Brandenburg
Wollen wir den Elch?
Alle lieben Elche. Das vermitteln zumindest Disney-Filme und niedliche Stofftiere mit Weihnachtsmütze. Doch wie gut passen Mensch und Tier in Wirklichkeit zusammen? Ein Besuch bei Elch "Bert" in Brandenburg
Elchbulle Bert trägt an seinem gelben Halsband einen Sender
Elchbulle Bert trägt an seinem gelben Halsband einen Sender. Der verrät Wildbiologen alle zwei Stunden seinen Standort
Anton Lehning
Constantin LummitschLena Uphoff
28.11.2024
12Min

Am Rande einer Kuhweide in Brandenburg warte ich auf den Elch. Er wird Bert genannt und hat sich aus Mangel an paarungsbereiten Artgenossinnen einer Kuhherde angeschlossen. Eine schöne Integrationsgeschichte, vor allem, weil der aus Polen eingewanderte und hier heimisch gewordene Gast nun den Dörfern der Gegend als Maskottchen dient. Zumindest kann man das denken, wenn man Beiträgen auf Facebook oder Insta­gram glaubt.

Vor Ort sieht die Lage aber anders aus: Elchbulle Bert, so erzählen Bauern und Ranger, soll den Zuchtstier der Herde getötet haben, die Kühe "stalken" (das Wort ist so wirklich gefallen) und "bespringen", wie mir Wildbiologe Frank-Uwe Michler von der Hochschule Eberswalde erklärt. Beim Bespringen soll einer Kuh der Fuß gebrochen sein, weil der eine halbe Tonne schwere Elch einfach zu wild war. Die Kuh musste daraufhin eingeschläfert werden, erzählt ein Ranger. Außerdem steht das Tier oft mitten auf der Straße – eine tödliche Gefahr für Autofahrer. In Skandinavien gibt es jedes Jahr Tausende Elchunfälle.

"Ein Bauer rief bei der Verwaltung an und verlangte den Abschuss"

Frank-Uwe Michler, Wildbiologe

Eine Reiterin soll sogar den Tod des Tieres gefordert haben, weil sich ihr Pferd beim Anblick von Bert furchtbar erschreckte und sie abwarf, sagt eine Lokalpolitikerin. Ein Bauer rief bei der Kreisverwaltung an und verlangte den Abschuss durch die Behörde, erzählt Wildbiologe Michler.

Wer mit dem Elch in Berührung kommt, findet ihn offenbar gar nicht mehr so toll. Einfach abschießen geht aber nicht. Elche gelten nach dem Bundesjagdgesetz zwar als jagdbares Wild, da sie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Osten Deutschlands heimisch waren, genießen aber eine ganzjährige Schonzeit.

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Bei den Deutschen, die ihm nie in freier Wildbahn begegnet sind, hat der Elch ein wahnsinnig positives Image. Was vielleicht an der Masse von Kinderfilmen liegt, die sich ins kollektive Bewusstsein eingebrannt haben. Etwa die Disney-Produktionen "Bärenbrüder" (2003), "Die Eis­königin" (2013) oder "Santa Clause 2" (2002), in denen Elche drollig-süße Nebenrollen spielen. Filme, die wohl ihren Beitrag zur Elchsympathie geleistet haben.

Elchaufkleber pappen auf Wohnmobilen von skandinavienverrückten Boomern, ein Radiosender nutzt einen Elch als Maskottchen, Ikea verkauft Schaukelelche für Kleinkinder; ein Elchstofftier heißt dort "Gemytlig" – was gut zur sepiabraunen Hygge-Wohlfühlästhetik passt, die in so vielen deutschen Wohnungen Einzug gehalten hat. Der Elch scheint für diese Stimmung das perfekte Symboltier zu sein. Scheinbar ruhig und friedlich, fremd und doch irgendwie vertraut – dank Bullerbü und Walt Disney.

