Der schwedische Polizist Simon Häggström hat über seine Arbeit gegen Sexkäufer in Stockholm ein Buch geschrieben und ist auf Lesereise in Deutschland. "Auf der Seite der Frauen" beschreibt einen anderen Umgang mit Prostitution. Freier werden seit 1999 in Schweden bestraft, die Prostituierten werden entkriminalisiert und bekommen Hilfe, auch um auszusteigen.
chrismon: Herr Häggström, Sie haben sich in Berlin den Straßenstrich auf der Kurfürstenstraße angesehen. Was ist Ihr Eindruck?
Simon Häggström: Ich bin geschockt. Es ist eine Tragödie und weit unter menschlicher Würde, wie mit Frauen dort umgegangen wird. Wir in Schweden sehen Prostitution als Gewalt gegen Frauen. Hier in Deutschland soll das ein Job wie jeder andere sein. Ich habe hier obdachlose und drogenabhängige Frauen gesehen, die ihre Körper für 20, 30 Euro verkaufen. Die Zuhälter sitzen nebenan in den Cafés und überwachen "ihre" Ware. Das Schlimmste waren Toiletten, die gleichzeitig als Verrichtungsboxen genutzt werden. Stinkend, dreckig, würdelos.
CDU/CSU fordern ein Sexkaufverbot, wie es Schweden 1999 eingeführt hat. Was bringt das den Frauen?
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