Krebs
Auch ohne Brust geht es weiter
Die Hamburger Fotografin Pia Pritzel, 38, hat Brustkrebs – und erzählt hier jeden Dienstag in ihrer Bildserie, wie es ihr gerade geht
Pia Pritzel verliert durch ihre Brustkrebserkrankung eine Brust – und findet eine neue Form von Selbstbewusstsein
Pia Pritzel
Im Gartenprivat
09.12.2025
2Min

In der ersten Folge der Serie stellt sich Pia vor. Lesen Sie hier.

Alle weiteren Folgen finden Sie auf dieser Themenseite.

Meine Herren, ist die Welt doch auf Brüste fixiert! Wie war MEIN Leben auf Brüste fixiert.

5. Klasse: Ein Riesenbusen gehört zur Ausstattung der attraktivsten Mädels. Die Jungs zählten der Reihe nach auf, wer die größte Oberweite hat, und wer noch keine. Ich stand am Ende der Nahrungskette und schämte mich.

7. Klasse: Nun hatten aber wirklich alle einen Busen. Außer mir. Er wollte nicht wachsen. Ich schnallte mir Push-Up BHs um und füllte sie mit Tempos, um den Jungs zu gefallen. Nichts hätte ich mir sehnlicher gewünscht als Körbchengröße Doppel D.

Im Gartenprivat

Pia Pritzel

Pia Pritzel, geboren 1987, ist Mutter und Fotografin aus Hamburg. Sie ist an Brustkrebs erkrankt und erzählt hier und als @pia_pritzel auf Instagram von Diagnose, Behandlung, Heilung, von Schönem und von Schrecklichem. Die meisten Fotos ihrer Serie "Cancer me softly" sind von ihr selbst gemacht, analog.

Viele Jahre später Mutterschaft: Dank Milcheinschuss bekam auch ich endlich meine heißersehnten Brüste, mit denen ich meine Tochter stillte.

Und jetzt, von heute auf morgen, ist mein rechter Busen weg. Zack.

Anfänglich versuchten die ÄrztInnen einen Brustaufbau mit Implantat. Es stellte sich leider heraus, dass die Tumore zu nah an der Haut waren. Deswegen wurde ich ein zweites Mal operiert und meine Brust abgenommen.

Nach der Mastektomie, der Brustamputation, wirft mir eine Krankenschwester das Brustimplantat ins Bett: ‚Hier, als Erinnerung‘. Was vorerst als Busenersatz fungierte, dient mir nun als Antistressknautschkissen. Die Brustkrebstumore waren zu nah an der Haut. Jetzt also ohne Busen.

Wie ist das so? Ungewohnt. Vor dem ersten Blick auf die busenlose Stelle hatte ich tierisch Respekt. Ich blinzelte in den Spiegel, traute mich kaum zu schauen. Öffnete die Augen und sah: Da ist nichts mehr. Eine leere Stelle, durchzogen mit einer langen Narbe. Ok. Puh.

In den nächsten Tagen schaute ich immer öfter hin. Mit Klamotte und ohne. Ich habe nun einen anderen Körper. Nach und nach kommt die Nachricht an.

Jetzt, drei Monate nach der Brustamputation laufe ich selbstbewusst einbusig durch die Welt. Als Amazone. Die sollen sich der Legende nach ihren rechten Busen amputiert haben, um besser Bogenschießen zu können. Es steht die Überlegung im Raum, ob ich meinen linken Busen auch abnehmen lasse. Um ein Rezidiv (Rückfall Brustkrebs) zu verhindern. Aber step by step.

Ich bin stolz darauf, dass ich mich nicht mehr nach dem männlichen Blick richte, sondern in das Selbstbewusstsein hineingewachsen bin, ich zu sein. Ob mit oder ohne Busen.

Die Mastektomie rettet mein Leben, und das ist was zählt.

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.