Peter J. aus Köln fragt:
Meine Eltern sind verstorben, nun muss ich mich mit den Geschwistern einigen, was mit dem Erbe passiert. Die drei beginnen fast jeden Satz mit: "Mama und Papa hätten gewollt, dass . . ." Aber unsere Eltern haben keinen schriftlichen Wunsch hinterlassen. Das können sie also gar nicht wissen!
Stefanie Schardien antwortet:
Beim Erben kommt oft viel mehr auf den Tisch als nur Juwelen und Sahnelöffel. Vor allem Konflikte. Ihnen missfällt vorrangig wohl das Verteilverfahren nach dem "gefühlten Willen" der Eltern. Dieses Vorgehen ist gar nicht so ungewöhnlich – denken wir uns doch häufig hinein in Menschen, um zu eruieren, was ihr Wille sein könnte.
In Ihrem Fall: Gab es Entscheidungsmuster der Eltern, die auch beim Aufteilen der Erbstücke greifen? Alle genau gleich? Oder gab es "Hierarchien" beim Aussuchen? Immer die Kleine zuerst oder der Älteste? Das Ganze kommt spätestens dort an die Grenzen, wo das Argument zur Methode wird, die eigenen Wünsche durchzusetzen und sie als vermeintlichen Elternwillen zu verkaufen.
Vielleicht hätte es bei Ihnen mit konkreten Listen weniger Diskussionen gegeben. Sie könnten ihr Fehlen nun aber auch als Aufforderung verstehen, die Verteilung geschwisterlich selbst zu organisieren. Womöglich wollten die Eltern Ihren Wünschen nicht vorgreifen. Über die braucht es Ehrlichkeit: Vielleicht hängen Sie an einem Gegenstand, der Ihren Geschwistern wenig bedeutet –und umgekehrt.
Das müssen Sie offen besprechen. Im besten Fall gibt es gar keine Konflikte. Wenn doch, sollten Sie alle sehr behutsam abwägen, was Sie für Ihr weiteres Leben unbedingt behalten möchten: geerbten Schmuck und Sahnelöffel oder Geschwister, mit denen Sie gut auskommen?