Als konfessionslose Berliner und Berlinerin sind mein Freund und ich vielleicht ein bisschen unemotionaler, was das Weihnachtsthema angeht. Weihnachten in Berlin heißt vor allem: sehr graues Wetter und freie Parkplätze im Prenzlauer Berg.
Aber dieses Jahr stehen die Chancen auf gemütliche Weihnachtsstimmung besser: Während der Adventszeit sind wir auf dem Brandenburger Hof meines Vaters und seiner Lebenspartnerin gelandet. Dort helfen wir ein paar Wochen mit ihren Tieren aus. Und wo könnte man sich dem Weihnachtsgeist näher fühlen als im Stall?
In Himmelpfort zum Beispiel. Denn dort, nur 40 Autominuten vom Hof entfernt, beantwortet der Weihnachtsmann höchstpersönlich Wunschzettel aus aller Welt. Sogar meinen hat er vor vielen Jahren mal beantwortet, als ich mir gewünscht habe, dass mein Bruder mich morgens nicht so nerven soll – was nebenbei nicht an meinem Bruder gelegen haben kann, sondern daran, dass ich ein Morgenmuffel bin. An die Antwort kann ich mich leider nicht mehr erinnern.
Heute bekommt die Weihnachtspoststelle in Himmelpfort so viele Briefe, dass der Weihnachtsmann und seine Helferinnen nicht mehr alle individuell beantworten können: Rund 300.000 Wunschzettel aus 73 Ländern waren es vergangenes Jahr. Jetzt bekommen alle Briefe dasselbe vorgefertigte Antwortschreiben, aber jedes wird handschriftlich mit dem Namen versehen. Und Postkarten zum Ausmalen gibt es auch dazu.
In der Adventszeit können Interessierte das Weihnachtspostamt besuchen und dem Weihnachtsmann – und vor allem seinen Weihnachtsengeln – beim Schreiben zuschauen. Ein bisschen witzig ist es schon, dass hier eine Arbeitsteilung sichtbar wird, die vielleicht manche Familie von Weihnachten kennt: im Hintergrund sind die Frauen fleißig, während sich der Patriarch für "seine" Leistung bewundern lässt.
Aber der guten Laune vor Ort tut das keinen Abbruch. "Wir bekommen so viel positive Rückmeldung, das ist eine große Freude", sagt Elke Schmälzle, die Pächterin der Weihnachtspoststelle. Dazu gehören auch ein Café, eine Unterkunft und ein Veranstaltungsort. Ein schöner Job sei das, den sie mit zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Gegend macht, Weihnachtsengel, von der Post bezahlt.
Angefangen hat alles mit der Postzustellerin Konny Matzke: Als sie 1984 einen Brief von zwei Jungen findet, der an den Weihnachtsmann in Himmelpfort adressiert war, beantwortet sie ihn – und löst damit etwas aus. Im darauffolgenden Jahr wurden schon 75 Briefe an den Weihnachtsmann in Himmelpfort geschrieben.
Ermöglicht werden die Weihnachtspoststelle und die vielen portofreien Briefe seit 1995 von der Deutschen Post. Aber auch von Menschen wie Elke Schmälzle. Eine große Ehre sei es für sie, dass ihr Haus das Weihnachtspostamt ist. Und gute Werbung für Café und Veranstaltungsort sowieso.
Weihnachtshaus Himmelpfort
Bis zum zweiten Advent nimmt der Weihnachtsmann jedes Jahr Briefe an, die adressiert sind "An den Weihnachtsmann, Weihnachtspostfiliale, 16798 Himmelpfort". In der Vorweihnachtszeit können die Weihnachtspostfiliale und der Weihnachtsmann von Donnerstag bis Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr besucht werden. Außerdem gibt es direkt nebenan an allen Adventswochenenden einen Weihnachtsmarkt.
Weitere Infos: www.weihnachtshaus-himmelpfort.de
Briefe schreiben
Briefe: handgeschrieben besonders schön - und haltbar.



