Religionskritik ist nicht nur etwas für Atheisten. Auch religiöse Menschen müssen für sich klären, was ein wahrer oder falscher, guter oder schlechter Glaube ist. Nur wie? Viele herkömmliche Kriterien, um eines vom anderen zu unterscheiden, greifen zu kurz.
Zum Beispiel die traditionelle Auffassung, wonach das Hergebrachte, das von den Vätern und Müttern Überlieferte, Ehrfurcht verdiene und das Neue misstrauisch zu beäugen sei. Nur das Alte als wahr gelten zu lassen, diskreditiert Innovationen. Zu den bedeutendsten Neuerungen der Religionsgeschichte gehören der jüdische, christliche und muslimische Monotheismus. Diese drei erklärten auf je ihre Weise, dass sie sich aus einer uralten Geschichte speisen, zugleich aber eine ganz neue Offenbarung Gottes empfangen haben: Jetzt soll das Neue als das Wahre verehrt werden. Doch welcher der drei Monotheismen kann der richtige sein? Darüber wird es kein objektives, von allen akzeptiertes Urteil geben.
Ein anderes Problem ist, dass es neben dem großen und offiziellen Glauben immer auch kleine, amtlich nicht zertifizierte religiöse Anschauungen und Handlungen gab und gibt. Früher meinten Theologen, es sei Zauberei, wenn man mit Hilfe von mysteriösen Worten und Ritualen Gott etwas Gutes abzuringen versucht: eine Heilung, ein gutes Geschäft, einen politischen Vorteil, einen Blick in die Zukunft. Das ist Aber- glaube, weil man Gott so zu etwas zwingen will, und zum anderen purer Eigennutz, oft zum Schaden anderer.
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