Terroristen schlagen auf fast allen Erdteilen zu: in Amerika (am 11. September 2001), Europa, Afrika, Asien. Die einen morden mit dem Ausruf „Allah ist groß“. Andere töten im Namen des „christlichen Abendlandes“. Dritte kämpfen für ein Land, in dem nur Juden leben sollen. Stiften Koran und Bibel islamistische Attentäter, radikale jüdische Siedler und christliche Fundamentalisten zu Gewalt an?
Ja, sagt der Ägyptologe Jan Assmann. Mit dem Glauben an einen einzigen Gott sei etwas Neues in die Welt gekommen: die Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion. Der Gründungsmythos monotheistischer Religionen sei stets eine Revolution, die einen Götterkult gewaltsam beseitigt. Der Monotheismus mache Menschen intolerant und stachele Gläubige gegen Andersgläubige auf.
Pinhas, eine biblische Figur, der Prototyp des religiösen Terroristen
Der Prototyp des religiösen Gewalttäters heißt Pinhas, von ihm erzählt die Bibel (4. Mose 25). Pinhas, der Eiferer für den Herrn, beobachtet einen Israeliten mit einer andersgläubigen Midianiterin. Heimlich folgt er beiden mit seinem Spieß bis in ihre Kammer. Dann stößt er zu. Offenbar hatte sich das Paar gerade umarmt, denn der Spieß fährt durch beide hindurch.
Pinhas, ein religiöser Terrorist! Ein gnadenloser Fanatiker, der seine Abneigung gegen den Götzendienst über das Lebensrecht Einzelner stellt. Bis heute dient diese biblische Figur evangelikalen Eiferern, die Homosexuelle hassen und Jagd auf Abtreibungsärzte machen, als Vorbild. Keine Frage: Wer gewaltbereit ist und Legitimation in der Bibel sucht, wird fündig.
Ja, die Geschichtsbücher der Bibel sind voller Gewalt. Denn die Bibel erzählt realistisch von der anarchischen Frühzeit Israels, in der das Recht nur mühsam durchzusetzen war. Sie erzählt von gottlosen Königen und von mittellosen Witwen und Waisen. Doch fast immer steht Gott auf der Seite der Gedemütigten und Unterdrückten.
Man muss die Grundaussage der Bibel gegen die Geschichte von Pinhas verteidigen
Ein Grundgedanke von Bibel und Koran: Wer Unrecht tut, kehrt sich von Gott ab. Nicht bloß von einem Nationalgott, sondern vom Schöpfer des Universums, der alle Menschen als Geschwister gleich erschaffen hat. Alle monotheistischen Traditionen entwerfen große Visionen vom Weltfrieden.
Jesus selbst forderte von seinen Anhängern totalen Gewaltverzicht und sogar, den Feind zu lieben.
Und in allen monotheistischen Glaubenstraditionen ist so etwas wie die Idee universaler Menschenrechte angelegt. „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ So beginnen die Zehn Gebote (2. Mose 20).
Israel soll dem Gott folgen, der in die Freiheit führt, und keinem anderen. Rechtschaffenheit und Freiheitsliebe sind wahrer, Unrecht und Tyrannei falscher Gottesdienst – hierauf zielt die Unterscheidung von wahrer und falscher Religion. Man muss diesen biblischen Gedanken auch gegen biblische Geschichten verteidigen.
Ja, die Bibel erzählt wohlwollend vom blindwütigen Pinhas. Aber das widerspricht ihrer Grundaussage. Pinhas ist alles andere als ein Vorbild.
Die Frucht des politischen Islams war Terror, sonst nichts"
Auch den Islam muss man gegen manche seiner Vertreter verteidigen. Terroristen haben unser Bild dieser Religion über Jahrzehnte geprägt. Jetzt erst, während der arabischen Revolutionen, wird vielen Menschen im Westen deutlich, unter welchen Tyrannen die Araber bislang litten. Gegen sie und gegen den Schulterschluss des Westens mit den Ben Alis, Gaddafis, Mubaraks und Sauds dieser Welt richtete sich Osama bin Ladens Gewalt.
Doch die Frucht seines illusionären politischen Islams war Terror, sonst nichts. Die arabische Jugend erreicht heute viel mehr mit ihrer Demokratiebewegung als bin Laden mit seinen Hasstiraden und seinen Selbstmordattentätern.
Gewalttätig sind nicht nur Anhänger monotheistischer Religionen. Auch Hinduattentäter begründen ihre Verbrechen religiös. Selbst buddhistische Militärs in Birma foltern und töten friedfertige, wehrlose Menschen. Jede noch so friedfertige Religion kann Übeltätern zur Legitimation dienen. Aber die Ursachen für Terrorismus sind in der Regel Armut, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit.
Religion macht alles, was der Initiator will, auch gewalttätig
Religion ist ein Machtinstrument, instrumentalisierte Angst.
Religion benutzt die Angst der Menschen vor dem, was nach dem Tod kommt, und die Angst, daß da NICHTS kommt, für Machtinteressen. Religion läßt Menschen, denen es im Diesseits völlig beschissen geht, irrationale Dinge tun in der Hoffnung, ihnen oder einem ihrer Lieben ginge es deshalb auf "im Jenseits" besser.
