chrismon: Sie haben ein Sachbuch-Comic über die Frühgeschichte aus weiblicher Perspektive gezeichnet und getextet. Wie feministisch war die Steinzeit?
Ulli Lust: Man wurde nicht weniger geachtet, weil man zufällig weiblich war. Männer und Frauen wurden dafür respektiert, wie sie sich in die Gemeinschaft einbrachten. Im Grunde ist mein Buch die fehlende Hälfte unserer Vorstellung von unserer Vergangenheit. Wir waren bis jetzt immer daran gewöhnt, dass wir die Frühgeschichte aus einer männlichen Sicht betrachten, das war die Norm.
Woher wissen wir, wie das soziale Leben in der Steinzeit ablief?
Die moderne Verhaltensforschung hat Kulturen von Jägern und Sammlern studiert, die bis in die Neuzeit überlebt haben. Und diese Nomaden sind meistens sehr traditionell. Wenn man ständig unterwegs ist, gibt es einige Dinge, die man immer wiederholt, um eine gewisse Beständigkeit zu erreichen. Deswegen vermutet man, dass diese Kulturen schon sehr lange genauso überlebt haben, nämlich egalitär und nicht hierarchisch.
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