Susanne Breit-Keßler über fröhliche Geber – und über Verwendungsbestimmer
13.12.2010

Elena ist spendabel. Zum Geburtstag schenkt sie ihrem Neffen Felix hundert Euro – der Junge soll sich ein paar Wünsche erfüllen. Felix ist begeistert. Er zieht gleich los und kauft sich ein T-Shirt seiner superteuren Lieblingsmarke. Etwas bleibt noch übrig für Pizza und Kinobesuch mit seinem besten Freund. „End-krasse Tante“, finden beide. Elena kriegt beim nächsten Besuch fast einen Anfall: hundert Euro nur dafür? Das kann nicht wahr sein!
Ninas Umzug in die Großstadt hat eine Menge Geld gekostet, dazu die Einrichtung des kleinen Apartments und die Kleidung, die sie am neuen Arbeitsplatz braucht – da will sich ihr Vater von seiner großzügigen Seite zeigen. Nina ist sehr dankbar für die nicht gerade geringe Überweisung. Sie bucht gleich mal eine Nilkreuzfahrt mit anschließendem Badeurlaub. Der Papa ist wenig erfreut.
Soll man etwas sagen? Kritisieren, dass das Geld, mit dem man sich so generös gezeigt hat, auf eine Weise verwendet wird, die einem gar nicht passt? Bevor man sich den Empfänger der eigenen Gaben energisch vorknöpft und ihm Vorhaltungen macht, muss man sich sehr sorgfältig überlegen: Warum habe ich dem Neffen, der Tochter dieses Geld gegeben? Wollte ich wirklich, dass er oder sie sich ganz einfach freuen, oder habe ich einen unausgesprochenen Zweck mit meinem Geschenk verbunden?

Es kann ja sein, dass der oder die Schenkende sich Vernunft auf der anderen Seite wünscht. Eine wohlüberlegte, jeder Nachfrage standhaltende Verwendung des Geldes durch die Beschenkten. Dann sollte man auch klipp und klar die gegebene Summe mit einem Zweck ausstatten: etwa mit dem Hinweis, dass sie ein Beitrag für die Führerscheinprüfung oder den neuen Computer ist. Man kann in einem solchen Fall auch einen Gutschein verschenken, der deutlich macht, wofür er gedacht ist.
Solche Geschenke sind durchaus sinnvoll. Schließlich hat man das eigene Geld mühsam genug erarbeitet und möchte es nicht einfach verplempert sehen. Kinder und Jugendliche freuen sich darüber, denn sie merken: Onkel und Tante, die Großeltern nehmen Anteil an ihrem Leben. Sie wissen, was sie dringend brauchen, oder sie haben sich immerhin gründlich danach erkundigt. Das zeigt echtes Interesse und ist genauso gut wie ein persönlich ausgewähltes Präsent.
Wer Geld gibt, ohne klarzumachen wofür, der sollte akzeptieren, was Enkel, Neffen, Nichten oder die eigenen Kinder damit anstellen. Sie können nur so lernen, mit Geld umzugehen: Indem sie es manchmal für Unfug ausgeben und selber merken, dass es anders besser angelegt gewesen wäre. Wenn nicht, dann haben sie mit ein bisschen Verschwendung ihr Leben genossen. Solange das nicht dauernd geschieht, braucht man sich keine Sorgen ¬machen. Erst wenn Vergeudung zur Regel wird, muss man etwas sagen.
Außerdem, wer vorher nichts sagt und nur hinterher mäkelt, verdirbt den Beschenkten die Freude: Ach so – ich sollte doch nicht machen, was ich selbst will. Man setzt sich leicht dem Verdacht aus, man habe nur pädagogisch wirken und abwarten wollen, ob sinnvoll mit dem Geld verfahren wird. Das kann man aus sehr guten Gründen. Aber dann sollte man offen kommunizieren: Ich möchte, dass du dir mit diesem Geld neue Winterstiefel kaufst oder dir mal eine Oper anschaust.
Wer sein Geld ohne Bestimmung verschenkt, verfährt am besten auf gut biblische Weise: „Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2. Kor 9,7). Familie und Freunde auch.

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