Projekt
Harald Rumpf
Schneidern am Kilimandscharo
Oder schreinern oder Brot backen. Das lernen behinderte Menschen im Norden Tansanias.
Tim Wegener
29.04.2019

Grüne Quadrate, lila Trapeze – bunte psychedelische Muster schmücken die Hemden von Rams Mosha. Wer eines davon trägt, fällt auf, auch im farbenfrohen Tansania. Der 49-jährige Mosha hat es geschafft. In der Region um Arusha, im Norden Tansanias, ist der Vater von drei erwachsenen Kindern ein ange­sehener Schneidermeister.

Manche ­Familien ­verstecken ihre ­behinderten Kinder aus Scham

Selbstverständlich ist das nicht, Mosha ist körperlich behindert. Aufgrund einer Erkrankung in seiner Kindheit leidet er unter einer Kyphose, einer starken Krümmung der Wirbelsäule, und ist kleinwüchsig. In Tansania ist das Leben für Behinderte nicht einfach. Viele Familien haben nicht genug Geld, um ihren Kindern eine anständige Ausbildung zu finanzieren. Und wenn, investieren sie erst mal in die gesunden Kinder. Dazu kommt die gesellschaftliche Stigmatisierung. Einige Tansanier sehen Behinderungen als Strafe Gottes an. Familien verstecken ihre behinderten Kinder aus Scham im Haus, und Arbeitgeber wollen keine körperlich beeinträchtigten Menschen einstellen.

Moshas Eltern schickten ihren Sohn dennoch zur ­Schule. 1990 hat er vom Pfarrer in seiner Gemeinde erfahren, dass es in der kleinen Ortschaft Usa River eine Ausbildungseinrichtung für Menschen mit Behinderung gibt, das Usa River Rehabilitation and Training Center (URRC). Dort machte er eine dreijährige Ausbildung zum Schneider. Heute bildet er selbst Lehrlinge aus.

"Man hat immer an mich geglaubt"

Das URRC liegt am Fuß des Mount Meru, Tansanias drittgrößtem Berg, etwa 30 Kilometer westlich des ­Kilimandscharo. Eine kleine Oase mit modernen Häusern, Kieswegen und Gärten, auf dem Gelände gibt es auch eine Physiotherapie-Praxis und eine Werkstatt für Prothesen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania betreibt das Zentrum – unterstützt von der deutschen Mission ­Eine Welt sowie der bayerischen Landeskirche – mit dem Ziel, dass auch behinderte Menschen ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und selbstständig leben können. Sie können einen Schulabschluss machen und eine ­Schneider-, Schreiner-, Schlosser- oder Bäckerlehre absolvieren. 97 junge Leute werden derzeit betreut. Einige Schüler wohnen im hauseigenen Internat.

Das Zentrum deckt fast 70 Prozent der laufenden ­Kos­ten selbst, mit der Bäckerei und einem Café, Durch­reisende können auch Gästezimmer mieten. Spenden­gelder brauche es trotzdem, sagt der stellvertretende ­Leiter, der deutsche Diakon Thomas Wollner, aktuell, "um ­Unterrichtsräume zu renovieren und Möbel anzuschaffen, und um einen barrierefreien Sportplatz anzulegen".
Ohne das URRC hätte er es wohl nie so weit gebracht, sagt Rams Mosha. "Man hat immer an mich geglaubt, ­und meine körperliche Beeinträchtigung hat nie eine Rolle gespielt."

Spendeninfo

Spendeninfo:

Kontoinhaber: Mission EineWelt, Neuendettelsau
Bank: Evangelische Kreditgenossenschaft eG
IBAN: DE12 5206 0410 0001 0111 11
BIC: GENODEF 1EK1
Verwendungszweck: Usa River Reha Zentrum

Kontakt:

Mission EineWelt Neuendettelsau
Hauptstraße 2
91564 Neuendettelsau
Tel. 09874 9-0
Mail: info@mission-einewelt.de

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Permalink

Als ich das Foto von Schneider Rams Mosah aus Tansania sah, ging mir wirklich das Herz auf ! Dieses Lachen ! Und dieses wundervolle Hamd !
Kann man diese Hemden irgendwo kaufen? Könnte man sie nicht vermarkten?
Ich hätte sehr sehr gerne eins und viele, die ich kenne, auch.

Sehen Sie da eine Möglichkeit, oder könnten Sie meine Frage weitervermitteln?