"Schuhmacherei Meiners" steht in roter Schrift auf dem gelben Schild über einem Laden, so unscheinbar, dass man ihn zwischen Grundschule und Hinterhof-Durchgang fast übersehen könnte. Wer ihn durch die Glastür betritt, steht vor einem schweren Tresen, in dessen Rücken sich mit kleinen grünen Zetteln versehene Schuhe in einem Regal auftürmen. Auf dem Tresen verschraubt sind drei wunderbar altmodische Schuhweiter mit großen Handrädern.
Rechts neben der aus gutem Grund ebenfalls verschraubten Kaffeekasse gibt es einige Warnschilder, die die strengen Regeln des Ortes festlegen ("Keine Schuhausgabe ohne Abholzettel", "Keine Haftung für Schnürsenkel und Einlagen", "Längen und Weiten auf eigene Gefahr"). Dahinter steht ein Mann mit lederner Schürze und Arbeitshose. Er hebt den Kopf leicht an, als er aus offenem Gesicht fragt: "Was kann ich für Sie tun?"
Stolz auf seinen Beruf als Schuhmacher
Es ist 16.50 Uhr, noch eine gute Stunde bis zum Feierabend, und in der Kasse viel zu wenig für jemanden, der sein Handwerk gelernt hat und es besser versteht als die meisten anderen; der den kleinen Laden in Berlin-Charlottenburg in zweiter Generation führt und stolz darauf verweist, er sei Schuhmacher und eben nicht Schuster, wie fast alle anderen im Umkreis.
Schuster darf sich jeder nennen, Schuhmacher nur die Gelernten. Sein alter Lehrmeister hat immer gesagt: "In jedem Beruf gibt es Schuster. In unserem leider die meisten." Daki Meiners, 56 Jahre alt, Halbgrieche und Spezialist für rahmengenähte Schuhe, hat noch gelernt, wie man einen Leisten aufbaut. Gut, heute muss er nur noch reparieren, niemand verlangt mehr nach teuren Maßschuhen. Sie gucken ja schon, wenn er 23,50 Euro für die Sohle haben will.
4 Wochen gratis testen, danach mit 10 € guten Journalismus und gute Projekte unterstützen.
Vierwöchentlich kündbar.



