- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Rue Saint-Maur 209
Auf ARTE war 2018 Ruth Zylbermans Film "Die Kinder aus der Rue Saint-Maur" zu sehen, der die Grundlage für das Buch "Rue Saint-Maur 209" bildet. Diese "Autobiografie eines Gebäudes" führt in Paris’ zehntes Arrondissement, in ein Haus, aus dem zwischen 1942 und 1944 jüdische Kinder deportiert wurden.
Zylberman geht deren Schicksal nach, spricht mit denen, die heute dort wohnen, baut die Appartements, wie sie während der deutschen Besatzung aussahen, mit Puppenmöbeln nach, geht in Archive und unternimmt weite Reisen, um Überlebende und Zeitzeugen aufzuspüren. Zylberman ist ein Bravourstück gelungen, dank ihrer Empathie und Skrupelhaftigkeit, mit der sie eine dunkle Vergangenheit aufleben lässt.
Achtzehnter Stock
Von einem ganz anderen Haus erzählt die Schweizerin Sara Gmuer. Von einem heruntergekommenen Plattenbau im Osten Berlins. Wo inmitten prekärer Existenzen die Schauspielerin Wanda mit ihrer fünfjährigen Tochter lebt.
Mit den anderen Müttern bildet sie eine Art Notgemeinschaft, die durch die Kinder zusammengehalten wird. Verzweifelt versucht Wanda, dem "Hochhausghetto" zu entfliehen und ins Filmgeschäft zurückzukehren.
Gmuer lässt sich einfühlsam und intensiv auf den Alltag ihrer Figuren ein, schildert deren Überlebenskampf und zeigt gleichzeitig auf, welchen Halt dieser Verbund den Einzelkämpferinnen gibt. Und am Ende muss Wanda entscheiden, welches Leben sie leben will.
Ruth Zylberman: Rue Saint-Maur 209. Übers.: Patricia Klobusiczky /Ela zum Winkel. Schöffling. 469 Seiten, 28 Euro.
Sara Gmuer: Achtzehnter Stock. Hanserblau. 222 Seiten, 21 Euro.