Philipp
Philipp
Debora Ruppert
Obdachlosigkeit
"Niemand hat mich gesehen. Alptraum"
Philipp hat wegen starker Depressionen seine Wohnung verloren. Die Fotografin Debora Ruppert hat Menschen ohne Obdach porträtiert und ihnen Einmalkameras gegeben. So erzählen sie von ihrem Alltag, ihren Hoffnungen und Erfolgen
Jacobia Dahm
31.01.2025
2Min

Philipp, 32 Jahre: "In der Zeit meiner Obdachlosigkeit war ich allein und durchsichtig. Niemand hat mich gesehen. Alptraum", erzählt Philipp. Seine Wohnung hat er verloren, weil er mit starken Depressionen kämpfte.

Zwei Jahre lang war er obdachlos, bevor er sich Hilfe suchte. Vor allem seinen drei Kindern zuliebe fasste er schließlich doch den Mut und fand Unterstützung. Heute lebt Philipp in einer Übergangswohnung, hofft auf einen eigenen Mietvertrag und hat sich das geteilte Sorgerecht erkämpft.

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über Obdachlose. Alle weiteren Beiträge finden Sie auf dieser Themenseite.

Ich bin aus der Wohnung, in der ich elf Jahre gelebt habe, rausgeflogen. Die Zeit der Obdachlosigkeit war ­prägend. Ich war sehr traurig, allein und unwissend. Depression. Zwei Jahre später habe ich drei ­Haustüren weiter die nächste ­Wohnung bekommen. Alles ein ­bisschen ironisch, aber so ist es nun mal.

Ich hatte damals dolle Ärger mit meiner Ex-Freundin wegen der Kinder. Mit Hilfesuchen und Durchsetzungs­vermögen habe ich das geteilte Sorgerecht bekommen. Das war alles ein bisschen auf der Kippe. Allerdings wird man heutzutage vom Jugendamt als Vater auch mehr denn je unterstützt. Ich möchte, dass es so bleibt. Angst habe ich trotzdem, dass es noch mal passieren könnte durch einen dummen Fehler.

Meine Kinder sind für mich alles und das Ganze zweimal. Die werden so schnell groß! Meine älteste Tochter wird jetzt 13, die jüngere Tochter wird sieben, und mein Jüngster ist vier. Ich bin froh, dass die Kinder wieder bei mir spielen und übernachten können. Das habe ich mir erarbeitet.

Stimmen der Straße: Philipp
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Wer ist obdachlos? Und wie viele?

Mehr als eine halbe Million Menschen haben keine eigene Wohnung, sagt der neue Wohnungslosenbericht der Bundesregierung (veröffentlicht am 8. Januar 2025). Die meisten, fast 440 000 Menschen, leben in Einrichtungen der Kommunen und der Wohnungsnotfallhilfe. Rund 47 300 Menschen leben auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. 60 000 kommen bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unter.

Vor einem Jahr hatte die Bundesregierung einen Aktionsplan beschlossen, um die Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden. Nach Darstellung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ist aber die Zahl der Betroffenen weiter gestiegen – vor allem durch die Zunahme nicht deutscher Wohnungsloser. 19 Prozent der Wohnungslosen sind unter 25 Jahre alt, davon viele Mädchen und Frauen. Das größte Problem ist der fehlende bezahlbare Wohnraum – und die weiter steigenden Mieten. Oft trifft es Menschen sehr plötzlich. Wer seine Arbeit verliert, krank oder süchtig wird, einen Schicksalsschlag erleidet, ist häufig nicht in der Lage, sich um seine Mietschulden zu kümmern.

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