Für meine Hilfsorganisation macht es keinen Unterschied, wo die Bomben fallen. Wir kümmern uns als einziger Verein in der Region um zivile Opfer auf beiden Seiten des Konflikts. Mein Team besteht zu einem Drittel aus palästinensischen Staatsbürgern Israels. Der Krieg stellt unseren gemeinsamen Alltag auf eine harte Probe. Nach Feierabend wird entweder israelisches Fernsehen oder palästinensisches beziehungsweise arabisches geschaut. Jeder nimmt das Leiden anders wahr.
Aber uns alle eint die Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf medizinische Hilfe hat. Egal welche Religion oder Herkunft der Mensch hat. In unseren Verhandlungen mit Soldaten an Checkpoints in den besetzten palästinensischen Gebieten oder mit den Patienten vor Ort verschafft uns dieses Festhalten an Prinzipien Vertrauen und Respekt. Immerhin müssen wir mit den Unterschieden tagtäglich selbst klarkommen.
Mit unseren medizinischen Kollegen in Gaza sind wir in ständigem Austausch. Ihnen geben wir Listen mit Medikamenten zur Versorgung der Geiseln durch, die von der Hamas entführt wurden. Ob sie bei den Geiseln ankommen, wissen wir nicht.
Marie Kröger
Guy Shalev
Unsere Organisation betreibt eine mobile Klinik, mit der wir im ganzen Land unterwegs sind. Es ist wie ein Krankenwagen, nur mit noch mehr Medikamenten und medizinischen Instrumenten. Damit betreuen wir Opfer des Terroranschlags aus den israelischen Gemeinden, die jetzt zu Tausenden im ganzen Land verteilt in Hotels leben. Viele leiden unter Angstzuständen und sind traumatisiert.
Im Westjordanland trauen sich viele nicht mehr raus
Mit der mobilen Klinik sind wir auch im Westjordanland unterwegs und versorgen Palästinenser, die dort leben. Seitdem der Krieg begonnen hat, trauen sich viele von ihnen nicht mehr aus ihren Häusern. Die Gewalt des israelischen Militärs und der Siedler gegenüber den Palästinensern hat zugenommen. Besonders alte Menschen leiden unter dieser Situation. Bei ihnen machen wir Hausbesuche.
Israels Forderungen, mehr als 16 Krankenhäuser in Gaza in kürzester Zeit zu evakuieren, sind nicht umsetzbar. Wir beobachten, dass sogar im vermeintlich sicheren Süden Gazas israelische Raketen einschlagen. Es ist ein Kriegsverbrechen, Menschen aufzufordern, in ein bestimmtes Gebiet zu gehen und dann genau dort Bomben abzuwerfen.
Auf der anderen Seite greift die Hamas jeden Tag Israel mit Raketen an. Alle paar Stunden müssen wir in den Luftschutzbunker. Das macht unsere Arbeit schwieriger. Allmählich wird uns allen klar, dass der Krieg länger dauern wird.
Meine Frau ist hochschwanger und vor wenigen Tagen in die USA geflogen. Schwangere Frauen in Gaza haben diese Möglichkeit nicht.
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