Auch ich fand Elche süß. Bis einer meine Beziehung zerstörte. Dieser Elch war weich und kuschlig. Er trug eine rote Bommelmütze und schaute mich mit dunklen Kuller­augen an. Es war Weihnachten vor vielen Jahren, kurz vor Ladenschluss, und ich brauchte noch ein Geschenk für ­meine damalige Freundin. Ich lief verkatert und ungeduscht (ich hatte die Nacht auf einer Party verbracht) durch die Fußgängerzone. Vor einer Douglas-Filiale blieb ich stehen. Die kleinen Stoffelche glotzten so niedlich durch die Schau­fensterscheibe, dass ich mich von ihnen hineinlocken ließ. Ich kaufte irgendeinen sehr teuren Duft, vielleicht, weil ich wegen eines (harmlosen) Flirts auf der Party in der vergangenen Nacht ein schlechtes Gewissen hatte. Beim ­Bezahlen fragte ich die Verkäuferin, ob sie mir einen der Stoff­elche schenken würde – und sie steckte einen in die Tüte.

Frank-Uwe Michler betäubt Bert, um das Halsband zu wechseln. Einstandsgebiet? Soll nur heißen: Achtung, Elch

Der teure Duft kam gar nicht so gut an. Dafür aber der Elch. Meine Freundin war ganz begeistert von ihm, und er durfte in ihr riesiges Ikea-Bett einziehen. Jedes Mal, wenn ich nun bei ihr im Bett lag, schaute mich dieser kleine Elch an. Auf die Dauer fand ich seinen starren Blick unheimlich. Ich fühlte mich von diesen niemals blinzelnden, pupillen­losen dunklen Augen beobachtet. Aber immer, wenn ich ihn unauffällig aus dem Bett schubsen wollte, hielt sie ihn schützend fest. Er schlief jetzt jede Nacht bei ihr.

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Für mich war er eine reine Weihnachtsdeko, die mich in heißen Sommernächten (sie hatte eine Dachgeschoss­wohnung) auch ästhetisch störte. "Pack ihn in die Kiste und hol ihn meinetwegen in der Adventszeit wieder raus", flehte ich. Aber sie blieb hart. Ich musste ihr Bett weiterhin mit diesem Elch teilen, den sie mit einem seligen Grinsen liebevoll in den Arm nahm. Aber mich immer seltener. Vielleicht zerbrach unsere Liebe an diesem Elch.

Ich fing ich an, Elche bescheuert zu finden. Gegen Ende unserer Beziehung – und meines in die Länge gezogenen Studiums – versuchte mein Vater (er ist Jäger, genau wie ich), mich mit einer Bestechung zum Studienabschluss zu motivieren: Er versprach mir eine Jagdreise nach Schweden. "Da schießt du dann einen Elchbullen – aber nur, wenn du dein Studium endlich beendest!"
Ich stellte mir vor, einem Elch mitten ins Herz zu ­schießen. In meiner Fantasie trug er eine rote Bommelmütze. Das gefiel mir.

Ein wenig glaube ich aber, dass der Wildbiologe auf der Seite von Bert ist

Doch zu dieser Jagdreise kam es nie. Was wohl an meinem katastrophalen Einstieg ins Arbeitsleben lag. Statt sofort als Reporter bei einem großen Magazin anzufangen, verkaufte ich eine Weile Telekom-Handyverträge in einem Callcenter. Bis man mich feuerte, weil ich keine Lust mehr hatte, Leuten was am Telefon anzudrehen. Nun hätte ich zwar viel Zeit für eine ausgedehnte Jagdreise gehabt, aber meine Eltern spielten da leider nicht mit. Ich solle mir erst mal einen Job suchen, hieß es.

Auf Umwegen bin ich dann doch Reporter geworden. Und stehe nun hier in Brandenburg – bei den vom Elch vergewaltigten Kühen. Wobei Bert die Kühe ja gar nicht vergewaltige, erklärt mir Wildbiologe Michler. Das sei ein vollkommen falsches Bild, da Tiere ja gar nicht anders handeln könnten als instinktgesteuert. Außerdem bespringe Bert die Kühe zwar und zeige dabei körperliche Anzeichen von Elchsex ("markieren" = pinkeln, "flehmen" = mit geöffnetem Maul Witterung aufnehmen). Aber zu richtigem Geschlechtsverkehr komme es ja gar nicht, da ist sich der Wildbiologe sicher. Ich hoffe für die armen Kühe, dass er recht hat. Ein wenig glaube ich aber, dass der Wildbiologe auf der Seite von Bert ist. Will er ihn vor dem Hass der Bevölkerung schützen? Immerhin sind wir in Brandenburg, die AfD ist hier zweitstärkste Kraft und wäre beinahe die stärkste geworden. Die Toleranz für einen Wüstling aus Polen, der unsere Kühe fickt und unsere Stiere absticht, ist zumindest bei den Nazis wahrscheinlich sehr gering.

