Zwischen den Fronten
Solidarisch sein mit Israel und Palästina – wie geht das?
Die Fronten zwischen Pro-Israel- und Pro-Palästina-Unterstützern in Deutschland sind verhärtet. Da hilft nur: miteinander ins Gespräch kommen, sagt der Publizist Meron Mendel. Er hat dafür Strategien entwickelt
Die friedlichen Kräfte unterstützen - wie geht das?
Graffiti in Bethlehem
Michaud Gael/NurPhoto/GettyImages
Tim Wegner
08.11.2024
6Min

chrismon: Die Kluft zwischen Unterstützern Israels und denen, die auf der Seite der Palästinenser stehen, scheint tiefer und tiefer zu werden. Gibt es Hoffnung auf Verständigung?

Meron Mendel: In Deutschland gab es schon vor dem 7. Oktober 2023 Fronten zwischen dem Pro-Palästina- und dem Pro-Israel-Lager. Die haben sich seitdem verhärtet. Mittlerweile haben wir ziemlich hermetische Echokammern, in denen jede Tatsache und jede Sichtweise ausgeklammert wird, die nicht dem eigenen Weltbild entspricht. Die Pro-Palästina-Seite ist deutlich lauter und größer, weil es auch mehr Muslime als Juden gibt. In der Politik ist die Israelseite dominanter. Aber nicht alle Palästinenser sind pro Palästina und nicht alle Juden pro israelische Regierung!

Warum spielen die Konflikte in Nahost für die Communitys hier überhaupt eine so große Rolle?

Es geht dabei viel um die Identitätssuche in der Diaspora, um die Frage, wer man hier in Deutschland sein will - mehr als um die realen Konflikte in Nahost. Die muslimische Gemeinschaft ist sehr vielfältig. Es gibt Sunniten, Schiiten, Ahmadis, Aleviten und viele andere, viele Nationalitäten. Die Solidarität mit den Palästinensern scheint zum Symbol geworden, an dem die kollektive Identität manifestiert und imaginiert wird. In der jüdischen Community gibt es ähnliche Mechanismen.

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