Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
21.01.2011

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
5
Musik
5
Atmosphäre
4

Nur Kirchgänger streben über den ansonsten menschenleeren Thomaskirchhof in der Leipziger Innenstadt. Gut 200 Besucher zählt die Thomasgemeinde an diesem Sonntag, sicherlich auch einige Touristen. Ein siebenseitiger Gottesdienstablauf wird ausgeteilt, und als Superintendent i. R. Ekkehard Vollbach den Gruß intoniert ("Die Gnade unseres Herrn... sei mit euch allen"), antworten tatsächlich einige Versprengte aus den gut besetzten Reihen mit einem verzagten "Amen".

"Herr, wenn ich nur dich habe", ertönt ein Sopran in Begleitung von Violinen und Basso continuo von der Empore. "Wie könnten doch vergnügen mich der schnöden Welt Getümmel." Von wegen schnöde! Die wunderschöne glockenreine Stimme vergnügt den Kirchgänger gute fünf Minuten.

Dann lässt er sich vom Ablaufzettel weiter durch die elaborierte Liturgie der Thomaskirchgemeinde leiten. Gloria Patri - Kyrie - Tagesgebet - Epistel. Was in anderen Gottesdiensten oft steif daherkommt, wirkt hier festlich. Woran es liegt? Vielleicht am Genius Loci des Exthomaskantors Johann Sebastian Bach, des Thomanerchors und der Friedensgebete, die eine gewaltfreie Revolution gegen das DDR-Regime in Gang brachten. Vielleicht auch an der ruhigen souveränen Art, wie Vollbach durch die Liturgie führt.

Wieder erklingt der Sopran, diesmal mit einer Händel-Arie: "Singe, Seele, Gott zum Preise, ... der uns durchs Gehör erquickt." So ist es!

Nach dem Glaubensbekenntnis werden die Kinder zur Bastelstunde herausgerufen. Dann predigt Superintendent i. R. Vollbach über Jesu Blindenheilung, Johannes 9. Schon zu Beginn überrascht er mit Zahlen: 56 Prozent der Deutschen glauben an Wunder. Oder: 2004 gab es in Deutschland 164 000 Blinde und 1 060 000 Sehgeschädigte, "jährlich kommen 10 000 Sehgeschädigte hinzu." Dann mit Informationen über die Antike: "Behinderte Kinder wurden getötet, auch blinde." Und: "Nicht zuletzt infolge christlicher Ethik und Verkündigung hat sich unsere Einstellung zu behinderten Menschen positiv verändert."

Auch bei existenziellen Deutungen bleibt Vollbach im Ton sachlich: "Jesus wendet sich dem Blinden zu, um ihm zu helfen. Er fragt nicht danach, ob er seinen Verwandten auf die Nerven geht, ob er permanent nörgelt oder ob er eine Frohnatur ist. Jesus hilft ihm ohne Vorbedingungen, voraussetzungslos." Gerade die Nüchternheit beeindruckt. Waren es 15 Minuten, war die Predigt doch länger?

"Du hast mich in deinen Dienst gerufen, aber ich habe die Zeit vertan, die du mir anvertraut hast." Gut formuliert ist das Sündenbekenntnis, aber warum kommt es erst nach der aufbauenden Predigt? Na ja, nichts ist vollkommen!

Zur Gemeinde

Kontaktinformationen der Gemeinde

Pfarramtsleiter Christian Wolff

Gemeindebüro:
Thomaskirchhof 18
Tel.: 0341-222 24-110

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag: 10 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr
Mittwoch: 14 bis 18 Uhr

Offene Sprechstunde in der Thomaskirche
Montag 17 Uhr (Pfrin. Taddiken)
Donnerstag 17 Uhr (Pfr. Wolff)

Im Internet unter http://www.thomaskirche.org