Das ist Religion: Ein Scheck, dessen Einlösung du erst erlebst, wenn du tot bist.
Fertig, aus.
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Evangelikalismus ist anders!
In der Sache ist Burkhard Weitz wohl recht zu geben, wenn er feststellt, dass man Gewaltbereitschaft mit einer unsachgemäßen Bibelauslegung legitimieren könne.
Evangelikale Christinnen und Christen mit Pinhas in Verbindung zu bringen, der ein Liebespaar mit einem Spieß durchbohrt (4. Mose 25), ist jedoch schlichtweg diffamierend.
Hätte sich der Autor einmal näher mit dem Evangelikalismus auseinandergesetzt, so wüsste er um dessen Wurzeln in Pietismus und Erweckungsbewegung – beides Bewegungen, die mit Gewaltbereitschaft rein gar nichts zu tun haben. Ich plädiere für mehr journalistische Redlichkeit und weniger stereotype Zerrbilder!
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Sehr geehrter Herr Köhnlein,
Sehr geehrter Herr Köhnlein, dem von Ihnen kritisierten Hauptsatz folgt ein Relativsatz: "Bis heute dient diese biblische Figur evangelikalen Eiferern, die Homosexuelle hassen und Jagd auf Abtreibungsärzte machen, als Vorbild". Es sind jene evangelikalen Eiferer gemeint, "die Homosexuelle hassen und Jagd auf Abtreibungsärzte machen", nicht aber Evangelikale im Allgemeinen. Einige dieser kriminellen Evangelikalen lassen sich namentlich nennen: John Allen Burt, Michael Frederick Griffin, Paul Jennings Hill, John C. Salvi. Mit freundlichen Grüßen, Burkhard Weitz
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Vorbildliche Entschleunigung!
Konrad Köhnlein schrieb am 19. Oktober 2011 seinen Kommentar. Der Artikelautor Burkhard Weitz antwortet am 18. Februar 2015, also 3 Jahre und 4 Monate später. Also, liebe Gemeinde der Kommentarverfasser: Nicht zu früh ungeduldig werden oder gar zwischenzeitlich versterben! Oder stimmen die angegebenen Daten hinten und vorne nicht?
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Die Angst ist systemimmanent
Die Angst ist systemimmanent menschlich.
Die Angst vor dem Ungewissen, ist zweifellos eine in der menschlichen Natürlichkeit total unvermeidliche Eigenschaft. „Rohe“ Gemüter verdrängen die Angst oder erklären sie für sich als nicht existent. Empfindliche können das nicht. Diese Angst ist auch keine Erfindung einer Religion. Die Angst ist einfach da. Dass Religionen und Politik sich diese Angst zunutze machen, ist logisch, denn die „Ängstlichen“ wollen eine Antwort haben, zu der sie selbst nicht fähig zu sein glauben. Der Anspruch einer endgültigen Wahrheit bedeutet die Macht, gegen Unterwürfigkeit und Zahlung die Angst als besiegbar hinzustellen. Da die Politik nur für das Diesseits zuständig sein kann, ist es unausweichlich, dass sich die Religionen dem Jenseits widmen. Aus dieser „Urangst“ leiten alle Religionen ihre Berechtigung ab. Das ist auch gut so. Allen Verfehlungen zum Trotz ist im Vergleich aller Religionen die Christliche mit großem Abstand die, die der zweifelnden und unfertigen Menschlichkeit noch am ehesten gerecht wird. Die Situation ist deshalb persönlich so hinzunehmen wie sie ist.
Zwar hinkt jeder Versuch eines Vergleiches, aber ein besserer fällt mir nicht ein. Was in der demokratischen Politik die Ideologien, bzw. die unterschiedlichen sozialen Impulse sind, sind im Christentum die Aussagen und Forderungen der Bibel. Seisdrum. Egal welches Thema, egal welche Diskussion, sofort „landen“ die Einen (Theologen) und die Anderen (Laien und Atheisten) im endlosen Dilemma der Schriftauslegung.
Zitat: „..dass man Gewaltbereitschaft mit einer unsachgemäßen Bibelauslegung legitimieren könne“. Aha, nur man selbst (der Erste seit 2000 Jahren!) ist zu einer sachgemäßen Bibelauslegung in der Lage. Ich höre einen Protest mit dem gleichen Anspruch von der IS und den Evangelikalen. Jeder auf seine Weise. Dabei ist der Begriff Auslegung bereits ein Eingeständnis der Unvollkommenheit, wie sie nun schon seit nahezu 2000 Jahren „Stand der religiösen Technik“ ist. Und dann geht es weiter: „….dem von Ihnen kritisierten Hauptsatz folgt ein Relativsatz.“ Schon wieder war es nicht möglich, eine klare Aussage zu übernehmen. Man muß relativieren um die eigene Wahrheit „zu machen“. Wie viel „Relativisten“ wollen wir denn noch akzeptieren? Oder ist jeder „Relativist“ mit seiner sich stets erneuernden differenzierten Auslegungsakrobatik (das geht nun schon nahezu 2000 Jahren) sich selbst genug? Erkläre mir bitte noch jemand, wie denn ein geborener Atheist, ein intelligenter moderner Ungläubiger, oder auch ein Angehöriger einer anderen Religion mit dieser Auslegungsvielfalt überzeugt werden soll. Und was wirklich erstaunlich ist, bei all diesen religiösen Konstruktionen ist das Christentum immer noch die beste Lösung, um den menschlichen Schwächen Rechnung zu tragen.
