Lust am Leben, Tabus und Körperpflege
"Es gibt kein Recht, alt zu werden"
Yael Adler ist Ärztin, Gesundheitsexpertin – und Hypochonderin. Jedes Symptom muss geklärt werden. Warum bloß diese Angst vorm Tod?
Portrait Yael Adler
Die Ärztin und Sachbuch-Autorin Yael Adler
Dirk von Nayhauss
Dirk von Nayhauß
Aktualisiert am 11.07.2024
3Min

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?

Es gibt diese Momente, wenn ein Patient strahlend rausgeht und ich merke: Ich habe ihn gesund gemacht, habe ihm Hoffnung und Mut gegeben. Und wenn ich im Kontakt bin mit Menschen, die mir wichtig sind und nah. Aber nicht, wenn es kracht. Ich bin sehr harmoniebedürftig.

Haben Sie eine Vorstellung von Gott?

Mein Vater ist Professor für jüdische Studien, ich habe das Judentum als Geistesgeschichte, ­Kultur und Tradition mitbekommen, weniger als orthodoxe Religion. Die Gebote als von Menschen gemachte Regeln halte ich nicht ein, aber ich helfe und heile gern, ich versuche, aufrichtig und gut zu sein. Durch das naturwissenschaftliche Studium hat sich der Glaube nicht verstärkt. Es stellt sich die Frage, warum die Schoah geschehen ist. Wenn es eine Gottheit gäbe, wieso lässt sie so etwas zu, warum werden Kinder gequält, Menschen ermordet – warum dieses ganze Leid?

Fürchten Sie den Tod?

Ja. Es gibt kein verbrieftes Recht, alt zu werden, selbst wenn man gesund lebt. Ich habe Angst, dass das Leben schnell zu Ende geht, ich möchte noch so viel ausprobieren, lernen, erleben. Als Hypochonderin kann ich dem Gedanken an den Tod kaum ausweichen. Erscheint an meinem Körper ein Symptom, muss ich der Sache nachgehen. Letztlich kann ich meine Angst vor dem Tod nicht erklären. Vielleicht bin ich nicht spirituell genug, vielleicht ist meine Lebenslust so stark.

Welche Liebe macht Sie glücklich?

Die Liebe zu meinen Kindern, meinem Mann, meinen Eltern. Wenn ich weiß: Wir stehen zusammen, spenden einander Trost, ich kann mich auf sie verlassen, kann vertrauen, fühle mich ihnen nah – dann ist das die ­erfüllendste und beste Liebe. Sie schenkt Geborgenheit und Sicherheit, selbst wenn man Fehler macht. Meine beiden Söhne sind das Wichtigste in meinem Leben, die müssen sich auch ständig anhören, was ich rede und mache. Ich habe mal ein You­tube-Video über Peniswarzen gemacht, das haben Mit­schüler herumgezeigt. Ihnen war das damals furchtbar peinlich. Mittlerweile sind sie entspannt.

Lesen Sie hier: Warum auf Sardinien so viele Menschen 100 Jahre alt werden

Welchen Traum möchten Sie sich unbedingt erfüllen?

Ich hätte große Lust, an der Uni zu unterrichten, das kann ich ganz gut. Vor 25 Jahren wollte ich Professorin werden, aber damals wurde mir als Frau gesagt: Sie werden doch eh schwanger. Und man nahm mir Forschungsarbeiten weg, mit denen ich mich hätte habilitieren können.

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Sehr geehrte Frau Adler, begegnet Sie uns nicht allen immer wieder, die Frage nach Gottes fehlendem Eingreifen in schwierigen Zeiten? Ich kann mir vorstellen das Ihnen als Mensch, der dem Herrn fern, ist diese Frage ein Hindernis ist, auf dem Weg Ihn als liebenden und lebenden Schöpfer zu sehen. Das war bei mir genau so bevor ich Jesus persönlich in mein Leben regieren sah, und das tut er zweifellos. Was wäre wenn die Antwort eigentlich ganz einfach ist? Was wäre, wenn es lediglich eines geänderten Blickwinkels bedürfte um Gott in diesen Situationen zu sehen? Ich will versuchen Ihren Blickwinkel auf die Handlung Gottes zu erweitern, und ich hoffe Ihnen dadurch behilflich zu sein:

