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Gerade erzählte eine Bekannte, dass sie umzieht. Sie hat sich überworfen mit Mutter und Stiefvater, in deren Haus sie zehn Jahre gewohnt hat. Die Alten hätten gesagt: Das Haus könnt ihr mal übernehmen. Nun sollte es so weit sein, und die Alten wollten den "marktüblichen" Preis dafür haben - das Doppelte vom damaligen Kaufpreis, unerschwinglich für die Bekannte.
Wenn jemand eine Million Euro für ein Reihenhaus aufruft, fällt mir vor allem eines ein: Gier. "Auf Genuss und Befriedigung, Besitz und Erfüllung von Wünschen gerichtetes, heftiges, maßloses Verlangen", definiert der Duden. Gibt's, weil Immobilien neuerdings Betongold sind, gerade ziemlich häufig.
Gier hat viele Gesichter. Das Stuttgarter Haus der Geschichte widmet diesem Verlangen ab 16. März 2021 eine Sonderausstellung: "Gier. Was uns bewegt". Da geht es um Wirtschaftsskandale, klar, Cum-Ex und so weiter. Um Schnäppchen und "Geiz ist geil". Um die Sammler von Elfenbein. Um die Gier nach Likes auf Instagram. Oder um den Chemiker Fritz Haber, der Anfang des 20. Jahrhunderts Ammoniak herstellte - und die Herstellung von Düngemittel revolutionierte. Ein Segen! Doch dieser Fritz Haber leitete später im Ersten Weltkrieg das deutsche Chemiewaffenprogramm, galt als "Vater des Gaskriegs".
Einen Nobelpreis für Chemie bekam er 1919 für die Düngemittel-Erfindung trotzdem verliehen. Da gelangt man dann zur Spannung des Begriffs: Gier ist die eine Seite, Neugier, Wissensgier, Ehrgeiz ... sind andere.
Die Ausstellung ist Auftakt einer zweijährigen Trilogie, in der es um menschliche Gefühle geht. Nach der Gier folgt kurz vor Weihnachten "Hass", sodann "Liebe".
Mehr Infos zur Ausstellung unter gierhassliebe.de. Und hier geht es zu den digitalen Angeboten der Ausstellung.