chrismon: Im Durchschnitt isst jeder Deutsche neun Tiefkühlpizzen im Jahr. Ist doch wenig!
Paul Trummer: In meinem Buch ist die Tiefkühlpizza ein Symbol dafür, wie wir uns heute ernähren: schnell und billig. Bei hochgerechnet 800 Millionen Pizzen lösen wir weltweit eine Reihe von Problemen aus.
Zum Beispiel, dass illegale Erntehelfer täglich 15 Stunden auf Tomatenfeldern in Italien arbeiten, für 20 Euro Lohn. Mache ich mich mitschuldig, wenn ich Tiefkühlpizza kaufe?
Ja, die ständige Jagd nach Schnäppchen fördert so ein System. Die Deutschen geben viel weniger für Essen aus als andere Europäer, nur 11,1 Prozent ihres Haushaltseinkommens. 1970 waren es 18,8 Prozent. Die Frage ist: Wer zahlt den Preis für unser billiges Essen? Das waren im Fall Italien eben Saisonarbeiter, die in einer Fabrik ohne fließendes Wasser, ohne Strom, ohne Toiletten hausten. Oft leiden auch die Tiere und die Umwelt.
Inwiefern?
Hühner etwa vegetieren auf engstem Raum zusammengepfercht und ohne Tageslicht vor sich hin. Und Dünger und Pestizide machen die Böden unfruchtbar, vergiften das Grundwasser und gefährden die Artenvielfalt.
Sollte ich ab jetzt einen Garten bewirtschaften und alles selbst kochen?
Das ist schwer umzusetzen! Nehmen Sie sich lieber zwei, drei Dinge vor, die Sie ändern möchten. Kaufen Sie zum Beispiel mehr Bioware oder Eier aus Bodenhaltung. Klar: Selber kochen ist immer gut - aber auch nicht immer möglich.
Und Tiefkühlpizza ist so praktisch. Glauben Sie, dass die Menschen nach dem Lesen Ihres Buches ihr Verhalten ändern?
Das hoffe ich sehr. Wer weiß, wie sein Essen produziert wird, wird mehr darüber nachdenken, was er kauft. Hier ist aber auch die Politik gefordert: Anstatt Großbetriebe mit EU-Milliarden zu subventionieren, müssen kleine Bauernhöfe Unterstützung bekommen. Gutes Essen darf kein Luxus für Besserverdiener sein!
Ihre Alternative zu Tiefkühlpizza?
Pfannkuchen mit Apfelkompott. Das geht ratzfatz und schmeckt lecker.