"Demokratie braucht Religion" - es gibt wohl kaum einen Festvortrag zu Kirche und Politik, in dem nicht diese griffige Formel des Starsoziologen Hartmut Rosa dankbar zitiert wird. Wer sich die Analysen der US-Wahl ansieht, dürfte allerdings eher Belege für die Gegenthese finden: "Religion schadet der Demokratie."
An den bewusst säkularen Wähler:innen hat es jedenfalls nicht gelegen, dass Donald Trump nun erneut ins Weiße Haus einziehen wird. Dieses Viertel der Bevölkerung stimmte zu mehr als 70 Prozent für Kamala Harris, für die Kandidatin der Demokraten. Ähnlich deutlich sind die Zahlen für die jüdische Bevölkerung – die Treueschwüre Trumps zu Israel verfingen hier nur bei einer Minderheit.
Die unbequeme Wahrheit: Es sind allein die weißen Christen, die dem Hassprediger Trump nun schon zum dritten Mal mehrheitlich die Treue gehalten haben – die Protestanten zu mehr als 70 Prozent, die Katholiken mit rund 55 Prozent.
Am sichtbarsten sind dabei die Evangelikalen. Hier hat sich die Grenze zwischen politischer Gefolgschaft und abgöttischer Verklärung längst aufgelöst. Seit dem gescheiterten Attentat im Juli wird Trump nun endgültig als Gesandter einer göttlichen Vorsehung verehrt – als eine Mischung aus Racheengel und Erlöser. Wichtiger noch als die konstant 80 Prozent Zustimmung für Trump ist dabei die extreme Mobilisierungskraft der Religiösen Rechten.
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