Gott ist Schöpfer und Bewahrer der Welt. Der Mensch war von Anfang an dazu bestimmt in Ewigkeit zu leben, der Baum des Ewigen Lebens stand dem Menschen gemäß der Genesis zur Verfügung. Er konnte davon essen. Mit dem Sündenfall hat der Mensch die Obhut Gottes verlassen, hat einen anderen Maßstab gewählt als das Gebot seines Schöpfers. Und mit diesem Maßstab muss sich nun auch die Schöpfung messen lassen. In dieser Welt regiert derjenige dessen Maßstab jetzt gilt. Seine Instrumente der Züchtigung sind Leid und Tod. Und warum lässt Gott, der auch diesen neuen Regenten erschaffen hat, das zu? Um zu prüfen! Er prüft uns Menschen mit dem Leid das durch den Feind verursacht wird um festzustellen welche dem falschen Weg widerstehen können und den richtigen wählen. Das, um so wieder in den Status als Kind Gottes eingesetzt zu werden. Dabei leidet er mit seinen Geschöpfen. Ich bin sicher das der Herr bei Jenen war die in der Schoah zu Tode kamen, bei jedem Einzelnen. So wie er bei Allen ist die Leiden. Immer in der Hoffnung das jeder von Ihnen seine ausgestreckte Hand annimmt um durch Christus die Erlösung zu erfahren und so den Weg nach Hause zu Gott dem Vater zu finden.

Zitat: "Gott ist Schöpfer und Bewahrer der Welt. Der Mensch war von Anfang an dazu bestimmt in Ewigkeit zu leben, der Baum des Ewigen Lebens stand dem Menschen gemäß der Genesis zur Verfügung. Er konnte davon essen. Mit dem Sündenfall hat der Mensch die Obhut Gottes verlassen".
Warum hatte der "Schöpfer" diesen Plan? Angeblich war doch alles zum Guten vorbestimmt! Und die Interpreten haben jetzt die Aufgabe, im Unheil einen Sinn zu entdecken oder es gar selbst zu konstruieren. Kein Wunder, wenn auch Dietmar immer noch auf der Suche ist. Ein Bewahrer der Welt! Und der nächste Fremdkörper aus dem All (von wem geschickt?) haut alles kaputt. Das ewige Leben dann mit den Trümmern ins All! Und wer soll denn für den ewigen Sündenfall verantwortlich sein? Haben Eva und Schlange Gott und seinen Adam überlistet? Wen wollten sie damit ärgern? Die Gebrüder Grimm waren besser. Sie haben ihre Geschichten als Märchen verstanden.

Geehrter Klaus Aul, was bedeutet Freiheit, was bedeutet freier Wille? Ist es denn nicht so das dort wo die Freiheit zur eigenen Entscheidung gefordert wird auch die Verantwortung für das eigenmächtige Handeln angenommen werden muss? Auch Adam hat feige versucht die Schuld der Übertretung auf die Frau zu schieben, hat schon damals nicht funktioniert. Und das funktioniert auch heute noch nicht, also in der Gnadenzeit der Gemeinde Jesu.

Im übrigen bin ich nicht auf der Suche, denn ich habe bereits gefunden und angenommen. Klar meine ich Jesus. Und ich versichere Ihnen das Sie das nicht annehmen müssen. Wenn überhaupt DÜRFEN Sie Jesus annehmen. Denn Sie haben den freien Willen von Adam vererbt bekommen.

Gottes Friede leuchte über Ihnen und Ihren Liebsten Dietmar

Antwort auf von Dietmar (nicht registriert)

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Ich bedanke mich. Endlich Jemand mit Menschlichkeit und ohne verletzende Süffisanz. Letztlich ist gut, was gut tut und nicht, was auch den Letzten verletzt.

Ich bin (leider?) emotionsloser. Vater hatte den Eindruck, dass wir (3) nicht aufmerksam genug der Predigt folgen. Mit 12 wurde ich gezwungen, vor dem Essen zu berichten, was der Pfarrer gesagt hat. Vater u. alle 3 berichteten was anderes. Der Wust der Vergleiche und Geschichtchen (bei allen Pfarrern) war, und ist häufig immer noch, undurchdringlich. 2 X, dann war auch er desillusioniert und konnte die vielen Phrasen nicht bewältigen. Er war kontraproduktiv, denn wir 3 tauschten uns noch Jahre später aus. Seither klopfe ich jede Rede auf die Reihenfolge der Argumente und die Logik ab. Das war nicht optimal für die Absicht der puritanisch pietistischen Eziehung auf einem kleinen Dorf. Er hat es geahnt.

