Störche beobachten
Aug' in Aug' mit Weißstörchen und ihren Jungen
So ein Storchenleben ist auch ganz schön hart - ohne Dach überm Kopf und mit haarigen Maulwürfen als Mittagessen
Storch mit Nachwuchs im Nest
Storch mit Nachwuchs im Nest
Dmytro Smolyenko/ Ukrinform/Barcroft/Getty Images
Tim Wegner
Aktualisiert am 06.04.2024
3Min

Warum haben Vögel einen Schnabel? Weil Zähne zu schwer gewesen wären; Vögel müssen schließlich leicht sein. Und warum sind die Storchenbabys in einem Nest oft so sehr verschieden groß? Weil Störche nicht erst dann mit dem Brüten anfangen, wenn nach Tagen das letzte Ei gelegt ist, sondern schon beim ersten Ei.

Dann gibt es in vielen Nestern mickrige Letztgeschlüpfte, mit denen man als Beobachterin bangt. Denn, das sei hier gleich schon mal gesagt: In Storchennestern geht es nicht nur kuschelig zu. Es kommt vor, dass die Eltern ein Jungtier am Hals packen und das widerstrebende Tier über die Nestkante zerren. Die Eltern wägen bei widrigem Wetter und wenig Futter genau ab, wie viele Junge sie wirklich gut durchbringen können. Trotzdem ist der Aufschrei in der beobachtenden Community jedes Mal groß.

Ja, es gibt mittlerweile ganze Gemeinschaften von Menschen, die an ihren Laptop- oder Handybildschirmen die Vorgänge in Storchennestern beobachten und sich darüber austauschen. Es sind mittlerweile ja auch viele Webcams installiert worden - allein schon in Bayern kommt eine ganze Liste an webcam-beobachteten Nestern zusammen. Nicht bei allen ist man wirklich nah dran, bei einigen gibt es auch keinen Ton oder keine Nachtsicht. Oder keine Engagierten, die alle paar Tage Zusammenfassungen zusammenschneiden.

Besonders nah ist man dem Nest im tschechischen Mladé Buky - mit Nachtsicht, gutem Ton und immer wieder Video-Zusammenfassungen des Geschehens.

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Dort hatten sich zuletzt echte Dramen abgespielt. Die Mutter war an einer Stromleitung verunglückt, der Vater kam mit Futterranschaffen natürlich nicht hinterher, Freiwillige mussten ran: Mehrmals täglich brachten sie eine Plastiktüte mit kleinen Fischen und leerten sie im Nest aus. Es war knapp, aber die Tiere wurden groß und größer - und hackten schließlich nach ihren Rettern, die auf wackeliger Leiter zu ihnen hochgeklettert waren.

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Auch wenn man gemütlich zu Hause auf dem Sofa sitzt, das Zugucken kann fordernd sein. Schon weil man sich so oft Sorgen macht. "Nein, kein Plastik!" möchte man ausrufen, wenn die Eltern als Unterlage für die Jungen Plastiktüten ins Nest legen. Hochgefährlich! Denn dann kann Regen nicht mehr ablaufen, die Jungen können sich verkühlen. Und manchmal graust es einen auch, die Jungen sehen anfangs recht erbärmlich aus, fallen auch dauernd auf den Schnabel, weil sie noch nicht gut stehen können; schließlich drücken die ersten Kiele der langen schwarzen Schwungfedern durch die Haut, auch nicht nur hübsch.

Das Füttern ist nicht so appetitlich

Der Flaum hält sie noch nicht warm. Weshalb ein Elternteil zumindest nachts auf den Küken sitzt. Wobei die Ältesten dann gern schon so groß sind, dass die Eltern einen Flügel abspreizen müssen, damit die Jungen drunterpassen. Und dann halten sie noch nicht mal still, sondern randalieren herum.

Eins sollte wissen, wer solch intimen Blick in Storchennester wagt: Das Füttern ist nicht appetitlich. Die Eltern würgen einen Ballen aus Würmern aus einer Art Kropf hervor und den Jungen vor die Füße. Die Jungen schlingen dann alles herunter, ohne zu kauen. Wenn sie größer sind, werden ihnen Maulwürfe gebracht, und auch die verschlingen sie als ganze.

Störche beobachten ist meditativ

Ansonsten aber ist Störchebeobachten wirklich meditativ. Denn oft tut sich lange gar nichts. Außer dass die Elternstörche sich oder die Kleinen putzen - in so einem Nest sind halt viele Parasiten versammelt. Oder man schaut den Störchen zu, wie sie stoisch im Regen stehen. Störche können ziemlich nass werden, zumindest vorn an der Brust, wo sie ein langes Deko-Federgehänge tragen. Manchmal laufen Zähler unter den Videos mit, dann sieht man: 210 weitere Leute verweilen vor dem Schlafengehen nochmal ein wenig bei den Störchen. Ob das nun die Störche in Fohrde im Brandenburgischen sind oder die im hessischen Lindheim.

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Und dann geht es doch wieder munter zu, etwa wenn die Störche einander nach jedem Flug aufs Neue heftigst begrüßen: mit Klappern, wie hier im Osnabrücker Zoo.

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