Liebeskummer ist ein Ausnahmezustand. Nicht umsonst vergleichen Wissenschaftler ihn mit einem Drogenentzug. Die US-Anthropologin Helen Fisher etwa fand bei computertomografischen Scans heraus, dass Liebe und Liebeskummer die gleichen Gehirnareale aktivieren wie Süchte. Eben noch hatte der Körper reichlich Dopamin und Oxytocin gespeichert – plötzlich schwinden bei Liebesentzug genau diese Glücklichmacher. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol legen dafür rasant zu. Kein Wunder also, dass Herzschmerz oft zu körperlichen Symptomen führt.
Die 31-jährige Milla liegt oft die halbe Nacht wach im Bett, nachdem ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hat. Sieben Monate waren sie ein Paar, sie wollten sogar zusammenziehen. Sie sagt: "In meinem Kopf läuft ein Gedankenkarussell ab: War das mit uns nie echt? Wieso habe ich das nicht kommen sehen?"
Bei Frauen und Männern mit Liebeskummer reicht die Bandbreite der Symptome von Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Problemen über Herzrasen und Schwindel oder Erschöpfung bis hin zu depressiven Zuständen und Panikattacken. Die körperlichen Symptome können sogar so schwerwiegend sein, dass das Herz durch eine Trennung oder unerwiderte Liebe im wörtlichen Sinne bricht: Mediziner sprechen vom "Broken-Heart-Syndrom", einer spontan auftretenden Herzmuskelerkrankung, die ohne Behandlung lebensbedrohlich werden kann. Die emotionale Stresssituation führt zu Anzeichen, die denen eines Herzinfarkts ähneln, und kann sogar einen Herzstillstand hervorrufen.
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Niemand leidet gern. Schon gar nicht körperlich und seelisch zugleich. Die wichtigste Frage, die alle Liebessüchtigen auf Entzug antreibt, ist daher: Wann endet dieser Schmerz? Die Antwort variiert, je nachdem, wen man fragt. Während eine Studie im "Journal of Positive Psychology" auf hoffnungsvolle elf Wochen kam, spricht eine neue, in der Fachzeitschrift "Social Psychological and Personality Science" veröffentlichte Studie von bis zu acht Jahren. Was stimmt?
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