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Im Südpark, einem Viertel im Südwesten von Halle, stehen Plattenbauten aus den Sechzigern, die in der DDR begehrt waren. Heute wohnen hier Menschen mit wenig Geld. Nicht nur Arbeitslose, auch Angestellte, die trotz Vollzeitstelle so wenig verdienen, dass sie sich die Miete in einem anderen Stadtteil nicht leisten können. Die Zahl der Migrantinnen und Migranten ist höher als im Rest der Stadt, die Erfolge der AfD auch.
Lokale Medien berichten unter dem Titel "Hier ist es wie im Ghetto" von Überfällen, nächtlichen Bränden und Vermüllung – und von unzufriedenen Mietern, die von "Wir" und "Die" sprechen. "Die Alteingesessenen und die neu Zugezogenen gehen sich meistens aus dem Weg", sagt Agnes Sander vom Friedenskreis Halle. Sie leitet seit zwei Jahren das Projekt "Gewaltfrei streiten" und wird als Mediatorin gerufen, wenn etwa Jugendbanden gewalttätig werden oder ein Streit unter Nachbarn eskaliert.
Sie sollen sagen, was sie stört. Sonst brodelt es unter der Ober fläche – und explodiert irgendwann
Sander hat mehrere Jahre in Kamerun als Friedensfachkraft gearbeitet und dort junge Erwachsene in Methoden der gewaltfreien Konfliktbearbeitung geschult. Der Südpark ist nicht Kamerun, aber auch hier gilt für sie: Konflikte sind gut und wichtig. "Es geht nicht darum, Auseinandersetzungen zu vermeiden", sagt Sander. Im Gegenteil, die Leute sollen aussprechen, was sie stört. Dass Autos im Park parken zum Beispiel oder abends zu lange Musik zu hören ist.
"Sonst brodelt es unter der Oberfläche und explodiert irgendwann." Streiten aber muss man lernen – und dazu erst mal miteinander reden können. Sander lädt deshalb die Eltern einer Kita zu Nachbarschaftsgesprächen ein. Die haben mindestens eine Gemeinsamkeit: Sie haben Kinder und wollen mit ihnen gut leben. Darauf setzt Sander, sie verteilt Karten mit Fragen wie: "Wie viele Herzen schlagen in Ihrer Wohnung? Und wer gehört dazu?"
Sie erinnert sich gut an das erste Mal: "Bei der Begrüßungsrunde saßen sie streng getrennt: die Deutschen hier, die Migranten und Migrantinnen da. Bei der Abschlussrunde hat sich das gemischt." Ein kleiner Schritt, aber immerhin. Man brauche Geduld. Umso tragischer, dass nicht sicher ist, ob das im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" gestartete Modellprojekt weiterlaufen kann, wenn die Förderung Ende des Jahres ausläuft.
Bemühungen um den sozialen Frieden in Halle - auch nach dem Anschlag auf eine Synagoge
Der Friedenskreis Halle bemüht sich in jedem Fall weiter um den sozialen Frieden in der Stadt, auch mit Schulprojekten gegen Mobbing, Demokratietraining oder Übersetzungshelfern, wenn Eltern und Lehrer einander nicht verstehen. Nach dem rechtsextremen Terroranschlag auf eine Synagoge am 9. Oktober beteiligte sich der Friedenskreis an zwei Schweigemärschen des Bündnisses "Halle gegen Rechts".
Der 1991 gegründete, auch international arbeitende Verein erklärt sein Engagement mit seiner Geschichte: "Die Erfahrung der friedlichen Revolution 1989 weckte bei vielen Menschen die Hoffnung, dass eine Gesellschaft ohne Gewalt, ein Deutschland ohne Militär und eine Welt ohne Kriege möglich werden kann."
Der Friedenskreis Halle
Nach der Wende 1991 schlossen sich verschiedene Bürgerinitiativen zum Friedenskreis Halle zusammen, der sich politisch für Gewaltfreiheit engagiert, Bildungsprogramme anbietet und Freiwilllige zu internationalen Friedensdiensten entsendet. Spenden unterstützen diese Arbeit.
: "Die Erfahrung der
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: "Die Erfahrung der friedlichen Revolution 1989 weckte bei vielen Menschen die Hoffnung, dass eine Gesellschaft ohne Gewalt, ein Deutschland ohne Militär und eine Welt ohne Kriege möglich werden kann."
Wie das ???
Ich habe von dieser Revolution nichts mitbekommen. Im Gegenteil, diese Zeit hat mir alles genommen, mein Selbstverständnis, meine Liebe, meine Hoffnung.
Wovon ist hier also die Rede ???