Seine Weihnachtsgrüße sandte der zukünftige Verteidigungsminister der USA mit einem Schlachtenbild aus dem Unabhängigkeitskrieg und einer Drohung: "Eine Erinnerung an unsere Feinde: In der Nacht von Weihnachten 1776 war Amerika bereit, einen zugefrorenen Fluss zu überqueren, um Euch zu besiegen. Und wir sind es immer noch."
Arnd Henze
Der Post auf X demonstriert, dass Pete Hegseth gar nicht daran denkt, sich zu mäßigen. Der frühere Soldat und Fox-News-Moderator sieht sich als "Christian Warrior" in der Tradition der mittelalterlichen Kreuzzüge. Seine Bücher heißen "American Crusade" und "The War on Warriors". Auf Instagram zeigt er sich mit martialischen Tattoos: mit Sturmgewehr über der US-Flagge, Jerusalemkreuz und dem Schlachtruf der Kreuzritter "Deus Vult" (Gott will es) - Symbole, die in rechtsextremen Kreisen verbreitet sind.
Gab es in den ersten Tagen selbst unter republikanischen Senatoren noch Stirnrunzeln, scheint inzwischen klar: Donald Trump will Pete Hegseth nicht trotz, sondern wegen seiner extremen Ansichten an die Spitze von über zwei Millionen US-Soldaten setzen. Er wird dann zum Gesicht und zum Körper der neuen imperialen Rhetorik des 45.US-Präsidenten und zum Posterboy entfesselter Männlichkeit.
Die Religiöse Rechte radikalisiert sich weiter
Zugleich steht Pete Hegseth für die Radikalisierung und Machtverschiebung innerhalb der Religiösen Rechten, denen Donald Trump auch seinen zweiten Wahlsieg verdankt. Evangelikale alter Schule spielen im Kosmos der MAGA-Bewegung nur noch eine Nebenrolle – Trumps einstiger Vizepräsident Mike Pence ist heute eine Hassfigur, weil er beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 dem Druck nicht nachgab.
Auch Dietrich Bonhoeffer wird nicht mehr gebrucht, der von christlichen Nationalisten im Wahlkampf noch als Vorbild für den Kampf gegen die Tyrannei des "Biden-Regimes" propagiert wurde. Der Spielfilm "Bonhoeffer: Pastor, Spy, Assassin" geriet zum Flop und verschwand nach wenigen Wochen aus den Kinos, obwohl man dem 1945 hingerichteten Widerstandskämpfer in der Werbung sogar eine Waffe in die Hand gedrückt hatte. Auch sein rechter Biograf Eric Metaxas hatte alles versucht, Bonhoeffer in einen "Christian Warrior" umzudeuten. Inzwischen begeistert sich auch Metaxas für die Maskulinität des neuen Verteidigungsministers und feiert die echten "Warriors" vom 6. Januar, deren Rehabilitierung durch Präsident Trump nur noch Formsache ist.
Und Amerikas moderate und liberale Christen? Sie wirken derzeit wie gelähmt. Umso dringender braucht es jetzt alle ökumenischen Kontakte, um ihnen Mut zu machen. Wir wissen aus unserer eigenen Geschichte, wohin ein triumphalistisches Helden-Christentum führt. Und die Botschaft des Evangeliums lautet weder "America First" noch "Deus Vult".