Alle zwei Jahre verleiht chrismon den Gemeindepreis für innovative Ideen. Unterstützt von der KD-Bank, Brot für die Welt, dem Gustav-Adolf-Werk und dem Gemeindebrief wurden 19 Preise verliehen. 250 Gemeinden hatten sich beworben, 800 000 Stimmen wurden abgegeben. Überreicht wurde der Preis im Juni in Leipzig.
Dock3: Viel Schweiß, aber auch ein Strahlen
Dock3 ist eine Initiative von dreisam3, einer evangelischen Gemeinde mitten in Freiburg. Sie bekam den Jurypreis in der Kategorie "Jugend", zur Preisverleihung kam der Fundraiser Samuel Kuttler zusammen mit Carolin Wehrle, die zurzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr dort verbringt.
chrismon: Was macht ihr?
Samuel Kuttler: Wir bringen neues Leben in die Pauluskirche mitten in der Stadt. Unsere Türen sind weit geöffnet . . .
. . . und wer kommt?
Kuttler: Zu dreisam3 kommen viele: Jugendliche, junge Familien, Senioren. Mit dem Projekt Dock3 sprechen wir vor allem Jugendliche mit Fluchterfahrung an. Wir arbeiten da mit dem Verein Stadtpiraten Freiburg zusammen, einer jungen Crew. Die gehen seit 2015 in die Unterkünfte.
Carolin, warum machst du hier dein FSJ?
Carolin Wehrle: Ich war früher Ministrantin. Und Kindertrainerin im Turnverein. Darum wollte ich nach der Schule was mit Jugendlichen machen. Wir kochen und essen zusammen und fragen, worüber sie sprechen wollen. Wir gehen ins Kino und machen Spiele. Und jetzt renovieren wir die Dachterrasse.
Und die Geflüchteten?
Kuttler: Sie können bei uns lernen, essen und Freizeit genießen. Neulich gab es ein Lerncamp. Viel Schweiß, aber auch ein Strahlen: Alle haben den Abschluss gewuppt! Wir helfen auch bei Bewerbungen. Eine junge Frau hat gerade ihren Ausbildungsplatz als Friseurin bekommen.
Was war euer Highlight?
Kuttler: Mehmet (18) aus Syrien kam vor vier Jahren zu Dock3. Seine Lehrerin hatte uns um Hilfe gebeten wegen seiner attestierten Matheschwäche. Jetzt hat er seinen Realschulabschluss bestanden und fängt eine Ausbildung an.
Was macht ihr mit dem Preisgeld?
Kuttler: Mit dem Geld sorgen wir dafür, dass unser Angebot kostenlos bleibt: dreimal die Woche Mittagessen, aber auch mal Waffeln backen und mal ein Eis essen gehen.
PauleKids: Vom Schläger zum Abiturienten
PauleKids organisiert in Mönchengladbach Hausaufgabenhilfe und Lernförderung für Kinder aus sozial schwachen Familien. Das Projekt gewann den Jurypreis in der Kategorie "Diakonie". Zur Preisverleihung kamen der ehrenamtliche Deutsch- und Mathecoach Michael Buschhorn und die Projektverantwortliche Samira Rippegather.
chrismon: Wer hatte die Idee zu PauleKids?
Samira Rippegather: In Mönchengladbach gibt es Stadtteile, die sind echt abgehängt, der Niedergang der Textilindustrie hat seine Spuren hinterlassen. In einer Stadtteilkonferenz haben wir immer wieder das Thema besprochen: Eltern, die arbeitssuchend sind, haben keinen Anspruch auf Plätze im offenen Ganztag. Und Menschen mit Migration machten sich Sorgen, dass sie wegen fehlender Deutschkenntnisse ihre Kinder nicht unterstützen könnten.
Irgendwann habe ich gesagt: Mir reichts, wir müssen was machen. Die evangelische Kirchengemeinde und Schulen haben schnell mitgezogen. Mit zehn Kindern haben wir angefangen, jetzt sind es 25, der Bedarf ist groß. Manchmal ist es unruhig, viele Kinder sind leicht abzulenken.
Wie oft kommen die Kinder?
Jeden Tag von 11 bis 16 Uhr. Nach der Schule gibt's frisch gekochtes Essen, dann machen wir Hausaufgaben, üben lesen und bewegen uns.
Ein besonders schönes Erlebnis?
Wir wurden von einer Schule angefragt, ob wir uns zutrauen, einen Jungen zu betreuen, dessen Brüder Schulverweigerer und Jugendstraftäter geworden waren. Ihm wurde prophezeit, denselben Weg einzuschlagen, da er Prügeleien anzettelte. Drei Monate war es echt schwer, aber dann ging es bergauf. Nach einiger Zeit sagte er: "Samira, du glaubst es nicht. Ich habe eine Drei in Deutsch!" Am Ende verließ er uns nach der 4. Klasse mit einem Zeugnis, das sieben Einsen aufwies. Jetzt geht er in die 12. Klasse und bereitet sich auf das Abitur vor.