Hallo Klaus Aul, ihre Geschichte erinnert mich an meine eigenen Anfänge in Sachen Christentum. Ich erinnere mich noch sehr Gut an das Entsetzen als ich zum ersten Mal für mich alleine die Bibel lesen wollte. Die Bergpredigt hat mich Fertig gemacht. Ich hatte entsetzliche Angst nach dem ich Diese gelesen hatte. Denn ich vermutete meine einzige Chance darin auf geistliche Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Allerdings rechnete ich mir keine guten Chancen aus. Jahre habe ich um Alles und Jeden einen Bogen gemacht was christlich war. Bis Gott mich zu Sich gerufen hat.

Als ich die Bibel erneut in die Hand nahm, betete ich vor dem lesen. Nichts großes, nur eine ernstgemeinte Bitte um Verständnis. Ich begann bei dem Evangelium des Apostel Johannes. Und zum ersten Mal ergaben die Worte für mich einen Sinn. "Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott selbst.". Die Schönheit dieser Worte nahm mich gefangen. Intuitiv spürte ich eine Veränderung zu den Versuchen vorher.

"Von Anfang an war es bei Gott. Alles wurde durch das Wort geschaffen; nichts ist ohne das Wort entstanden."

Auch völlig emotionslos ist die hier vorgetragene Logik kaum zu übersehen. Jetzt stellen Sie sich mal vor wie es sein könnte diese Worte emotional zu begreifen. Es würde mich freuen wenn Sie diesen Selbstversuch für Sich entdecken könnten.

Gebet - Bibel - Fragen - Antworten suchen. Und ich versichere Ihnen: Staunen!

Ob Sie mir die Gelegenheit geben unser Gespräch fortzusetzen?

Mich würde es freuen. Gott möge Sie segnen!
Dietmar

Gott ist omnipotent. Er ist alles, er kann alles ... auch Frau Adler die Angst vorm Sterben nehmen!
Denn Tod ist nichts Anderes als der Wechsel zwischen den Welten; Geburt in diese Welt und "Geburt" zurück in seine Welt im Jenseits. Wir haben dadurch schon jetzt das Ewige Leben! Ist das nicht toll?

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Der Tod hat kein Gesicht, keine Religion, ist nicht christlich, nicht jüdisch, nicht muslimisch, nicht atheistisch. Und er kommt nur einmal zu jedem von uns, macht keine Unterschiede zwischen krank und gesund, arm oder reich. Was ist da zu fürchten? Das ist doch die einzig wahre Gerechtigkeit.
Gottseindank!

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Sterben heißt zu der Ruhe zurückzukehren aus der man hervorgegangen ist.
Ist doch einfach schön, gelle?
Ich meine damit das "normale Sterben", nicht durch Mord, Krieg, Unfällen usw.

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Adler: "Wenn es eine Gottheit gäbe, wieso lässt sie so etwas zu, warum ...?"

Wenn eine Person diese Frage stellt, dann ist es mal wieder klar: Eine Religion des geistigen Stillstandes, der Konfusion der gleichermaßen unverarbeitet-gepflegten Bewusstseinsschwäche, hat ihre institutionelle Funktion des zeitgeistlich-reformistischen Kreislaufes im vollen Umfang von "Gottes Wege sind unergründlich" erfüllt.
Bleibt mir jetzt nur noch einmal Matthäus 21,18-22 oder Jesaja 55,8-11 zum Überdenken zu empfehlen, wo der Frust des Jesus deutlich wird, bzw. wo die ernüchternde Konsequenz aufgezeigt wird, wenn Mensch es nicht schafft das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch gottgefällig/vernünftig und wirklich-wahrhaftig verantwortungsbewusst zweifelsfrei-eindeutig fusionierend zu gestalten.

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Tod ist nichts Schlimmes, sondern lediglich Rückkehr von Seele und Geist in die körperlose Welt bei Gott. Von dort kommen wir und dahin gehen wir zurück ... vielleicht einmal? Ich denke viele Male, um jedesmal auf Erden zu wachsen. Also, es ist schon das Ewige Leben! Wann werden endlich Kirche und Gesellschaft so weit sein, es den Menschen so zu vermitteln. Alle Angst um den Tod wäre obsolet.

Und das Wesentliche daran ist, wir können voller Zuversicht sein, all unsere Altvorderen dort oben wieder zu sehen.

Ist das nicht wunderschön? Ich freue mich auf die "Geburt" zurück zum Herrn!