Das Knautschick
Das Knautschick ist ein Secondhandladen für Kinderbekleidung in Leipzig-Knauthain. Es gewann den Jury- und den Publikumspreis. Mit dem Preisgeld wird das kaputte Dach des Knautschick repariert, erzählen Pfarrer Daniel Meulenberg und seine Frau Linda.
chrismon: Lustiger Name. Wer kam drauf?
Linda und Daniel Meulenberg: Unser Deutschlehrer Johannes brachte den Ort Leipzig- Knauthain zusammen mit der Idee: ein Secondhandladen mit schicker Kinderbekleidung. Wir führen sogar Kleider für frühgeborene Babys – Größe 44 bis hin zu 164, auch Kinderschuhe, Karnevalskostüme, Weihnachtspullis.
Wie viel verkauft ihr?
Angefangen haben wir vor anderthalb Jahren mit einer blauen Truhe vor dem Pfarrhaus. Inzwischen kommen Wagenladungen hier an. Wir alle haben ja zu viel Zeug im Schrank!
Was passiert mit dem Erlös?
Das geht nach Bebra an die Flüchtlingshilfe und an die Ora-Kinderhilfe, davon wird Schulessen in Sierra Leone bezahlt. 500 Kinder können jeden Tag satt werden mit unserem Geld. Das ist doch Wahnsinn!
Wer hilft mit?
Generationsübergreifend treffen sich rund 25 Frauen, von Frauen in der Elternzeit bis ins Rentenalter.
Was war euer Highlight?
An Weihnachten haben wir beim "Lebendigen Adventskalender" die Weihnachtskollektion vorgeführt. Und toll, wenn wir Dinge bekommen, von denen sich Leute schwer trennen können. Der erste Babyschuh. Den gibt man nicht Ebay. Aber uns!
Wie gehts weiter?
Das Knautschick hat Menschen angesprochen, die wenig mit Kirche zu tun hatten und weiter weg wohnen. Wir in der Kirche arbeiten ja oft noch mit Schaukästen. Durch die "Neuen" verändert sich die Kommunikation. Die Social-Media-Netzwerke geben uns neue Verbindungen. Man darf Sachen ausprobieren. Seid mutig!
versöhnBAR
versöhnBAR heißt ein neues Gottesdienstkonzept an der Versöhnungskirche in Ohmstede, das den Preis für "Besonderen Gottesdienst" bekam. Pastorin Andrea Burfeind und der Ehrenamtliche Jörn Ahlers kamen zur Preisverleihung nach Leipzig.
chrismon: Gibt es in der versöhnBAR denn auch Cocktails?
Andrea Burfeind: Ja, klar. Mal vor, mal nach dem Gottesdienst gibt es Wein, manchmal auch Cocktails und immer alkoholfreies. In unserem Gottesdienst wollen wir über aktuelle Themen ins Gespräch kommen.
Jörn Ahlers: Dass wir was verändern wollten am klassischen Gottesdienst, mehr Leute erreichen, war lange klar – durch Corona haben wir begonnen, zu streamen.
Was unterscheidet euch außer dem Streaming noch vom normalen Gottesdienst?
Burfeind: Alles. Es gibt keine Predigt, keine Pastorin im Talar. Die Musik ist modern, alle kommen in Zivil, und statt des Kirchenkaffees gibts eben einen Gang an die Bar.
Wer sind die Gesprächspartner?
Burfeind: Wir hatten schon einen Clown zu Gast, der im Hospiz auftritt. Und einen Jugendlichen, der sich bei Fridays for Future engagiert. Wir wollen unberechenbar bleiben und überraschen. Jetzt ziehen wir in eine neue Kirche. Am 28. September eröffnen wir da zum ersten Mal eine versöhnBAR.
Warum?
Burfeind: Die Versöhnungskirche wurde entwidmet. Wir alle müssen Abschied nehmen von Gebäuden. Aber wir haben auch in die Zukunft geschaut. In unsere bisherige Kirche wird ein Haus hineingebaut für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Und die versöhnBAR zieht um in die Nachbargemeinde.
Ein Rat fürs Nachmachen?
Ahlers: Das Wichtigste beim Streaming: Das Bild kann schon mal schief sein. Aber wenn der Ton schlecht ist, das ist eine Katastrophe! Da sind die Leute sofort weg.
chrismon Gemeindepreis 2025
Alle zwei Jahre verleiht chrismon den Gemeindepreis für innovative Ideen. Unterstützt von der KD-Bank, Brot für die Welt, dem Gustav-Adolf-Werk und dem Gemeindebrief wurden 19 Preise verliehen. 250 Gemeinden hatten sich beworben, 800 000 Stimmen wurden abgegeben. Überreicht wurde der Preis im Juni in Leipzig.