Ehrenamt: Bewerbungshilfe für Geflüchtete
"Nach einem Monat fand er einen Job"
Die Initiative Zero2Hero's bringt IT-Profis mit arbeitssuchenden Geflüchteten zusammen. Islam Günebakan erklärt, wieso er andere unterstützt
Islam Günebakan, 44, leitet ein Netzwerk für geflüchtete Fachkräfte
Islam Günebakan (Mitte) mit Ladys-Admin Selma Simsek und Mitgründer Murat Dönder
Sebastian Arlt
Tim Wegner
Sebastian Arlt
22.06.2024
2Min

Herr Günebakan, was machen Sie?

Unsere Initiative Zero2Heroʼs bringt IT-Profis mit Auszubildenden, Arbeitenden und Arbeitsuchenden zusammen, die nach Deutschland gezogen oder geflüchtet sind. Viele kommen aus der Türkei, aber auch Indien.

Wie läuft das ab?

Den Arbeitsuchenden geben wir Mentoren an die Seite, die mit ihnen am Lebenslauf arbeiten und Vorstellungsgespräche üben. Es gibt Sprachstammtische für Deutsch und Englisch. Und wir geben die Möglichkeit, in IT-Projekten Praxis-Erfahrung zu sammeln. Das ist das Wichtigste für Bewerbungen.

Warum machen Sie das?

Ich will die Unterstützung weitergeben, die ich bekommen habe. Ich war in der Türkei Dozent für BWL an einer Universität. Als ich nach Deutschland kam, verschickte ich über hundert Bewerbungen. Ohne Erfolg. Ich wollte umschulen auf IT, aber das Jobcenter hat das nicht bewilligt. Sehr geholfen hat mir unsere Partnerinitiative Hr_integrate, bei der deutschsprachige Personalexperten Geflüchtete begleiten. Das war mein Vorbild für Zero2Hero's.

Welche Hürden haben Eingewanderte auf dem Arbeitsmarkt?

Natürlich oft die Sprache. Oft sind die Anforderungen an Bewerbungen ganz anders. In der Türkei zum Beispiel werden lange, detaillierte Bewerbungen verlangt. In Deutschland ist es wichtig, kurz und prägnant zu sein, ein griffiges Anschreiben und ein gutes Foto zu haben.

Wie viel Zeit investieren Sie?

Zehn Stunden pro Woche, aber all unsere Mentoren und Mentorinnen haben unterschiedliche Kapazitäten.

Welche Eigenschaften helfen Ihnen?

Man sollte im IT-Bereich gut vernetzt, kommunikativ sein und Lust haben, mit Menschen zu arbeiten. Wenn man Lust hat, etwas zu tun, findet man auch die Zeit.

Was war ein schöner Moment?

Es ist immer schön, wenn es geklappt hat! Kürzlich hatten wir einen Mentee, der sich eine Programmiersprache selbst beigebracht und an unseren Projekten mitgearbeitet hat. Nach einem Monat in unserem Mentoring-Programm hat er schon einen Job gefunden. Nun will auch er sich engagieren, das ist für uns das schönste Lob!

Was ist manchmal anstrengend?

Wenn ich Infos oder eine Frage verschicke und gar keine Rückmeldung kommt.

Was hat Sie überrascht?

Wie schnell wir wachsen! Nach knapp zwei Jahren sind wir 70 Mentoren, 144 Mentees und 900 Mitglieder. Es ­gibt erste Ableger in anderen Ländern. Wir möchten gern ein internationales Netzwerk werden.