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Migration – das ist ein Thema, zu dem Juden und Christen viel zu sagen haben. Es ist ein urbiblisches Motiv. Die Ersten, die sich aufmachen, sind in der biblischen Geschichte Adam und Eva: Sie müssen das Paradies verlassen, um eine neue Heimat zu finden. Abraham und Sarah brechen auf in ein unbekanntes Land – in einer Hungersnot, als die ersten Wirtschaftsflüchtlinge sozusagen. Joseph findet sich gezwungenermaßen in der Fremde wieder und muss sich integrieren. Mose führt in der biblischen Erzählung das ganze Volk Israel aus Ägyptenland in die Wüste und schließlich bis zur Grenze des gelobten und verheißenen Landes. Dort werden die Israeliten kämpfen müssen, um ihre Kultur zu behaupten gegen die vorhandene Kultur des Landes Kanaan. Und immer wieder gibt es Auseinandersetzungen, ob denn das Volk abtrünnig sei, wenn es Kultur und Religion der Völker vor Ort annehme, sich zu sehr assimiliere, statt die Differenz zu leben.
Fremd sein oder sich anpassen, sich integrieren oder okkupieren, sich abgrenzen oder assimilieren – es sind Themen, die die Bibel auf faszinierende Weise durchbuchstabiert. So haben etwa die Gefangenen in Babylon Heimweh nach Jerusalem, und der Prophet Jeremia rät ihnen in einem Trostbrief, sich nicht zurückzusehnen, sondern dort, wo sie nun einmal sind, Familien zu gründen und Häuser zu bauen. Der Prophet Elia hingegen wettert gegen die Baalspropheten und legt sich blutig mit Königin Izebel an.
"Was bedeutet mein Glaube in der Fremde?", das fragen sich viele Juden
Nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 nach Christus verlor das jüdische Volk seine Heimat in Israel, in Jerusalem. Und Jüdinnen und Juden in aller Welt fragen sich seitdem: Was bedeutet mein Jüdischsein in der Fremde, in Argentinien oder den USA, in Frankreich oder Indien, im Libanon oder in Kenia? Wie weit kann ich mich anpassen, wo muss ich mich abgrenzen? Wann gefährdet die Abgrenzung mein Leben? Und wo werde ich sie durchhalten, auch wenn ich mein Leben dafür riskiere – weil andere meinen, ich gehöre nicht dazu? Weil sie sagen, ich bin nicht Deutscher, sondern Jude?
Auch im Neuen Testament, dem griechischen Teil der Bibel, ist viel von Migration die Rede. Weise Männer aus dem Orient machen sich auf in die Fremde, nach Bethlehem, um einen König zu suchen, so erzählt es Matthäus. Joseph muss mit Maria und dem neugeborenen Jesus nach Ägypten fliehen. Jesus selbst weiß als junger Mann, dass der Prophet nichts gilt im eigenen Land. Und Paulus wurde der erste große reisende Missionar. Er geht unermüdlich von Ort zu Ort, um das Evangelium zu verbreiten, und überschreitet die Grenze zu Europa.
Migrare heißt wandern – und das wandernde Gottesvolk ist ein urbiblisches Bild von Mose bis zum Hebräerbrief. Unterwegs zu sein, in fremden Kulturen heimisch zu werden, das ist eine Kernerfahrung der biblischen Erzählungen.
Die Kirchengeschichte ist Missions- und Migrationsgeschichte
Die Kirchengeschichte schließlich ist im Anschluss an Paulus Missionsgeschichte und damit Migrations- und Inkulturationsgeschichte. Der „Missionsbefehl“ aus Matthäus 28: „Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker...“ wurde zur Grundlage einer weltweiten Ausbreitung des Christentums. Und es bedurfte mutiger Menschen, die bereit waren, ihre Heimat zu verlassen, um das zu tun. Gleichzeitig werden sich so manche Xukuru-Indianer in Brasilien oder Adivasi in Südindien gefragt haben, was denn diese Menschen aus fremden Ländern wollten.
Streitfall Migration – es könnte viele Debatten entspannen, wenn klar würde: Auch das christliche Abendland ist letzten Endes ein Ergebnis von Migration.
Migration
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Gängiger grundsätzlicher Fremdenhass
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Auferstehung
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