Platzwunden, Blumenkohlohren, Spieler, die im vollen Lauf zu Fall gebracht werden – das alles macht Rugby aus. Etwas genauer: Der eiförmige Ball darf von den 15 Spielern einer Mannschaft im Laufen nach vorne getragen oder gekickt werden. Das Ziel: ihn über die gegnerische Grundlinie bringen und dort ablegen. Pässe dürfen nur nach hinten gespielt werden. Tacklen, zu Boden ringen, ist – innerhalb strenger Regeln – erlaubt. Was sich unzivilisiert anhört, ist im Gegenteil sehr kultiviert. Der Kampf in Gasse und Gedränge, wie Rugby auch genannt wird, ist die beste Schule fürs Leben.
Gerade ist die Rugbyweltmeisterschaft zu Ende gegangen. Im Finale: Südafrika gegen Neuseeland. Kurz vor der 30. Minute bekam Neuseelands Kapitän Sam Cane für ein unabsichtliches Foul die Rote Karte. Es war die erste Rote Karte jemals in einem Weltmeisterschaftsfinale. Neuseeland war geschockt, aber nahm die Entscheidung widerspruchslos hin. Der Rekordweltmeister Südafrika gewann. Die Teams gratulierten einander.
Härte in der Sache, Akzeptanz der Regeln, Respekt vor dem Schiedsrichter: So ist Rugby. Im Fußball läuft es anders. Hier wird über jede Entscheidung ewig diskutiert, Fouls werden vorgetäuscht und im Jugendbereich sogar Schiedsrichter angegriffen. Und auch unsere Demokratie kann sich etwas beim Rugby abschauen. Denn auch beim politischen Kampf um ein neues Gesetz gilt: Regeln müssen eingehalten werden und nach dem harten Kampf um die Sache ist Versöhnung angesagt. Auf die Schulter klopfen, Hände schütteln. Das nächste Spiel kommt bestimmt. Im Rugby und in der Politik.