Stella D., 31, brach die Schule in der elften Klasse ab und jobbte
Stella D., ist heute 31 und Mutter. Mit 21 Jahren wollte sie Hebamme werden. Fühlt sie sich mittlerweile erwachsen?
Sandra Stein
Erwachsen sein in Deutschland
Sind wir jetzt erwachsen?
Vor zehn Jahren erzählten fünf junge Frauen in chrismon vom Großwerden. Sie waren Anfang 20, hatten Träume, hatten Pläne. Wo stehen sie heute?
Tim Wegner
Privat
26.09.2025
12Min

Stella D., 31, brach die Schule in der elften Klasse ab und jobbte. Mit 21 sagte sie, vielleicht könnte ja Hebamme was für sie sein. Und: "Ich möchte die Welt schöner machen, als ich sie angetroffen habe".

Bis ich schwanger wurde mit 24, hab ich viel gefeiert. Ich habe gejobbt, brauchte nicht viel Geld zum Leben und damals war ja alles noch günstiger als heute. Und dann stand erst mal eine Erdung an. Dieser Prozess, so jung Mama zu werden, war ein krasser Kontrast zu dem, wie ich vorher gelebt habe, ein Sprung ins kalte Wasser. Ich wollte möglichst selbstbestimmt leben können. Vom Vater meiner Tochter Nomi habe ich mich getrennt, als sie eins war, seither pendelt sie zwischen uns, Wechselmodell.

Dadurch hatte ich auch wieder Freiheiten. Ich hatte Partnerschaften, die oft anstrengend waren. In der Schwanger­schaft mit meiner jüngeren Tochter Louka ging es mir psychisch nicht gut, vor etwa drei Jahren war das. Ich habe viel Inneneinkehr gehalten. Traumaarbeit. Ein therapeutisches Coaching. Ich habe mich unangenehmen Gefühlen gestellt. Das können viele Leute gar nicht, man ist schnell verkopft, dann will man rauchen, Alkohol trinken, arbeiten, was auch immer, um sich abzulenken. Ich bin da aber durchge­gangen, habe aufgeräumt und tue es immer noch.

Da sind Themen wie Beruf und Berufung in den Hintergrund gerückt. Meine Berufung ist das Mamasein, das muss man auch mal sagen dürfen, dafür gibt es superwenig Wertschätzung, dabei ist es die wichtigste Arbeit überhaupt – nicht den Kindern den ganzen Mist weiterzugeben, den man selbst erlebt hat. Da habe ich einen hohen Anspruch an mich. Meine Kinder sollen das bekommen, was ich gern selbst gehabt hätte, was ich gebraucht hätte. Für meine große Tochter habe ich zum Beispiel eine Schule gesucht, in der sie sich entfalten kann und selbstbestimmt bleibt, anders als das bei mir der Fall war. Kinder können einen auch krass triggern, natürlich mache ich nicht immer alles perfekt. Ich hinterfrage mein Tun, entschuldige mich auch bei meinen Kindern, wenn ich etwas falsch gemacht habe.

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