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Die langen schwarzen Haare wehen, wenn Soukaina Rhafiri in die Pedale tritt. Sobald die marokkanische Regierung die Corona-Reisebeschränkungen lockert, will die 23-Jährige wieder fast täglich auch mit Touristen durch Marrakesch radeln. Sie fährt mit ihnen nicht nur durch die Medina, die berühmte verwinkelte Altstadt, sondern zeigt ihnen obendrein das ganz normale Leben: etwa eine Backstube mit einem großen Tonofen, den das ganze Viertel nutzt.
Die Familien bringen morgens ihre frischen Teigfladen dorthin und holen sie abends als dampfende Brote wieder ab. Den Touristen gefällt’s. Und Soukaina hat einen Job – wenn auch einen ungewöhnlichen. Fahrrad fahren gilt in den Metropolen Marokkos als Zeichen für Armut. Wer etwas auf sich hält, fährt motorisiert, und so schieben sich Mopeds, Autos und Busse durch die Straßen und verursachen Smog.
Marrakesch ist schön flach
Es war natürlich eine Niederländerin, die das ändern wollte. Cantal Bakker entdeckte im Urlaub, dass Marrakesch – "so flach wie Holland" – ideal zum Radfahren ist. Die damalige Kunststudentin entschied sich zu bleiben und ließ zwei Container voll ausrangierter Hollandräder aus ihrer Heimat herbringen. 2016 gründete sie Pikala Bikes: eine Radwerkstatt mit Radverleih und Übungsplatz, ein Tourenanbieter und vor allem ein Ausbildungsbetrieb. Seit der Gründung hat Bakker – ohne große Hilfsorganisation im Rücken, aber mit Spenden unter anderem von der TUI Care Stiftung aus Deutschland – rund 90 jungen Menschen eine Ausbildung verschafft, etwa zum Radmechaniker, zur Bürokraft oder eben zum Tour-Guide. Etwa 30 von ihnen arbeiten heute auch bei Pikala Bikes.
Sie wollen frei sein
Fast jeder vierte junge Erwachsene in Marokko ist arbeitslos. Etwa 30 Prozent der über 15-Jährigen können nicht lesen und schreiben. Besonders Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten haben schlechte Bildungschancen. Cantal Bakker will jungen Leuten mit ihrem Fahrradprojekt eine Jobperspektive bieten und Frauen stärken. Rund 150 junge Frauen haben bei Pikala mittlerweile das Fahrradfahren gelernt und kommen regelmäßig vorbei, um sich Räder auszuleihen und die Englischkurse zu besuchen, die Pikala auch in der Corona-Zeit angeboten hat. Radfahren vergrößert ihren Bewegungsradius. "Die meisten unserer Mütter haben sich nur um Haushalt und Kinder gekümmert", sagt Soukaina. "Aber wir wollen frei sein."
Cantal Bakker plant, in anderen Städten Marokkos Zweigstellen von Pikala Bikes zu eröffnen: zunächst in Agadir, danach in Essaouira und Rabat. Langfristig soll sich das Projekt selbst tragen und nicht mehr von Spenden abhängig sein. Deshalb sucht die Niederländerin auch immer wieder ehrenamtliche Helfer, die sich mit Management oder Finanzen auskennen und dieses Wissen mit ihr teilen.
Pikala Bikes können Sie mit Geldspenden oder durch ehrenamtliche Mitarbeit unterstützen. Gründerin Cantal Bakker freut sich über Kontaktaufnahme per Mail: contact@pikalabikes.com
Spendenkonto:
Pikala Foundation
ING Bank N.V. AMSTERDAM
IBAN: NL51 INGB 0007 0001 74
BIC: INGBNL2AXXX
Stichwort: chrismon/pikalabikes.com