Neulich stand ich in der Küche, als eine Freundin zu mir sagte: "Ich bin gerade in der Follikelphase." Dabei umarmte sie eine Wärmflasche. Ein paar Tage später verkündete mir eine Kollegin, sie hätte ihr Bewerbungsgespräch dank "Eisprung-Power" gemeistert.
Ich kriege bei solchen Gesprächen auch Bauchschmerzen, und das liegt nicht an meinen Hormonen. Ja, es ist richtig gut, dass immer mehr Frauen heute wissen, dass es verschiedene Zyklusphasen gibt und was sie bedeuten. Ich freue mich, dass man heutzutage offen sagen kann: "Ich habe PMS", und auch Männer wissen, dass das keine Spielekonsole ist.
Doch je mehr Instagram-Werbungen ich sehe, die mir "hormonsensibles Zeitmanagement" versprechen, je penetranter die Drogeriefiliale bei mir um die Ecke "Hautpflege im Zyklus" bewirbt, desto mehr beschleicht mich ein ungutes Gefühl.
Es ist nämlich ziemlich heikel, wenn die Idee zum Trend wird, dass Frauen den Launen ihrer Hormone unterworfen sind. Die Industrie hat genau das als Geschäftsmodell entdeckt. Und verkauft uns alte sexistische Vorurteile als Empowerment.
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