Bert lebt mitten in einem riesigen Schutz­gebiet, dem Nuthe-Nieplitz-Park, eigentlich nur 30 Kilo­meter von Potsdam entfernt – aber es fühlt sich wie tiefste Wildnis an. Sein ­Revier umfasst hundert Quadrat­kilometer ­voller ­Wälder, Sümpfe und Seen. Zäune überspringt er mühelos. Versteckt in dichtem Gestrüpp oder hohem Schilf ­bekommt kaum ein Mensch das Tier zu Gesicht. Nur ­während der Brunft im Herbst verliert er seine Scheu. Dann lässt er Menschen manchmal bis auf wenige ­Meter an sich heran. Was tödlich enden könnte, denn Elche ­treten mit ihren scharfkantigen Vorderhufen aus, wenn sie sich bedroht fühlen, oder spießen Feinde wie den Wolf mit den spitzen langen Enden ihrer Schaufeln auf.

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In den vergangenen Jahren wurden immer häufiger Elche in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Bayern gesichtet. Meist waren es junge Bullen aus Polen, in einzelnen Fällen auch aus Tschechien. In Polen ist die Jagd auf Elche seit dem Jahr 2001 verboten, seitdem wächst die Population an, der Bestand wird von Wildbiologen auf über 10 000 Tiere geschätzt. Da aus­gewachsene ­Bullen die jüngeren während der Brunft vertreiben, ­müssen die sich neue Reviere suchen. So war es vermutlich auch bei Bert; seine DNA weist viele Über­einstimmungen mit Tieren aus Ostpolen auf.

Die meisten Elche aus Polen wandern nur durch Deutschland, bleiben aber nicht. Bis auf Bert. Er ist einer der am besten überwachten und erforschten Elche in freier Wildbahn. Er trägt seit dem Jahr 2018 ein gelbes Halsband mit einem Sender, der alle zwei Stunden seinen Standort durch ein Funksignal verrät. Die Ergebnisse dokumentiert Wildbiologe Frank-Uwe Michler. Er erforscht, wie gut – oder schlecht – Elche in die deutsche Kulturlandschaft integriert werden können. Denn ausgewachsene Elche fressen pro Tag bis zu 50 Kilo Grünzeug, knabbern gern an jungen Baumtrieben – zum Ärger der Waldbesitzer.

Am Telefon erzählt Michler, wie er vor Jahren mit einem Betäubungsgewehr auf Bert schoss und ihm das gelbe Halsband mit dem Transmitter anlegte. "Damals war Bert noch jung und zierlich. Jetzt ist er acht Jahre alt und ein richtiger Prachtbulle geworden", sagt Michler. ­Alle zwei Jahre narkotisiert er Bert, verpasst ihm ein neues Halsband und tauscht den Sender aus. "Eigentlich nannten wir ihn ID1, weil wir als Wildbiologen eine Vermenschlichung von Tieren vermeiden wollen. Aber ein Kollege sagte immer ‚Bert‘, wenn er über den Elch sprach, und wir übernahmen das einfach. Es war ein Scherz unter uns, aber irgendjemand sprach dann vor Journalisten vom Elch Bert – und der Name war in der Welt", erzählt Michler.

