Spätsommerregen im Garten
Iona Dutz
Spätsommer – Teil 3
Noch ist's auch im Regen schön
Ein paar Schauer gehen nieder - wen kümmert's? Es ist ja noch warm. Die chrismon-Redaktion verabschiedet sich mit dieser Serie vom Sommer. Mit Tipps für draußen, Rezepten und Vorfreude aufs nächste Jahr
Privat
Lena Uphoff
Tim Wegner
07.09.2025
4Min

Sommerregen

Spätsommerhitze. Risse in der Erde, vertrocknete Blumen, abgeerntete Felder. Der Mais steht noch, bald ist es auch für ihn so weit. Dunkle Wolken. Donner. Blitz. Dann der Regen. Es schüttet auf den staubigen Boden, und der Geruch von Sommerregen steigt auf. Er duftet nach feuchter Erde und Blüten und hat sogar einen wissenschaftlichen Namen: "Petrichor". Er stammt aus dem Altgriechischen, eine Verbindung der Wörter "pétros", was "Stein" bedeutet, und "ichōr", "Blut der Götter". Petrichor entsteht, wenn Pflanzen während der Trockenheit Öle absondern, die vom Boden aufgenommen und vom Regen aufgewirbelt werden.

Forscher nahmen an, dass der Geruch bei einigen Tieren das Verlangen nach Paarung auslöst. Obwohl das letztendlich nicht bewiesen werden konnte, verstärken Filmszenen von sich leidenschaftlich im Sommerregen wälzenden Verliebten diese Vorstellung. Etwa in Woody Allens "Match Point": Der Sex im Sommerregen hat hier aber auch etwas Unheimliches und lässt schon den bösen Ausgang einer Affäre erahnen. In Hollywood-Romanzen bleibt er meist Kulisse. Bei Hemingway steht der Sommerregen manchmal für den Tod und das Ende einer Liebe. Ob Kitsch, Sehnsucht oder Abschied: Petrichor ist der Duft der Melodramatik.

Jetzt, nach dem Regen, kühlt es angenehm ab. Noch liegt Petrichor in der Luft. Vielleicht zum letzten Mal für dieses Jahr.

Constantin Lummitsch

Spätsommer-Mainlichter

Noch ist er da, noch wollen wir den Sommer und seine Feste feiern

Es ist 22 Uhr und noch immer warm in Frankfurt am Main. Aber angenehm – nicht drückend. Im Fluss spiegeln sich die Lichter der Skyline. Aus den Boxen dröhnt "An Tagen wie diesen" von den Toten Hosen. Am Flussufer sitzt eine Gruppe Jugendlicher auf Campingstühlen im Kreis, geöffnete Bierdosen in den Dosenhaltern ihrer Armlehnen. Irgendjemand aus der Gruppe muss einen guten Witz erzählt haben – alle lachen.

Daneben ein Paar Mitte 30 auf einer Picknickdecke – vielleicht ein erstes Date? Zehn Meter weiter tanzt vor der "spanischen Bühne" eine Frauengruppe Anfang 50 zu lateinamerikanischen Beats.

Beim Museumsuferfest Ende August ist Frankfurt am Main für drei Tage im Ausnahmezustand. Man schlendert von Bühne zu Bühne, lauscht Konzerten und wippt mit. Wenn die Hitze sich staut, flüchtet man schnell ins Weltkulturen-Museum am Schaumainkai, um sich abzukühlen – und dann noch schneller wieder hinaus, dorthin, wo die nächste Band spielt.

Die Steine am Uferrand sind noch immer warm von diesen letzten Sommertagen. Man könnte fast melancholisch werden. Aber wenn man dann den Main auf dem mit Tonnen von "Liebesschlössern" behängten Eisernen Steg überquert, mischt sich die Musik mit dem leisen Gemurmel der Leute um einen herum, das Wasser funkelt, und man kann die ganze Szenerie überblicken. Ein wunderschönes Nachtgewusel.

Hinter mir eine jugendliche Stimme, die – offenbar in Richtung einer Freundesgruppe – sagt: "Ey, lass uns noch mal ans Ufer setzen." Die Beine am Rand des Flusses über dem Wasser baumeln lassen, den Blick auf die Skyline genießen. Irgendwie fühlt es sich so an, als sei die gesamte Stadt an diesem Abend noch mal zusammengekommen, um den Sommer zu verabschieden. Und um daran zu erinnern, wie leicht sich das Leben anfühlen kann.

Für ein paar Stunden ist das Einzige, was zählt: gemeinsam hier sein, auf dieses Gefühl der Leichtigkeit anstoßen. Bald heißt es leider wieder Winterdepression und karge Bäume am Main, aber heute ist es Gott sei Dank noch nicht so weit! Heute noch mal tief durchatmen, alles aufsaugen, Stimmen lauschen, die sich auf dem Weg verlieren, und Kindern zuschauen, die Fangen spielen. Und schon mal den Termin für das Mainuferfest im nächsten Sommer vormerken: 28. bis 30. August 2026.

Um Punkt Mitternacht schießen Raketen in die Luft. Die Explosion mit ihren Lichtern am Himmel läutet das Ende des Fests ein. Es ist laut, grell und leider schnell vorbei. Momente wie diese bleiben – auch wenn es wieder kalt wird und es heißt: "Weißt du noch, im Sommer …?"

Sonja Ruf

Rezept: Stockbrot

Knisterndes Feuer, Stockbrot im Flammenschein – so schmeckt Spätsommer

Weißt du noch ...? – diesen Gedanken habe ich immer, wenn ich an einem schönen Sommerabend draußen sitze und von irgendwoher Rauchschwaden einer Feuerschale vorbeiziehen. Jedes Mal versetzt es mich in die Teenagerzeit, dann bin ich wieder 14 und sitze mit meinen Pfadfinder-Freunden und -Freundinnen am Lagerfeuer, einer spielt "Take Me Home, Country Roads" auf der Gitarre, die anderen singen – und es gibt Chai und Stockbrot.

Hab ich ewig nicht selbst gemacht, wird mal wieder Zeit!

Es braucht mindestens 100 Zentimeter lange Stöcke: frische Buche, Haselnuss oder Weide sind gut, Goldregen, Holunder oder Eibe nicht, weil giftig. Gern vorher in Wasser legen, dann fangen sie nicht so leicht Feuer.

Rezept für den Teig:

400 g Mehl, 1 Päckchen Trockenhefe, 0,5 TL Salz, 1 EL Zucker, 2 EL Olivenöl, 300 ml warme Milch

Alle Zutaten in einer Schüssel vermischen und zu einem glatten Teig verkneten. Für etwa 15 Minuten abgedeckt ruhen lassen.

Teig in ca. zwölf Stücke portionieren, daraus Stränge ziehen. Jeden Strang gleichmäßig in Spiralen um das Stockende wickeln. Ca. 10 Minuten über die Glut halten (nicht übers Feuer, das Brot soll ja nicht schwarz werden), dabei immer drehen. Wenn es von allen Seiten gut gebräunt ist und beim Draufklopfen hohl klingt, ist es gar.

Mareike Fallet

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