Heiko M.: Wenn Eltern nicht über ihre Vergangenheit sprechen
Heiko M. wusste lange nicht, warum seine Eltern so litten
Patrick Runte
Vererbtes Kriegstrauma
Vater war im Krieg - der Sohn irgendwie auch
Die Eltern litten und schwiegen. Er litt mit und wusste nicht warum. Erst jetzt fühlt er sich frei
Tim Wegner
Aktualisiert am 08.04.2024
3Min

Heiko M.,57:

Ich bin geschichtslos aufgewachsen. Meine Eltern sagten mir nichts über die 32 Jahre ihres Lebens vor meiner Geburt 1958. Wenn ich meine Mutter fragte, warum sie keine Verwandten hat, brach sie heulend zusammen. Das dürfe ich nie wieder fragen! Wenn ich sie nach dem Krieg fragte, weinte sie, sagte noch "Krieg ist nicht auszuhalten, ganz schrecklich", dann verstummte sie. Mein Vater antwortete gar nicht, er schaute schweigend aus dem Fenster. Ich fühlte mich schuldig. Es war mir alles unheimlich.

Materiell sorgten meine Eltern gut für mich – meine Mutter stellte in Gaststätten Automaten auf, vermietete Autos, makelte Häuser, mein Vater war Sportlehrer. Emotional aber war Wüste. Meine Eltern dachten, wenn das Dach heil ist, dann ist es auch innen kuschelig. Das war der Irrtum dieser Generation.

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