Johannes Lützberg, Jahrgang 1945*:
Mein Vater hat sich im Juli 1945 in Berlin das Leben genommen, mit Zyankali. Man hatte ihn wohl zur Verantwortung ziehen wollen. Meiner Mutter sagte man was von schweren Infektionen, aus Rücksicht auf die Hochschwangere. Ich kam zwei Monate später auf die Welt, als fünftes Kind.
Das Bild meines Vaters, das man mir malte, habe ich geliebt: der große Mediziner, jung Professor geworden, von den Patienten verehrt, dazu ein liebevoller Vater. Er war der wichtigste Mensch in meinem Leben, ich wollte ihm nacheifern, auch Arzt werden.
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Hochachtung
Schwere und Tiefe der Auseinandersetzung von Herrn Lützberg* mit der Täterschaft seines Vaters sind in dem obigen Artikel nur angedeutet. Zu seinem Mut, sich diesem Thema zu stellen weit über dieses Interview hinaus, und zu dem Ausmaß seiner - eben nicht verdrängten oder verleugneten - persönlichen Betroffenheit möchte ich ihm hier meinen Respekt und meine Hochachtung aussprechen. Er hat das schwere Erbe seines Vaters nicht nur abgelehnt, sondern durch seine Ideale und sein Engagement mit seinem Leben bewusst und erfolgreich anders angetreten.
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Respekt, Herr Lützberg!
Respekt, Herr Lützberg! Manchmal ist es wirklich besser, wenn man nicht alles weiß! Hoffentlich können Sie Ihrem vater verzeihen!
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Schreckliche Auseinandersetzung?
Zitat aus dem Artikel: "Die Auseinandersetzung mit einem toten Vater ist schrecklich" Ich würde sagen, mit einer Leiche kann man sich nicht auseinandersetzen. Deshalb sollte man es erst gar nicht versuchen. Manche Probleme löst man, indem man sie sich nicht macht. Das hier ist dafür ein typischer Fall. _______________________________ Falls einen die Neugierde umtreibt, was Papi getrieben hat, als es noch keine Bundeskanzler, sondern Reichskanzler gab, wird man darauf kommen, dass erfolgreiche Menschen eben alles machten, was für den Erfolg nötig war. Das ist heute kein bisschen anders als damals. Warum das so ist, ist eine Frage, mit der sich auseinanderzusetzen erhellend sein könnte. Sich schuldig zu fühlen für das, was der Vater gemacht hat, ist ein Fehler.
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