Wieder traf es ein jüdisches Fest, wieder handelten die Täter aus Judenhass: Im australischen Sydney töteten Vater und Sohn 16 Menschen und verletzten viele weitere. Die Opfer hatten am Strand Chanukka gefeiert, das jüdische Lichterfest. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich die Attacke gezielt gegen Juden richtete. Im Auto der Tatverdächtigen – der australische Geheimdienst hatte den Sohn vor Jahren wegen Verbindungen zu einer islamistischen Terrorzelle überprüft – soll eine Fahne des sogenannten "Islamischen Staates", einer Terrororganisation, gefunden worden sein. Die "Jerusalem Post" meldet, dass unter den Toten auch der Holocaust-Überlebende Alex Kleytman sei.
Australien liegt am anderen Ende der Welt, weit weg. Und trotzdem hat der Terrorakt auch viel mit unserem Alltag in Europa und Deutschland zu tun. Nach dem 7. Oktober 2023, dem barbarischen Überfall der Hamas auf Israel an Simchat Tora, dem Freudenfest der Tora, mit weit über 1000 Toten, ist es auch in Deutschland zu einem Anstieg antisemitischer Taten gekommen. RIAS, die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus, dokumentierte 2024 insgesamt 8.627 antisemitische Vorfälle. Das entspricht einem Anstieg um fast 77 Prozent gegenüber 2023 mit 4.886 Vorfällen. Rechnerisch ereigneten sich 2024 knapp 24 antisemitische Vorfälle pro Tag gegenüber 13 pro Tag im Jahr 2023. Der Hass auf Juden – er ist trauriger Alltag in Deutschland.
Hinzu kommt: Oft ist ein Geraune unüberhörbar, "die Juden" seien doch "selbst schuld" an dem Hass, der sie treffe, habe die israelische Regierung im Gazastreifen doch brutal auf die Attacke vom 7. Oktober reagiert. Es stimmt, dass die Regierung Netanjahu harte Kritik verdient hat für ihren Kurs, nicht nur im Gazastreifen, sondern auch im Westjordanland. Dafür aber alle Juden in die Verantwortung zu nehmen, ist ein klassisches antisemitisches Denkmuster, dem immer zu widersprechen ist.
Im Angesicht der dunklen Tat vom Bondi Beach wurde ein Mann zum Vorbild. Ein Video zeigt, wie ein Passant einem der Täter das Gewehr entreißt. Er wurde selbst durch Schüsse verletzt und soll ein Muslim sein. Dieser Mann handelte schlicht als Mensch, der sich dem tödlichen Hass entgegenstellt – und wird damit zum Albtraum aller Dualisten, die die Welt in Gut und Böse aufteilen. Ein solch mutiges Eingreifen im Sinne der Menschlichkeit konterkariert das Denken von Islamisten, Neonazis, Antisemiten und Rassisten. Auch das bleibt von diesem schwarzen Tag für Australien und die ganze Welt.



