Melara Mvogdobo am 15.10.2025 in Kronberg
Melara Mvogdobo hat eine Schweizer Mutter und wuchs auch in der Schweiz auf. Ihr Vater kommt aus Kamerun. Sie traf sich mit chrismon-Redakteur Konstantin Sacher bei Frankfurt im herbstlichen Taunus
Thomas Pirot
Familiengeschichten
"Man sollte offen in der Familie nachfragen"
Was die Vorfahren Schlimmes erlebten, belastet oft noch die Enkel. Wie man sich davon befreien kann, erzählt Melara Mvogdobo in ihrem neuen Roman. Ein Gespräch über Rassismus, Gewalt und Realismus
Lena Uphoff
14.11.2025
9Min

Der neue Roman "Großmütter" der kamerunisch-schweizerischen Auto­rin Melara Mvog­do­bo erzählt von zwei Frauen, die ein so unter­schiedliches wie ähnliches Leben führen. Die ­eine kommt aus Kamerun. Sie wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf und träumt davon, Ärztin oder ­wenigstens Krankenschwester zu werden – stattdessen wird sie ­verheiratet und bleibt gefangen in der Ehe mit einem Mann, der sie verachtet, weil sie keine Söhne zur Welt bringt. Die andere, Schweizerin, lebt in einer ­armen ­Familie und träumt davon, keinen Bauern zu heiraten, weil deren Leben so hart ist. Das gelingt zwar, aber dafür wird sie in die Ehe mit einem kalten und gewalttätigen Mann gezwungen. Es ist ein Buch über die Unterdrückung von Frauen, aber vor allem über Selbst­ermächtigung.

chrismon: Sie widmen das Buch "allen Großmüttern zu Ehren, den lebenden, den toten und denen, die noch ge­boren werden". Welche Rolle haben Ihre Großmütter für Sie gespielt?

Melara Mvogdobo: Mein Vater kommt aus Kamerun. Als ich zwölf Jahre alt war, zerbrach die Beziehung meiner Eltern und ich hatte keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Damit war für mich auch der Kontakt zu meiner ­Kameruner Identität gebrochen. Als ich später, mit 17 Jahren, auf eigene Faust nach Kamerun gereist bin, war die Mutter meines Vaters schon tot. Sie habe ich nicht kennengelernt. Aber viele andere Frauen aus meiner ­Familie. In Kamerun ist jede ältere Frau eine Großmutter. Man spricht sie auch so an, man sagt nicht den ­Namen. Insofern habe ich auch Großmutterbeziehungen in Kamerun, die für mich wichtig waren. Aufgewachsen bin ich hauptsächlich mit der ­Familie meiner Mutter in der Schweiz.

Haben Sie Ihre Schweizer Groß­mutter gekannt?

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Infobox

"Großmütter" ist im Transit- Verlag ­erschienen: 127 Seiten, 18 €. ­ Es ist der zweite Roman von Melara Mvogdobo. Sie ist damit für den Schweizer Buchpreis nominiert.

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