Menschen (Welten).

Aber warum über ... reden? Um die Neugierde zu befriedigen? Um die Eitelkeit zu befriedigen? Um den Verstand zu befriedigen?

Die christliche Theologie hat immer groß geschrieben, dass Gott beim Namen nennen zu IST, sonst bliebe er ganz ungesagt, und nichts wäre unangemessener. Doch wie und mit welchen Namen, was dabei geschieht und was die Bedingungen der Möglichkeit und der Wirklichkeit des Nennens Gottes sind, das ist seit jeher strittig.

7.
Als unheimlich traurig ist das Leben zu bezeichnen, bei dem ein Mensch meint, seinen Nachbarn auf (echte oder vermeintliche) Widersprüche in dessen Urlaubserzählung aufmerksam zu machen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser kurzen Auskunft weiterhelfen.
GE

Zu 0.)
"wo ist der Gottesgedanke geblieben?" Es ist nicht nötig, eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Ein Gottesgedanke ist entweder ein Gedanke, der von Gott gedacht wird oder ein Gedanke, der sich mit einem Aspekt Gottes befasst. Erstere Bedeutung kommt im Diskussionszusammenhang nicht vor. In der zweiten Bedeutung sind die Gottesgedanken die Elemente, aus denen ein Gottesbild besteht. Und um die ging es in meinem Beitrag. Ein Gottesbild ist kein Bild. Hier irren Sie mit 2.4.1. Gottesbild ist die bildhafte Ausdrucksweise für zusammengehörige Gottesgedanken.

Zu 1.)
Der Sachverhalt, also die Tatsache, dass in den Religionen zwischen Gott und Gottesgedanke unterschieden wird, ist doch zwischen uns nicht strittig. Ein Sachverhalt hat aber nie eine Überzeugungskraft. Überzeugungskraft kommt Argumenten zu oder Zusammenstellungen zusammengehöriger Argumente. Mein Argument lautet ausführlich: Die Behauptung, über Gott selber ließe sich nicht, über Gottesbilder aber schon diskutieren, ist der untaugliche Versuch......

Zu 2.1.)
"Mit wem konkret diskutieren Sie über Gott, wenn Sie über Gott diskutieren?" Mit Herrn Gerhard Engel. "Mit einem ausgebildeten Pfarrer?" Das weiß ich nicht. Das ist mir auch egal und gehört nicht zum Thema.

Zu 2.2.)
Ich habe Herrn Engel in Frageform auf den Widerspruch hingewiesen, dass das seiner Meinung nach laufend nötige Versöhnungswerk und die für 13 Milliarden Jahre ohne Menschen bestehende Welt ein Widerspruch sind.

Zu 2,3.) und 2.4.)
Eine typische Diskussion, von denen es sehr viele gibt: https://www.mykath.de/topic/31851-widerspr%C3%BCchliche-gottesbilder/

Zu 2.4.1.) und 2.4.2.)
Siehe meine Erwiderung auf 0.)

Zu 3.)
Eben. Bei Karikaturen stellt es kein Problem dar, einerseits über die Karikatur und andererseits über das Karikierte zu reden. Und somit auch das Karikierte zu kritisieren. Bei Gott soll das nicht möglich sein. Versuch der untauglichen Kritikabwehr eben.

Zu 4.)
Über Liebe und Hoffnung oder Liebesbilder oder Hoffnungsbilder zu reden ohne je darüber zu reden, wer warum auf was hofft und wer warum wen oder was liebt, ist der kürzeste Weg, Veranstaltungen wie der Theologie auf den Leim zu gehen.

Zu 5.)
Soso, die Atheisten sind pervers oder stehen zumindest in dem Verdacht. Ich würde da eher empfehlen, sich Gedanken über die Gründe für den Humanitätsverlust zu machen. Möglicherweise stoßen Sie dabei auf Gott. Aber ganz anders, als Sie sich das vorstellen. Wenn wir im Gespräch bleiben, lauert diese Gefahr. Ich habe Sie gewarnt.

Zu 6.)
"Aber warum über ... reden? Um die Neugierde zu befriedigen? Um die Eitelkeit zu befriedigen? Um den Verstand zu befriedigen?" Nein, sondern um zu wissen, was warum los ist in der Welt. Sonst kann man elendig auf den Bauch fallen. Und dabei die lieben und weniger lieben Zeitgenossen gleich mitreißen.

Zu 7.)
Welche Gefühle man hat, hängt stark davon ab, was man sich denkt. Was macht Sie so traurig, wenn Sie lesen, dass Nachbarn auch bei Urlaubserzählungen sich gegenseitig ernst nehmen und nicht dem gängigen Motto verfallen: "Der redet immer viel Unsinn, wenn der Tag lang ist. Lass ihn reden!"

Zu 8.)
Ihre Kürzestauskunft war diskussionsdienlich.

Traugott Schweiger

Antwort auf von Traugott Schweiger (nicht registriert)

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@ Zu 6.)
Anstelle des letzten Satzes muss es heißen:

Aber am Ende seines Lebens war nicht einmal Jesus selbst davon, dass das Anbrechen von Gottes gutem Reich mit seiner Person und seinem Wirken unmittelbar verknüpft ist (Matthäusevangelium, Kapitel 11, Verse 5f.) überzeugt. Nach den Berichten der ältesten Evangelien Markus und Matthäus waren Jesu letzte Worte am Kreuz, ehe er laut schreiend starb, ein Schrei der Gottverlassenheit: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Markusevangelium, Kapitel 15, Vers 34; Matthäusevangelium, Kapitel 27, Vers 46). Das Zitat aus Psalm 22 ist – darin sind sich die meisten Ausleger einig – an dieser Stelle kein verkapptes Zeichen der Hoffnung auf Gott, sondern Ausdruck der Verzweiflung. Es ist Klage und Anklage dessen, der sich zu Unrecht und gegen alle Billigkeit von Gott verlassen erlebt, dem Gott in seiner Not und seinem Leiden nicht beisteht und keine Hilfe leistet, der ohne das Gottvertrauen, das Lukas ihm in den Mund legt (Lukasevangelium, Kapitel 23, Vers 46), und ohne die ihm bei Johannes zugesprochene Zuversicht, die ihm von Gott zugedachte Aufgabe erfüllt zu haben (Johannesevangelium, Kapitel 19, Vers 30), von Gott und der Welt verlassen stirbt.