Rangerin Corinna Zick im Beobachtungsstand, rechts daneben: Bert als junger Elch

Seit dem Frühjahr 2019 lebt Bert dauerhaft hier. Das Bio­top ist perfekt für Elche: viele Seen, Tümpel und Sümpfe. Die Tiere brauchen die Nähe des Wassers, um sich im Sommer abzukühlen. Temperaturen über 20 Grad machen ihnen zu schaffen, erzählt Michler. Im Wasser können Elche große Distanzen überwinden, sie haben Schwimmhäute an ­ihren Hufen, die ihnen auch in Schlamm und Schnee Halt ­geben. Elche sind die einzigen Hirschartigen, die unter Wasser fressen können. Sie mögen Wasserpflanzen besonders gern. Elche können ihre Nasenlöcher verschließen und minutenlang tauchen. An heißen Sommertagen ­fliehen sie vor der Hitze in Seen – nur Nase, Augen und Ohren ragen dann aus dem Wasser. Elche sind Einzelgänger, nur zur Brunft kommen sie zusammen. Nach der Besamung verlässt der Elchbulle die Kuh.

Während der Brunft kann man Bert mitten auf der Kuhweide entdecken. Auf Instagram posten Menschen ­Fotos und Videos von Bert. Manche zeigen, wie er die Kühe verfolgt. "Leider hat Bert bisher keine Elchkuh gefunden", sagt Michler. Im Juli 2023 näherte sich eine bis auf 15 Kilometer, tappte in eine Fotofalle.

"Mensch, die könnte doch zu ihm finden, dachte ich damals", erzählt Michler. Doch sie wanderte nach Thüringen ab. Ich bin mir sicher, Michler träumt von Elchnachwuchs im Nuthe-Nieplitz-Park. Er ist zweifellos ein Elchfan. Aber sind es die Menschen hier vor Ort? Ich fahre durch die Dörfer aus Berts Revier. Am Straßenrand ist ein Gemüsestand. Zwei ältere Männer stehen dort. Der eine verkauft das ­Gemüse, der andere ist nur zum Quatschen vorbeigekommen. Der Gemüsehändler baut den Stand ab, packt Kisten mit ­Kürbissen auf seinen Pick-up. Er trägt einen verwaschenen Sons-of-Anarchy-Hoodie und hinkt. Ihm sei der Elch egal, sagt er. "Hier lebt ein Elch – und Sie wollen ihn gar nicht sehen?" Dem Kumpel des Gemüsehändlers kann ich dann doch noch ein paar Sätze entlocken. "Ich war mal an der Weide und wollte gucken, aber da war so viel Trubel. Leute mit Kameras und so, da bin ich wieder gegangen." Elch­leidenschaft sieht anders aus.

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Auch meine Hotelbetreiberin in der nächsten Kleinstadt hat noch nie von Bert gehört, ebenso wenig das freundliche junge Paar, das ich hier kennenlerne. In der ­Kneipe, im Super­markt und in der Drogerie: Niemand kennt Bert. Noch nicht. Denn so viel ist klar: Die Elche kommen. In jedem Landkreis Brandenburgs wurden während der ­vergangenen zehn Jahre Elche gesichtet, sagt Michler. ­Zwischen 2015 und 2023 insgesamt 147 Mal. Im vergangenen Jahr seien nicht nur junge Elchbullen in Ostdeutschland aufgetaucht, sondern vermehrt Elchkühe. Für Michler ein Zeichen, dass früher oder später in Deutschland Elche gezeugt und geboren werden. Wenn es nicht schon passiert ist.

Es war gar nicht so leicht, hier an diese Kuhweide zu ­kommen. Hergebracht hat mich Rangerin Corinna Zick. Sie fuhr mit dem Geländewagen über die holprigen Waldwege des Schutzgebiets, tief hängende Kiefernzweige schlugen gegen das Dach. Sie parkte an einer eingezäunten, weit­läufigen Wiese. Die Herde graste dort. Wir stiegen aus, ­holten Stativ und Spektiv aus dem Kofferraum und folgten einem sandigen Pfad. Er führte am Zaun der ­Weide entlang. An einer Wegbiegung blieb Zick stehen. Sie klappte das Stativ auseinander, schraubte das Spektiv auf, beobachtete. "Da ist er", sagte sie. Ich schaute durch das Spektiv. Bert, vielleicht 300 Meter entfernt, stand mitten in der ­Herde, ein großer, dunkelbrauner Brocken mit Geweih. Er hob den Kopf, ging langsam hinter einer Kuh her, die ebenso dunkel gefärbt war wie er. Sie wirkte neben ihm nahezu winzig. "Die verfolgt er schon seit ein paar Tagen", sagte Zick. Von der Weide dröhnte ein langer tiefer Laut zu uns rüber, ein Brummen, fast wie von einem Bären.

