Mobbing unter Kindern
Jedes Anderssein ist anders
Saša Stanišić hat einen Kinderroman geschrieben – über Wölfe, schweigende Mehrheiten in der Schule und kreative Wege aus dem Mobbing
Der Wolf als Traum - für jeden Leser von Saša Stanišićs Kinderroman hat der Wolf eine andere Bedeutung
Der Wolf als Traum - für jeden Leser von Saša Stanišićs Kinderroman hat der Wolf eine andere Bedeutung
Regina Kehn
Aktualisiert am 15.08.2024
8Min

chrismon: Herr Stanišić, hatten Sie eine schlimme Zeit in der Schule? Oder woher kennen Sie die Dynamik, die Sie in Ihrem Buch beschreiben?

Saša Stanišić: Während meiner Schulzeit in Heidelberg ­habe ich beobachtet, wie einem meiner Schul­kameraden das Leben zur Hölle gemacht ­wurde, systematisch, aus Lust am Quälen. Wir waren 15 oder 16 Jahre alt, als das losging. Und alle, mich eingeschlossen, haben sehr, sehr ­wenig dagegen getan. Das ist eine passive Täter­position, wie ich jetzt weiß. Man darf nicht einfach nur Zeuge bleiben, man hat als Zeuge eine Verantwortung. Das falsche Bewusstsein von damals – wenn ich selbst nicht mitmobbe, bin ich nicht der Böse: Das hat mich sehr lange beschäftigt.

Und jetzt haben Sie einen Kinder­roman darüber geschrieben.

Ja, es war mir ein Anliegen, meine eigenen Ängste, meine Ohnmacht und Passivität von damals in einem Text zu verarbeiten.

Warum treibt Sie das Thema so um?

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