Da ist er – orange und blau, ihn ziert der Bundesadler: Mein Organspendeausweis. Vorne steht mein Name, von mir handschriftlich eingetragen; hinten zwei Kreuze: „Ja, ich gestatte, dass nach der ärztlichen Feststellung meines Todes meinem Körper Organe entnommen werden." Ein weiteres Kreuz bei „Über JA oder NEIN soll folgende Person entscheiden", dahinter Name und Mobilfunknummer meines Mannes.
Wie lange habe ich darüber nachgedacht? Vier, fünf oder zehn Jahre? Artikel zu diesem Thema haben mich immer interessiert, Tod ist für mich kein Tabuthema. Doch nie hatte ich mich damit auseinandergesetzt, wie es sein würde, nicht mehr zu sein. Wie es wäre, selbst einen solchen Ausweis bei mir zu tragen. Immer, wenn diese Fragen auftauchten, bin ich ihnen ausgewichen, hatte keine Antwort darauf.
Irgendwann wurde mir klar, dass ich darauf auch nicht warten muss. Ich muss auch nicht festlegen, ob Herz, Augen oder Fingernägel ausgeschlossen sind. An dieser Stelle fehlen die entsprechenden Angaben eben. Soll bitte das Schicksal entscheiden. Es reicht auch, wenn ich das erst mal für mich mache und nicht gleich missioniere. „Du spinnst wohl, Mami", sage mein Sohn, als ich ihm den Ausweis auf den Frühstückstisch legte: „Ich bin doch kein Ersatzteillager."
Auf diese Meinung hat er ein Recht. Vielleicht braucht er noch ein paar Jahre, vielleicht wird er nie einen Spenderausweis haben. Vielleicht wird es auch bald ein Gesetz geben, das uns alle zu Spendern macht, es sei denn, wir widersprechen. Fände ich in Ordnung. Hauptsache, ich habe jetzt erst mal einen Ausweis. Für Freunde und Bekannte habe ich noch ein paar zusätzlich bestellte Karten im Schreibtisch liegen. Was lange währt…
Gute Entscheidung
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Hilfloser Versuch
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Problematik
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Auf gehts!
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Einen Spenderausweis sollte
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Sehr geehrter Herr Lehmann,
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Zugriff verweigert!
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Organspende
Da die bisherigen Diskussionen über die Organspende von einer völligen Verkennung der wirklichen Vorgänge bei der Organspende zeugen, verweise ich auf die Titelseite "Münchner Merkur" v. 03. 07. 2011 "Für und wider die Organspende" - und die darauf folgende Diskussion. Wie problematisch sich das ganze aus einer anderen Perspektive darstellt, kann man hier gut entnehmen. Daß diese Diskusion der anderen Seite, nämlich die des "Organspenders" bisher überhaupt nicht zur Diskussion gestellt wird, hat seinen tieferen Grund, denn dann müßte die ganze Organspende-Praxis völlig neu überdacht werden!
Bei allem was Aufklärung bringen könnte, in solchen wichtigen, existenziellen Fragen, hat das Totschweigen Methode!
Renate Biller
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