Rechtlos in Indien
Es geht um 200 Millionen Menschen
Kaste, Kaste, Kaste – ein Gesellschaftssystem von gestern behindert die soziale und politische Entwicklung in Indien. Brot für die Welt kämpft seit vielen Jahren für die Rechte der Minderheiten
Müllsammler in Guntur, Indien
Diese Familie lebt davon, dass sie auf einer Deponie in Guntur, der drittgrößten Stadt im Bundesstaat Andhra Pradesh, Müll sammelt
Christoph Püschner/Brot für die Welt
Tim Wegner
21.08.2024
2Min

Sie sind arm, viele wissen gar nicht, dass sie Rechte haben, und wenn sie auf der Straße zusammengeschlagen werden, dann schauen die meisten weg: Viele Menschen in Indien leben in bitterster Armut und sind gefangen in ihrer Kaste, weil sie, dem hinduistischen Glauben folgend, als Mitglied einer bestimmten sozialen Schicht geboren wurden und diesem Schicksal nur durch Tod und Wiedergeburt entrinnen könnten. Dazu gehören die Dalits und die Ureinwohner Indiens, die Adivasi. In Deutschland sind diese Menschen oft noch als "Unberührbare" bekannt, sie selbst nennen sich lieber die "Unzerbrechlichen".

Ihr Alltag ist hart. Denn auch wenn das Kastensystem laut indischer Verfassung verboten ist, bestimmt es den Alltag der "Unzerbrechlichen". Sie sammeln Müll, putzen Latrinen oder fegen die Straßen, sie bewohnen Papp- oder Wellblechhütten ohne sanitäre Ausstattung und leben oft unterhalb der Armutsgrenze von 1,90 Dollar am Tag. Das heißt: Mehr als 200 Millionen Menschen in Indien kämpfen täglich gegen Hunger und Tod.

In enger Kooperation mit lokalen Hilfsorganisationen engagiert sich Brot für die Welt seit vielen Jahrzehnten für die Rechte dieser ausgegrenzten Menschen, vor allem mit Aufklärung und Information. Zwar hat die Regierung zahlreiche Gesetze und Leistungen verabschiedet, um die Stigmatisierung der Ausgegrenzten zu beenden, darunter Quotenregelungen, Schulgeld, Lebensmittelkarten oder Gesundheitschecks. Doch Gesetze sind das eine, die gesellschaftliche Realität das andere: "Wer nicht weiß, welche Rechte er oder sie hat, kann sie auch nicht einfordern", sagt Roswita Kupke von Brot für die Welt.

Daher unterstützt Brot für die Welt sogenannte Budget Watch Teams: Die sollen Verteilung und Verwendung des Budgets für die sozial Ausgegrenzten im Rahmen der staatlichen Programme diskutieren, analysieren und mit Regierungsvertretern ins Gespräch kommen.

Auch Bildung ist ein Schlüsselthema: Weil viele Kinder aus sehr armen Haushalten mithelfen müssen, den kargen Lebensunterhalt aufzubessern, kommen sie in der Schule nicht mit. Betroffen sind sehr oft die Mädchen. Kinderehen sind in Indien streng verboten, doch immer noch werden Mädchen oft jung "wegverheiratet", eine Investition in ihre Bildung scheint den Eltern überflüssig. Brot für die Welt hilft, Aufklärungskampagnen zu organisieren und Nachhilfestunden zu finanzieren. Was das kostet? Sieben Euro. Für ein ganzes Jahr Nachhilfe für ein Kind. Damit auch dieses Kind lesen lernt und später weiß, welche Rechte es hat. Genau so, wie es in der indischen Verfassung steht.

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