Pia Pritzel zeigt in ihrer Serie "Cancer me softly" die körperlichen und emotionalen Folgen der Chemotherapie – von Übelkeit über Benommenheit bis hin zu extremer Erschöpfung
Pia Pritzel
Brustkrebs
Gruselige Nebenwirkungen
Die Hamburger Fotografin Pia Pritzel, 38, hat Brustkrebs – und erzählt hier jeden Dienstag in ihrer Bildserie, wie es ihr gerade geht
Im Gartenprivat
25.11.2025
2Min

In der ersten Folge der Serie stellt sich Pia vor. Lesen Sie hier.

Chemo. Dieses Wort lässt den meisten von uns die Nackenhaare zu Berge stehen. Es steht für großes Leiden. Angst. Versehrtheit.

Als ich den Satz hörte ‚Sie müssen leider eine Chemo machen‘, fühlte ich mich erst gar nicht angesprochen. Denn das konnte nicht sein. Wie konnte in so kurzer Zeit alles so krass werden? Ich hörte diese Worte im Krankenhausbett, kurz zuvor wurde meine Brust amputiert. Mich plagten große Schmerzen und ich war sehr schwach. Und jetzt auch noch das. ‚Wir haben zwei Metastasen in ihren Lymphknoten gefunden. Keine Chemo zu machen wäre unvernünftig ‘.

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Pia Pritzel

Pia Pritzel, geboren 1987, ist Mutter und Fotografin aus Hamburg. Sie ist an Brustkrebs erkrankt und erzählt hier und als @pia_pritzel auf Instagram von Diagnose, Behandlung, Heilung, von Schönem und von Schrecklichem. Die meisten Fotos ihrer Serie "Cancer me softly" sind von ihr selbst gemacht, analog.

16 mal Chemo. Wie sollte ich das alles schaffen? Wie sollte meine Familie, insbesondere meine Tochter, das schaffen? Meine Ärztin und Bettnachbarin machten mir Mut: "Viele Frauen arbeiten und joggen unter der Chemo. Das ist heute anders als früher!" Doch mir war nur zum Wegrennen zumute.

Aber am Point of no Return kann man nicht einfach gehen und sagen ‚Ich bin dann mal weg‘. Also ging ich weiter, geradeaus. In die Klinik. Setzte mich brav in den roten Chemosessel. Legte meinen Arm frei. Schaute zu, wie erst die durchsichtige, dann die rote Flüssigkeit in meinen Körper lief. Ich fühlte mich etwas duselig. Fuhr nach drei Stunden nach Hause und: Fühlte mich voll ok. Am Tag danach: voll ok.

Und dann ging es los. Eine furchtbare Schwäche gepaart mit einer starken Benommenheit überkamen mich. Zu schwach zum Atmen, ging es mir durch den Kopf. Mir wurde übel. Ich schlurfte durch die Wohnung wie ein Geist. Ich bekam Panik. Ich weinte und schrie: Ich will das nicht! Das ist unfair!!! Aber die Nebenwirkungen hielten an. Ganze acht Tage und dann verschwanden sie langsam. In dieser Zeit lernte ich, dass loslassen oft wichtiger und schwieriger ist als kämpfen. Dass es mir unfassbar schwerfällt, nicht zu funktionieren und Hilfe anzunehmen. Dass es für mich sehr viele Schultern gibt, an die ich mich anlehnen kann. Dass ich getragen werde.

UND, dass jede Chemo anders ist. Seit drei Wochen bekomme ich andere Chemomedikamente und: Mir geht es gut. Ich kann langsam wieder Sport machen. Werde bald wieder ein paar Stunden arbeiten gehen. Langsam darf ich zurück in mein altes neues Leben. Ich freue mich so sehr!

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