In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Ihr Vater stets sagte: "Der Mensch fängt erst beim Doktortitel an." Wie kam er darauf?
Hanno Sauer: Dieser Satz ist natürlich Ausdruck eines akademischen Snobismus, der typisch für ein gewisses bildungsbürgerliches Milieu ist. Ich sehe das heute anders, habe aber selbst einen Beruf gewählt, in dem die Promotion selbstverständlich ist. Meine Herkunft hat mich natürlich geprägt: Wer mit großer Bibliothek und Schiller aufwächst, hat einen anderen Zugang als jemand, der all das erst im Studium kennenlernt.
Sie bekennen sich in Ihrem Buch bewusst zu Ihrer Zugehörigkeit zur Oberschicht, ja spielen sprachlich sogar damit. Ich nehme an, das ist bewusst?
Klar, der Stil meines Buches ist bewusst ironisch gestelzt und spielt mit den sprachlichen Codes der bildungsbürgerlichen Elite – Fremdwörter, aber auch Brüche wie "Bonzensnack" oder "auf den Kopf pissen" kommen darin vor. Mit dieser Mischung wollte ich zeigen, dass ich die Codes zwar kenne, sie aber auch bewusst brechen möchte. Der berühmte Rechtsphilosoph Carl Schmitt hat einmal gesagt: Elite ist die soziale Gruppe, deren Soziologie sich niemand zu schreiben traut. Ich habe gedacht: Ich traue mich – und wage den Blick von innen – als jemand, der selbst Teil dieser Milieus ist.
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