Nazi-Täter in der Familie
"Wie viel wusste Großvater von dem, was in Auschwitz vor sich ging?"
Michael Wörle ist der Enkel des NS-Rassenforschers und Humangenetikers Otmar Freiherr von Verschuer. Der beauftragte KZ-Arzt Josef Mengele mit Menschenversuchen. Die Spurensuche nach der Schuld des Großvaters verfolgte Wörle ein Leben lang
Verschuer, Otmar Freiherr von;  dt. Medi-Mediziner, Humangenetiker, Rassen- u. Zwillingsforscher; 16.7.1896  (Verkehrsunfall) 8.8.1969.   Verschuer prüft Zwillinge auf Gleichfarbigkeit der Augen.  Foto, 1929
Otmar von Verschuer (1896–1969) untersucht die Augenfarbe von Zwillingen, ein Foto von 1929. Verschuer war ab 1927 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Er wurde einer der führenden Rassenbiologen des späteren Nazistaates
SVT/TTNews Agency/akg-images
Constantin LummitschLena Uphoff
23.04.2024
10Min

chrismon: Sie sind Enkel des NS-Rassenforschers und Humangenetikers Otmar Freiherr von Verschuer. Er war der Mentor des KZ-Arztes Josef Mengele und arbeitete mit ihm zusammen, als Mengele Versuche an KZ-Häftlingen in Auschwitz durchführte. Was für ein Verhältnis hatten Sie zu Ihrem Großvater?

Michael Wörle: Ein gutes, als ich als Kind mit ihm Zeit verbrachte. Ich habe noch Fotos von uns, auf denen bin ich ein kleiner Junge. Ich war zehn Jahre alt, als mein Großvater 1969 starb, deshalb kann ich mich kaum noch an Details erinnern. Nur, dass wir uns eben gut verstanden. Über die Nazizeit sprachen wir nie. Dafür war ich viel zu jung.

Mengele infizierte Kinder, vor allem Zwillinge, mit tödlichen Krankheiten. Wie sah die Zusammenarbeit zwischen Mengele und Ihrem Großvater aus?

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