Safran ist eines der teuersten Gewürze der Welt - und wird häufig gefälscht
Susanne Breit-Keßler
Backe Backe Kuchen
Es lohnt sich, teure Gewürze sparsam zu verwenden.
20.04.2021

Im Garten des Mietshauses nebenan singt ganz zart ein Kind. Normalerweise tönen die Kleinen in unserer Wohngegend eher mit voller Lautstärke. Gerade deswegen werde ich auf die feinen Klänge aufmerksam - und staune. „Backe, backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen. Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen, Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl! Schieb, schieb in’n Ofen ’nein.“

Ich bin richtig gerührt. Das Mädchen singt ein uraltes Volkslied, das wohl aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt und auch zu meinem musikalischen Repertoire gehört.

Die Kleine weiß vermutlich noch nicht, dass der Text zusammenhängt mit der alten Gewohnheit von Bäcker und den Betreibern von Backhäusern, nach dem Brotbacken in ein Horn zu stoßen, um der Nachbarschaft klar zu machen, dass man jetzt kommen und Kuchen backen kann. Die Restwärme des Ofens war dafür ausreichend. Eine schöne Tradition, die viel Gemeinsamkeit stiftet. Ein kleiner Plausch über Neuigkeiten, Austausch von Rezepten und guten Ratschlägen. Würde mir heute auch gefallen - den Duft von Brot in der Nase, der Blick auf den aufgehenden Kuchen gerichtet, dazu die Gewürze. Gewürze - mein Stichwort.

Gelbe Nervennahrung

„Safran macht den Kuchen gehl“ - ich habe als Kind nie verstanden, warum man nicht gelb sagt, auch wenn es sich dann nicht reimt. Erst heute weiß ich, dass „gel“, „gehl“ oder „geel“ in den alten deutschen Sprachen und im Niederländischen tatsächlich gelb heißt. Safran, gewonnen aus Griffeln einer speziellen Krokusart, tue ich nicht in den Kuchen, sondern würze Saucen damit, vor allem für Fisch. Man braucht nur ganz wenig davon. Und man sieht wie bei einem Test mit Natron schnell, ob der Safran eine der häufigen Fälschungen mit viel Kurkuma ist. Dann nämlich wird die Mischung eher rötlich  und eben nicht „gehl“.

Alles, was kostbar ist, wird gerne mal gefälscht, um Geld damit zu machen. Wer dem Betrug aufsitzt, den kommt das letztlich teuer zu stehen: Kostspielige Geschmacksverirrung statt sparsamer Delikatesse. Reiner Safran stärkt die Nerven und hellt die Stimmung auf. Also statt den Fake zu nehmen, lieber - wie immer im Leben - das Echte achten.

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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.