Geflüchtete
Hier sind sie zu Hause
Sie arbeiten als Handwerker, Ärzte, Sozialarbeiterinnen und Lehrer – viele Geflüchtete leben schon jahrelang in Deutschland. Oft mit einem mulmigen Gefühl
Der Adghane Khanzada Shinwarynt lebt bei Stuttgart. Er arbeitet auf dem Bau, das macht ihm Spaß
Der Afghane Khanzada Shinwarynt lebt bei Stuttgart. Er arbeitet auf dem Bau, das macht ihm Spaß
Verena Müller
12.02.2025
10Min

Khanzada Shinwarynt, 26, möchte seiner Frau ein gutes Leben ermöglichen

Meine Freunde nennen mich Khan. Als Jugendlicher bin ich aus meiner Heimatregion Kapisa in Afghanis­tan nach Deutschland gekommen. Über den Balkan, alleine. 2014 kam ich in ein Flüchtlingsheim in Stuttgart, da war ich 16 Jahre alt. Ziemlich schnell, nach etwa einem halben Jahr, konnte ich in eine Wohngruppe ziehen. Ich hatte ein Dach über dem Kopf, erhielt Essen und Kleidung. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich in dieser Zeit bekommen habe.

In der Schule hatte ich natürlich Schwierigkeiten mit der Sprache. Und mit Mathematik. Ich habe damals neben­bei in einer Theatergruppe mitgemacht, das war cool, da habe ich andere Jugendliche kennengelernt, die mir bei den Hausaufgaben geholfen haben. Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen, ich fühlte mich will­kommen.

Heute bin ich 26 Jahre alt und lebe in einer WG in ­Marbach am Neckar. Nach der Schule habe ich eine Aus­bildung zum Maschinen- und Anlagenführer gemacht, aber ich wollte nicht in der Industrie im Schichtdienst arbeiten. Also arbeite ich auf dem Bau, in Stuttgart und Umgebung. Ich mache Trockenbau. Ich mache Fliesen. Ich mache Fußböden. Ich streiche. Das macht mir Spaß.

Lesetipp: Was hilft gegen den Fachkräftemangel im Handwerk?

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Glücklich am Ziel?

Die Zahl der Geflüchteten in Deutschland erreichte Mitte 2024 mit 3,48 Millionen ihren höchsten Stand seit den 1950er Jahren. Die meisten, mehr als eine ­Million, kommen aus der Ukraine; sie müssen kein Asylverfahren durchlaufen. Die meisten Asylanträge stellten von Januar bis September 2024 Geflüchtete aus Syrien (rund 60 000), Afghanistan (rund 30 000) und der Türkei (rund 25 000). Im Juli 2024 waren etwa 440 000 Menschen aus Asylherkunftsländern arbeitslos gemeldet. 703 000 Menschen aus diesen Ländern arbeiten. Ihre Beschäftigungsquote steigt seit Jahren.

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Großer Dank an A.Dotti für die Veröffentlichung der Protokolle der vier Geflüchteten unter dem Titel "Hier sind sie zu Hause". Sie  sind ein beeindruckendes Dokument der Integrationsbereitschaft und ihrer bewundernswerten Bemühungen trotz aller Schwierigkeiten,  Rückschlägen und Enttäuschungen ihr Ziel, sich in unserer von ihnen geschätzten demokratischen Gesellschaft eine berufliche Perspektive zu sichern und mit ihren Familien heimisch zu werden, zu erreichen. 

 

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass das , was sie bisher erreicht haben trotz der Gefahren, denen unsere Demokratie gegen

wärtig ausgesetzt ist, niemals gefährdet werde.

Alles Gute Frau Al-Zoubi, Herr Alyas,Shinwarynt und "Jalal".

 

                                                                                             Jürgen und Gaby Ludwig

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angeregt durch den artikel "hier sind sie zu hause" habe ich folgenden

vorschlag: es gingen zwar millionen auf die straße gegen rechts, aber diese

menschen sind im alltag nicht zu erkennen und bei migranten ist ein mulmiges

gefühl entstanden. wenn unter federführung von chrismon millionen menschen

einen button tragen würden, könnten im alltag auf straßen und verkehrsmitteln

fremde sofort erkennen, dass sie erwünscht sind. als wenn ein sonnenstrahl

sie erreichte. ein button kostet wenig, hätte aber eine große und schnelle

wirkung. 

ich bin mit 82 leider zu alt, in entsprechenden medien wirken zu können.

 

mit ganz herzlichen grüßen

ihr dankbarer chrismonleser eberhard keussen