Bert scheint vorsichtig zu sein und Straßen zu meiden

"Ist das Bert?", fragte ich. "Vielleicht", sagte Zick. Die dunkle Kuh lief etwas schneller, Bert folgte ihr, ­holte sie ein. Ihre Haut berührte sich. Beide blieben ­stehen. Dann schien Bert das Interesse verloren zu haben und legte sich ins hohe Gras. Nur sein Geweih ragte noch ­heraus. Die Kuh trottete weiter.

Bert treibt sich manchmal auf den Äckern von Bauer Thomas Syring herum. Wir treffen uns auf seinem stattlichen Hof, seine Mitarbeiter verkaufen je nach Saison Spargel, Gemüse oder Kürbisse. "Der Elch ist ein imposantes Tier", sagt Syring. "Wenn er über die Äcker rennt, stört das nicht. Aber wenn wir eine größere Population hätten und die Tiere Schaden anrichteten, müssten sie geschossen werden. Wir leben in einer Kulturlandschaft – und nicht in der Wildnis. Das dürfen wir nicht vergessen."

Wildbiologe Frank-Uwe Michler findet, dass die Popu­lation ruhig noch ein bisschen wachsen dürfte. Er hat Berts Senderdaten aus den Jahren 2018 bis 2023 aus­gewertet, seine Studierenden schreiben mit Hilfe dieser Ergebnisse mittlerweile Abschlussarbeiten. Michlers Daten zeigen, dass Bert Autobahnen meidet. Er kreuzte sie nur zwei Mal. Einmal über eine Wildbrücke, das andere Mal nahm er eine Autobahnunterführung. Landstraßen überquerte er 190 Mal, Kreisstraßen 68 Mal und Bundesstraßen 41 Mal. Im Vergleich mit anderen besenderten Elchen ist das wenig. Bert scheint vorsichtig zu sein und Straßen zu meiden, schreibt einer von Michlers Studierenden in seiner Bachelorarbeit.

Michler schätzt, dass drei bis vier Gebiete in Brandenburg sehr gut als Lebensraum für Elche geeignet seien. In jedem könnten zehn bis fünfzehn Elche leben. "­Kritiker kommen da immer mit dem Verkehrsproblem. Als könnte man nie wieder sicher Auto fahren, nur weil es ein paar Elche gibt", sagt Michler. "Aber wie viele Menschen ­sterben, weil manche einfach zu schnell fahren?"

Ob sich in wenigen Jahrzehnten wieder Elche in Deutschland ausbreiten? "Es liegt an uns, ob wir das zu­lassen", sagt Michler. Platz sei genug da, in den großen, wenig besiedelten Schutzgebieten Ostdeutschlands. "Aber wollen wir den Elch überhaupt? Das ist ja die Frage."

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Ich will den Elch. Er lebte einst hier – und jetzt kommt er wieder. Es ist unsere Aufgabe, mit ihm klarzukommen. Aber ich bin auch neugierig, wie Elch schmeckt. Es soll so ähnlich wie Hirsch sein. Dunkelrotes, mageres Fleisch. Ich stelle mir Berts Leber vor, wie ich sie über glühender Kohle grille, dazu blutige Steaks aus seiner Lende, mariniert in Rotwein und Wacholderbeeren.

Am Nachmittag fährt mich Rangerin Corinna Zick noch mal zur Weide. Bert steht auf einer Anhöhe, hebt den Kopf. Ein schönes, mächtiges Tier. Ich blicke durch das Spektiv, als sei es das Zielfernrohr meines Gewehrs. Kein Wind, der Elch steht ruhig, vielleicht zweihundert­fünfzig Meter entfernt. Eine gute Distanz für einen Schuss. Ich atme aus, fixiere die Stelle, an der sein Herz pocht. In Gedanken drücke ich ab.

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