Selbstverständlich kann der Glaube an Gott gewalttätig machen. Es kommt nur auf die Relativisten an.
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Die Angst vor dem Relativsatz
Ockenga schrieb am 19. Februar 2015 um 15:17: "Die Angst vor dem Ungewissen...ist einfach da." Die Angst vor dem Ungewissen ist ein gemeinschaftlich ausgeheckter Unfug von Gläubigen und Anhängern der Psychologie. Nur weil etwas ungewiss ist, hat niemand Angst davor. Da muss schon noch ordentlich was dazu kommen, bis das Ungewisse Angst einflößt. Üblicherweise saust einem eher die Muffe vor ziemlich gewissen Vorgängen. Evtl. auch Vorstellungen, Meinungen, Glaubensinhalten.....
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Zitat: "ist es unausweichlich, dass sich die Religionen dem Jenseits widmen." Das ist weder unausweichlich, noch überhaupt wahr. Klar, die Fundis machen heftig mit dem Jenseits herum. Halbwegs zeitgemäße Schafe und Hirten glauben doch beide nicht mehr an das Jenseits. In der gedanklichen Pflege des Diesseits wird allerdings all das für die Herrschaft Nützliche wieder bereit gestellt, wofür sich früher die Angst vor dem Sterben und Totsein als so praktisch erwiesen hat.
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Zitat: "Und dann geht es weiter: "..dem von Ihnen kritisierten Hauptsatz folgt ein Relativsatz." Schon wieder war es nicht möglich, eine klare Aussage zu übernehmen. Man muß relativieren.." Oh Schreck, lass nach! Weil der Herr Weitz einen Relativsatz verwendet hat, ist er Relativist? Er hat darauf hingewiesen, dass er keineswegs allen Evangelikalen einen Vorwurf machen wollte, sondern nur den anerkannt Kriminellen unter ihnen. Ob das ein kluges Argument ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
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Zitat: "Erkläre mir bitte noch jemand, wie denn ein geborener Atheist, ... überzeugt werden soll." Kleiner kostenloser Tipp: Mit Feuer und Schwert geht es immer noch am nachhaltigsten!
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Zitat: "Selbstverständlich kann der Glaube an Gott gewalttätig machen." Klar, bei Gott ist alles möglich. Trotzdem ist dieser Fall eher unwahrscheinlich. Kaum einer wird wegen Gott gewalttätig. Wer aber gewalttätig ist, insbesondere gilt das für die Staatsgewalt, und weiß dann auch noch Gott auf seiner Seite, dessen Gewalttätigkeit läuft gerne zu großer Form auf.
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Iwan, eine schreckliche
Iwan, eine schreckliche Antwort.
Allem Irdischen, allen menschlichen Schwächen, aller psychologischen Empfindungen entrückt, ist mit purer, evtl. auch mathematischer, Logik keine Antwort Denen auf ihre existentiellen Fragen zu dienen, die nicht in IWAN' Schablone passen.
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Existenzielle Fragen
Ockenga schrieb am 21. Februar 2015 um 17:12: "...keine Antwort Denen auf ihre existentiellen Fragen zu dienen..." Wer der Vorstellung von existentiellen Fragen aufsitzt, macht zwei Fehler: Erstens merkt er nicht, dass es sich überhaupt nicht um Fragen handelt, sondern um in Frageform gefasste falsche Antworten. Zweitens entgeht ihm, dass dadurch tatsächliche Fragen grundlos niedergemacht werden. Diese Fragen sind dann nur Alltagskram und stehen nicht im hohen Ansehen der angeblich existentiellen Fragen.
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Auf das Thema des Artikels bezogen: Da legen also fromme Desperados Hochhäuser oder Satireredaktionen samt den Menschen darinnen in Asche. Für das gläubige lesende und schreibende Publikum stellt sich jetzt ein Problem. Einfach dreist zu behaupten, die Attentate hätten nichts mit Glauben zu tun, ist vielleicht doch zu durchsichtig. Andererseits darf einfach nicht wahr sein, dass jeder Glaube von Anfang an ein gefährlicher Irrtum ist. Also muss folgende Kurve genommen werden: Glaube und Panzerschlachten angesehener Staaten gehen in Ordnung, islamischer Terror aber nicht. Wer also bei einem Attentat sein Bein oder sein Leben verliert, hatte oder hat bloß ein gewöhnliches Problem. Da soll er sich nicht so anstellen. Er soll dankbar sein, dass sich die Religion seiner existentiellen Probleme annimmt.
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