In der ersten Folge der Serie stellt sich Pia vor. Lesen Sie hier.

Leogemustere Schuhe, bekannt unter dem Namen Crocs, mit der Aufschrift Bitch. Schuhe, die mit Hello Kitty, Spritzen, Stethoskopen, Blumen, Pillen und Pflastern und Fröschen geschmückt sind. Diese bunten Schuhe finde ich im Asklepios Krankenhaus Barmbek an den Füßen jener Pflegekräfte, die mich nach meinen OPS butterweich auffangen... Sicherlich sind die Schuhe beim Personal unter anderem sehr beliebt, weil sie gemütlich sind und äußerst leicht zu säubern. Aber man kann mit ihnen eben auch die Individualität ausdrücken und etwas Wärme und in einem Ort tragen, der vielen Angst macht.

Im Gartenprivat

Pia Pritzel

Pia Pritzel, geboren 1987, ist Mutter und Fotografin aus Hamburg. Sie ist an Brustkrebs erkrankt und erzählt hier und als @pia_pritzel auf Instagram von Diagnose, Behandlung, Heilung, von Schönem und von Schrecklichem. Die meisten Fotos ihrer Serie "Cancer me softly" sind von ihr selbst gemacht, analog.

Crocs tragende Pflegerinnen schieben mich aus dem OP Saal.. Mich, das Häufchen Elend. Eben hatte ich noch zwei Brüste, heute sieht die Welt auf einmal einbusig aus. Schmerzen plagen mich, und ich kann mich kaum aufrichten. ‚Ist der Krebs weg?‘

Es klopft an der Tür des sterilen Zimmers. Zeit zum Essen. Mit Wucht stürmt eine Frau ins Zimmer. Lauter als eine Marktschreierin. ‚Na Süße, du siehst ja nicht so gut aus. Womit können wir dir kulinarisch eine Freude machen?‘ Sie rattert die Speisekarte runter und gestikuliert dabei so unfassbar witzig mit ihren Händen, dass sie selbst mich zum Lachen bringt. Das Häufchen Elend. Sie geht.

Lesetipp: Wie tröstet man, wenn es jemandem schlecht geht?

Mit einen Pflegerin komme ich ins Gespräch, weil auch sie buntgestylte Crocs trägt. Sie dekoriert sie je nach Jahreszeit: Im Frühling Osterhasen. Im Winter Tannenbaum und Nikolaus. Was für eine schöne Art, diesem sterilen Ort etwas Leben einzuhauchen.

Ich esse, ich schlafe, ich kann das erste Mal allein das Bett verlassen. Mich mehr aufrichten. Jede Weiterentwicklung wird von den Pflegerinnen gesehen und beklatscht. Zum Abschied schenke ich ihnen selbstgemachte Perlenarmbänder und sie schenken mir die Zuversicht, dass ich meinen Weg gehen werde.

Zuhause angekommen ziehe ich meine Crocs an, die ich mit Peppa Wutz Applikationen geschmückt habe, weil meine Tochter sie so liebt. Endlich zu Hause.