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"Nur Betreuer-traurig" sei sie, sagt Frau Wagner, wenn eines der Kinder die Wohngruppe verlässt, nicht richtig traurig, weil die Kinder ja zu ihren Familien zurückkehren sollen. Gemeinsam mit zwei Kollegen ist sie für fünf Jungen da, die nicht bei ihren Eltern leben können. Ihre Wohngruppe in Brandenburg ist "Im Prinzip Familie", und das wird beim Weihnachtsfest und bei der Jugendweihe ebenso deutlich wie beim Hausaufgaben machen und Döner bestellen. Aber die Wohngruppe ersetzt die Familie nicht.
Erzieher:innen und Jugendamt arbeiten unermüdlich mit den Eltern. Hier gibt es schmerzhafte Rückschläge und schwere Probleme. Darum versuchen die Betreuer:innen, als Vorbilder und im gemeinsamen Erleben den Kindern Rückhalt zu bieten und ihnen andere Wege aufzuzeigen. Wie gut das gelingt, ist für keinen der Beteiligten sicher abzuschätzen. Deswegen hofft und bangt man auch als Zuschauer:in, ob sich die Wünsche der Kinder umsetzen lassen.
Über Kinder wie in dieser Wohngruppe gibt es viele Vorurteile. Ihnen setzt der Regisseur Daniel Abma diesen klugen Dokumentarfilm entgegen. In fünf Jahren Recherche wurden er und sein Team zu vertrauten Besuchern in der Wohngruppe, denen sich Kinder und Erwachsene vertrauensvoll öffneten (Kamera: Johannes Praus). An keiner Stelle wird der Film voyeuristisch. Damit entspricht sein Respekt vor allen Protagonist:innen dem, wie ein Erzieher seine Arbeit zusammenfasst: es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, den Kindern einen Weg aus der Gewaltspirale zu weisen.
Fröhliche Wasserschlachten, Ausflüge und "Knuddelattacken" sind die Energiequellen für den täglichen Kampf darum, was jedem Kind zusteht: Das Recht auf Leben, persönliche Entwicklung und den Schutz vor Gewalt und Vernachlässigung. Weil es viele Kinder anders erleben müssen, tun die eingestreuten Naturaufnahmen und die coole Filmmusik (Henning Fuchs) sehr gut. Der ebenso spannende wie einfühlsame Film bringt den Kindern und ihren Betreuer:innen die Wertschätzung entgegen, die sie verdienen.
Deutschland 2025
Produzent: Britta Strampe, Laura Klippel.
Regie und Drehbuch: Daniel Abma
Kamera: Johannes Praus
Musik: Henning Fuchs
Kinostart: 5.6.2025
Der Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit ist die einzige monatliche Auszeichnung für einen aktuellen Kinofilm durch eine unabhängige Jury. Ihre Mitglieder werden von Einrichtungen der evangelischen Kirche ernannt.
Die Jury zeichnet Filme aus, die dem Zusammenleben der Menschen dienen, zur Überprüfung eigener Positionen, zur Wahrnehmung mitmenschlicher Verantwortung und zur Orientierung an der biblischen Botschaft beitragen. Die Arbeit der Jury wird vom Filmkulturellen Arbeit im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) betreut.
Weitere Informationen finden Sie unter www.filmdesmonats.de.