Streit auf dem Schulweg - müssen die Kinder das unter sich klären?
Streit auf dem Schulweg: Müssen Kinder das unter sich klären?
Kati Szilagy
Mobbing
Die Schulweg-Knigge
Konflikte beginnen schon oft auf dem Schulweg. Aber dürfen sich Eltern in die Probleme ihrer Kinder einmischen? Pfarrerin Stefanie Schardien hat dazu einige Tipps
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28.09.2023
2Min

Christina R. aus Salzgitter fragt:

Mein Kind geht regelmäßig mit vier ­anderen Jungs zur Schule. Ein Junge fühlt sich immer zurück­gelassen und ausgeschlossen, haben wir erfahren. Und tatsächlich ­animiert ein Junge alle anderen, schnell zu gehen. Dessen Eltern aber meinen, die Kinder müssen das unter sich klären. Aber wie kann man das mit sieben Jahren?

Stefanie Schardien antwortet:

Lauert sie dort? Die Gefahr, als Helikoptermutter oder -vater im nächstbesten Hubschrauber loszuschwirren, damit die eigenen Kinder bei der kleinsten Gefahr sofort gerettet werden können?

Vielen Eltern ist mittlerweile durchaus bewusst: Kinder dürfen und müssen eigene Erfahrungen machen, weil sie daran wachsen und lernen. Einerseits. Denn diese Einsicht darf nicht missbraucht werden, die Fehler des eigenen Kindes trotzig zu verteidigen. Sie entbindet Eltern nicht davon, mit ihren Kindern über mögliche Lösungs­wege für knifflige Situa­tionen nachzudenken. Vor allem dann nicht, wenn ein anderes Kind leidet und die Strategie "Klärt das unter euch" offenkundig an ihre Grenzen gerät. (Und erst recht dann nicht, wenn das eigene Kind maßgeblich am Leiden des an­deren beteiligt ist!)

Geben Sie den Kindern einen Raum, in dem sie das Problem überhaupt erst einmal angehen können. Denn morgens auf dem Weg, wo die ­Dynamiken eingefahren sind, geht das gerade nicht. Wie kommt Ihr Kind etwa aus der Rolle des "schnellen Mitläufers" heraus, ohne Angst, dann auch zurückgelassen zu werden? Häufig bieten Schulen Stunden oder Workshops zu den vielen Schattierungen von Mobbing an. Fragen Sie dort nach! Oder Sie laden die Kinder einmal gemeinsam zu sich nach Hause ein, damit sie ihren eigenen "Schulweg-Knigge" finden.

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Ist die Fokussierung auf Mobbing, im Alter von 7 Jahren überhaupt die richtige Herangehensweise an das Problem ?
Es steckt doch dahinter der übliche Leistungsdruck, der schon so kleine Kinder in solch sinnlosen Konkurrenzkampf versetzt. Insofern geht es für das Kind um Selbstbehauptung.
Das eine Kind will den Ton angeben, andere werden zu Mitläufern, jemand wird ausgestoßen, eine übliche Gruppendynamik.
Damit daraus kein Lebenstrauma wird, muss man als Erwachsener eingreifen.

" Sie entbindet Eltern nicht davon, mit ihren Kindern über mögliche Lösungs­wege für knifflige Situa­tionen nachzudenken."
Als wäre das Ganze nur ein Strategiespiel ?

Ich fände es allerdings viel interessanter, vor allem die Eltern einzuladen und diese Gruppendynamik gemeinsam durchzuspielen.
Es würde sich erweisen, dass das Verhalten der Kinder elterliche Projektionen sind, bezüglich Leistung, Verhalten , Konkurrenz, u.s.w. Ganz nebenbei würde man einander näher kennenlernen, was den Kindern sicher zugute käme, und die Situation entspannen könnte.
Das wäre einen Versuch wert, denn auf diese Weise würden die Kinder von sich aus ihre Situation allmählich verbessern können, und miteinander selbstbewusster umgehen lernen.
Ohne aufgeregte Mobbingkonferenzen und frühzeitige Mobbingprogrammierung.
Entspannte Eltern, selbstbewusste Kinder.